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Rassismus

Die Guggenmusik "Negro Rhygass" zeigt sich nur öffentlich nicht mehr rassistisch

"In den internen Gesprächen wurde deutlich, dass eine grosse Mehrheit der Mitglieder derzeit kein neues Logo will."
Luftschlangen von Fasching und Fasnacht auf einem Tisch
Foto: Pixabay | 84264 | CC0

Die Fasnacht in der Schweiz sorgt zuverlässig für Diskussionen um Rassismus. So schmückte Anfang des Jahr eine ostschweizer Guggenmusik ihren Wagen mit einem ertrinkenden Flüchtling. Einige Monate später hielt es eine Guggenmusik aus Basel mit den Namen "Negro Rhygass" auch im Jahr 2018 für eine gute Idee, ihr Logo zur Schau zu stellen: eine schwarze Person mit dicken Lippen und Knochen im krausen Haar. Das alles unter dem Deckmantel der Satire und "Narrenfreiheit".

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Nur, lustig fanden das nicht alle. Schnell war fast schweizweit von Rassismus die Rede, andere sahen durch die Kritik die Tradition der Fasnacht in Gefahr. Am Montag ist die Guggenmusik eingeknickt: "Das umstrittene Vereinslogo wird offiziell nicht mehr öffentlich eingesetzt, auf ein neues Logo wird aber vorerst verzichtet", heisst es in einer Medienmitteilung. Nachdem sich auch "externe Fachpersonen" mit der Thematik auseinandergesetzt hätten, ist das Fazit der Gruppe: "Es hat sich klar herausgestellt, dass weder der Name noch das Logo jemals rassistisch gemeint waren."

Nur liegt genau hier der Hund begraben: Die Deutungshoheit, ob etwas als rassistisch empfunden wird oder nicht, liegt nicht bei Weissen Menschen, sondern bei People of Color.


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Immerhin kommen sie zum Schluss: "Die Zeiten haben sich geändert, gesellschaftliche und moralische Fragen werden heute anders beurteilt als vor 60 oder 90 Jahren. Was damals als 'süss' oder 'niedlich' empfunden wurde, kann heute verletzend und rassistisch wirken." Das Logo werde dennoch nicht verbannt, da es nach wie vor auf vielen Instrumenten und anderen Fasnacht-Requisiten vorhanden sei. "Zudem gehört es zur Vereinsgeschichte", heisst es in der Mitteilung. Die Lösung der Guggenmusik: Sie werden das alte Logo in der Öffentlichkeit nicht mehr einsetzen.

Als die Kritik im Spätsommer öffentlich wurde, gab es von Seiten der Menschen, die unbedingt an der fragwürdigen Tradition festhalten wollten, einen Solidaritätsmarsch, bei dem auch die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) mitlief. Spätestens, wenn sich rechtsextreme auf die eigene Seite schlagen, müsste man seine Haltung dringend überdenken. Auch wenn man sich öffentlich von "jeglicher Form von Rassismus und Diskriminierung" distanziert.

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