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Weltraum

Astronauten essen vielleicht bald buchstäblich Scheisse

Den lang gehegten Berufswunsch "Astronaut" streichen wir mal vorsorglich von der Liste.
Foto: imago/ZUMA Press (Bearbeitet)

Dieser Artikel stammt aus unserer Redaktion in Zürich.

Die Wissenschaft beschäftigt sich jetzt mit Scheisse im All – hochoffiziell und mit gutem Grund. Der Platz auf Raumstationen ist knapp und wird dieser für Lebensmittel verwendet, schränkt das nicht nur die Effizienz der Mission ein, sondern frisst auch durch das zusätzliche Gewicht mehr Treibstoff. Essen andererseits direkt vor Ort wachsen zu lassen benötigt zu viel Strom und Wasser. Vor allem Letzteres ist ein solch kostbares Gut, dass Astronauten sich mittlerweile daran gewöhnt haben, den eigenen Urin zu sammeln, um daraus wieder trinkbares Wasser zu filtern. Um den Weltraumfahrern auch auf langen Flügen durchs All die nötigen Nährstoffe zukommen zu lassen, tüfteln schlaue Köpfe wie Professor Christopher House zur Zeit daran, aus Scheisse fast schon Gold zu machen.

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Der Mikroben-Wissenschaftler an der Pennsylvania State University hat gemeinsam mit seinem Team herausgefunden, dass gewisse Mikroben-Arten die Fähigkeit besitzen, aus menschlichen Exkrementen wieder eine potentielle Nahrungsquelle für Menschen zu machen: "Es klingt ein wenig seltsam, aber das Endprodukt würde ein bisschen wie Marmite oder Vegemite sein, von dem du einen Abstrich voll 'Mikroben-Glibber' isst," erklärt er in seiner Studie, die im Journal Life Sciences in Space Research veröffentlicht wurde.

Der "Mikroben-Glibber" entsteht durch eine sogenannte anaerobe Gärung, also eine Zersetzung, die im sauerstofffreien Milieu stattfindet. Vereinfacht ausgedrückt: Stell dir den Magen einer Kuh vor, der gerade dabei ist, Gras in Fürze zu verwandeln. Dabei wird Methangas erzeugt, mit dem die Wissenschaftler in einem Reaktor wiederum eine Mikrobenart namens Methylococcus capsulatus züchten. Diese Art wird derzeit bereits als Tierfutter verwendet und zeichnet sich vor allem durch ihren hohen Proteingehalt aus. Dazu kommt, dass diese Methode der Nahrungsgewinnung "effizienter und auch schneller ist, als im Weltraum Tomaten oder Kartoffeln anzupflanzen", so House weiter. Gefällt die Mikroben-Reaktor-Idee dieser Studie der NASA, könnte es also bald schon möglich sein, sich als Astronaut ein figuratives Kackbrötchen zu schmieren.

Falls du genügend Zeit in England oder Australien verbracht hast, um dich mit der Existenz von Marmite respektive Vegemite anzufreunden, könnte das für dich sogar lecker klingen. Für alle anderen, die mit dieser braunen Grütze nichts anfangen können, wirkt dieses Vorhaben immer noch schlicht ekelerregend. Aber nur die allerwenigsten von uns sind ja auch Astronauten.

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