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Interviews

"Ich will den Underground der Grossstädte erobern"—Laskaar im Interview

Laskaar gilt als Geheimtipp in der internationalen Musikszene. Nur in der Schweiz kennt ihn kaum jemand.
Foto von Nadja Stäubli

Der Sänger Laskaar aus Zürich ist gerade dabei, die Musikliebhaber weltweit von sich zu überzeugen. Nachdem er in der Schweiz vor allem im Hintergrund agierte und für Künstler wie Lea Lu, Dodo oder Steff la Cheffe auch mal textete und bei Seven, Marc Sway oder Nubya und internationalen Superstars wie Nelly Furtado oder Tom Odell Backingvocals einsang, hat er im Frühling dieses Jahres seine Debüt-EP Never Met You über das renommierte Label PIAS veröffentlicht. PIAS gilt als eines der wichtigsten Independent-Labels weltweit und ist bekannt dafür, Acts im Untergrund zu finden und diese mit zukünftigen Fans aus der ganzen Welt zusammenzuführen.

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Nun stehen für den Zürcher Konzerte in New York, Los Angeles, Hamburg und Marrakesh an, was unweigerlich die Frage aufwirft: Steht Laskaar kurz vor dem internationalen Durchbruch und niemand in der Schweiz bemerkt es? Wir haben ihn zum Kaffee getroffen und ihm genau diese Frage gestellt.

Noisey: Bist du bald ein internationaler Superstar?
Laskaar: Hmm, das glaube ich nicht. Ich glaube, meine Musik ist zu nischig und ich gehe viel zu wenig Kompromisse ein, um ein internationaler Superstar werden zu können. Mir würde es mehr als genügen, wenn ich in verschiedenen Städten auf der Welt eine kleine Fanbase hätte und genug Geld reinkommen würde, damit ich mir ein professionelles Umfeld leisten könnte und sich das Ganze immer wieder refinanzieren würde.

Aber du könntest doch einfach Kompromisse eingehen, das würde doch alles viel einfacher machen.
Kompromisse bin ich in meiner Vergangenheit eingegangen und ich musste feststellen, dass mich diese nicht glücklich machen. Ich bin gerade so inspiriert wie nie zuvor und bin sehr zufrieden, wie alles läuft. Ich habe festgestellt, dass ich auf mich hören muss, um mich gut zu fühlen. Ich habe letztes Jahr ein Angebot von einem Major-Label erhalten und habe darauf nicht mehr reagiert. Nachdem diese Leute mir in einer Sitzung sagten, ich solle einen Song anders arrangieren und umstrukturieren, bin ich aufgestanden und gegangen. Stattdessen habe ich mich für das Indie-Label Mouthwatering Records entschieden. Ich glaube, der Zug mit dem Kompromisseeingehen ist abgefahren und das fühlt sich richtig gut an. Und siehe da, ich bin nun bei PIAS Germany gelandet. Offenbar war es die richtige Entscheidung.

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Was für Kompromisse bist du denn in Vergangenheit eingegangen?
Ich war jung, auf der Suche nach mir selbst und nach meiner musikalischen Identität. So habe ich mich in der Vergangenheit manchmal zu Sachen überreden lassen, die ich vielleicht doch nicht alle hätte ausprobieren sollen. Das waren wirklich so konkrete Ideen von Label- oder Marketingmenschen, die es ja auch nur gut gemeint haben. Oder ich bin insofern Kompromisse eingegangen, dass ich nicht nur auf mich selber gehört habe, sondern der Illusion verfallen bin, dass ich meine Musik auf irgendeine Weise dem Feedback von aussen anpassen muss. Das kann auf Dauer nur schief gehen, weil es schlicht nicht möglich ist allen zu gefallen. Ich bin froh, dass ich das früh genug erkannt habe und ablegen konnte. Ausserdem bin ich allgemein ein Musiker, der sich nicht unbedingt auf ein Genre festlegen möchte. Natürlich komme ich aus dem Soul-Bereich, und das hört man mir auch heute noch an, aber ich möchte frei sein und Kunst jenseits von Schubladen und Kategorien erschaffen.

Glaubst du, die Schweiz ist der richtige Ort, um eine Künstlerkarriere zu starten, wenn man so ein Freigeist ist?
Ich glaube schon, ja. Natürlich ist die Szene in Zürich nicht ganz so spannend wie in den globalen Grossstädten. Aber auch hier gibt es sehr spannende und subversive Orte, in denen Kunst gedeihen kann. Und vor allem sind wir hier sowas von privilegiert. Die Schweiz ist eine absolut sichere Base und ich kann von hier aus immer mal wieder an andere Orte reisen. Ich war letztes Jahr drei Monate in Los Angeles, eine Zeit lang in Marrakesch, in New York und an ganz vielen anderen Orten. Mein Plan ist, von hier aus zu operieren und mir in den Underground-Szenen der Weltstädte einen Namen zu machen. Wie bereits angesprochen, ist meine Musik eher ein Nischenprodukt: Ich muss sozusagen meine Hörerschaft in allen Teilen der Welt finden und das ist meine Mission für die kommende Zeit. Und wenn man mit einer klaren Vision und einem positiven Mindset durch die Welt läuft, ergeben sich sowieso immer Sachen, die man sich nicht hätte erträumen lassen.

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Wie zum Beispiel, dass ein internationales Topmodel im Video eines Schweizer Künstlers auftaucht?
Du meinst wohl Shaun Ross, der in meinem neuen Video zum Song "Echo" zu sehen ist? Genau solche Sachen passieren, wenn man offen ist und sein Glück quasi herausfordert. Ich habe Shaun Ross vor fast zehn Jahren zufällig in New York an einer Strassenkreuzung kennengelernt. Damals hatte er noch nicht gemodelt. Er wirkte auf mich auf eine positive Art geheimnisvoll und ich habe ihn einfach angesprochen. So entstand der Kontakt und daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt. Inzwischen ist er eines der gefragtesten männlichen Models weltweit und hat schon in Videos von Beyoncé oder Lana del Rey mitgewirkt. Ich habe ihm vor einigen Monaten einen Song von mir geschickt und er hat nur geantwortet: "I love the song. Let's do a video." Diese Einstellung mag ich und ich hoffe sie wird mich an noch ungeahnte Orte bringen.

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