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Danke für deinen Segen, Godfather des House

Marea Stamper, Bookerin des Chicagoer Clubs Smart Bar, erinnert an Frankie Knuckles und sein musikalisches Erbe.

Der Schock über Frankie Knuckles' unerwarteten Tod sitzt auch heute noch tief. Die House-Legende starb am 31. März viel zu früh im Alter von nur 59 Jahren. Marea Stamper, Bookerin des Chicagoer Clubs Smart Bar, erinnert an Frankie Knuckles und sein musikalisches Erbe.

Es war Sonntag, der 19. Januar [2014]. Seit 21 Uhr reichte die Schlange schon den ganzen Block entlang, jetzt war es fast Mitternacht. Im Club waren alle elektrisiert. Es war die Geburtstagsparty von Frankie Knuckles bei Queen!, mit einem beinahe unglaublichen All-Star-Line-Up: Frankie, David Morales, Louie Vega, Inaya Day und unserem Überraschungsgast Ultra Naté. Dazu kamen die Queen!-Residents Derrick Carter, Michael Serafini und Garrett David. Es waren so viele verschiedene Räder zu drehen, um diese Show stattfinden zu lassen. Unsere großartigen Mitarbeiter und Residents hatten seit Wochen rund um die Uhr gearbeitet, um sicherzustellen, dass Frankie eine perfekte Geburtstagsparty feiern konnte.

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Wisst ihr, Frankie Knuckles war seit über 30 Jahren ein Teil dieses Clubs—er war 1982 unser allererster Gast-DJ. In den folgenden drei Jahrzehnten hat er hunderte Male in unserem kleinen Raum gespielt und ihn als Resident sein Zuhause genannt. Thanksgiving, Memorial Day, das waren die wirklichen Familientreffen. Aber es gab in den ganzen 30 Jahren nie einen freien Abend. Natürlich gab es das nicht.

Um 23 Uhr wussten wir alle, dass etwas sehr Besonderes geschehen würde. Leute aus allen Ecken der Stadt—sonst durch ihre Viertel getrennt—füllten den Club und lachten, umarmten sich und sangen die Songs, die sie kannten. Derrick Carter ist immer großartig, aber in dieser Nacht war er noch einmal auf besondere Weise großartig. Michael und Garrett haben hinter dem DJ-Pult förmlich geglüht. All unsere Special-Guests waren da und haben das Geburtstagskind erwartet. Also ging ich raus, um mir das Gedränge der zitternden Chicagoer anzusehen, die darauf warteten, in den Club zu kommen. Auf einmal packte mich einer unserer Security-Leute und sagte, dass ich sofort ins Metro kommen solle, unseren Partner-Club über der Smart Bar. Als ich die Tür öffnete, sah ich unseren Besitzer, Joe Shanahan, und unseren Bar-Managaer, Lenny Lacson, die bei Frankie Knuckles treuem und loyalem Manager Frederick Dunson standen.

Frederick sagte—sichtlich aufgewühlt—dass es Frankie nicht gut ginge und er nicht in der Lage sei, es zur Show zu schaffen. Ohne zu zögern oder auch nur darüber nachzudenken, was Frederick uns da erzählte, was es für das Geschäft bedeuten würde, unterbrach Joe Frederick mit sanfter Stimme: „Mir ist egal, was das finanziell bedeutet und ob wir die Show verschieben müssen. Das ist mir nicht wichtig. Frederick, es geht nicht um heute Nacht. Was ist los? Sag uns einfach, wie wir helfen können. Was ist los mit Frankie? Wir haben Ärzte, die wir zu seinem Haus schicken können. Wir haben in unserer Belegschaft medizinisches Personal. Sollen wir jetzt zu ihm? Wir können innerhalb von Minuten dort sein."

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In diesem Moment wurde mir die tiefe Verbindung bewusst, die sich zwischen Joe und Frankie über die letzten dreißig Jahre entwickelt hat. Ich wusste ja dass sie sich nahe standen, aber das war etwas anderes. Obwohl ihre Hintergründe so verschieden waren, hätte ihr Verhältnis nicht enger sein können. Das ist, was House-Musik uns immer versprochen hat: Mauern einreißen zu können, uns als Brüder und Schwestern zu vereinen, ob schwarz oder weiß, jüdisch oder christlich—das alles macht keinen Unterschied, richtig?! House-Musik, Frankies Gabe, hat diese beiden Männer und so viele andere von uns auf eine Art zusammengebracht, von der wir nie hätten träumen können. Was ein Segen!

Dann klingelte Fredericks Telefon. Frankie war dabei sich anzuziehen. Er würde nicht in der Lage sein zu spielen, aber er würde kommen. Als er ankam, versuchten wir sicherzustellen, dass er sich wohl fühlte. Es muss ihn übermenschliche Kräfte gekostet haben, überhaupt zu erscheinen. Er verbrachte die Nacht damit, im Green Room zu sitzen, alte Freunde zu empfangen und Leute zu umarmen und zu küssen. Einer nach dem anderen kamen sie zu ihm. Michael Serafini saß zu seinen Füßen. Big Karl, unser sanfter Riese von einem Security-Guard, wurde Frankies persönlicher Bewacher und saß neben ihm wie ein Bär—stolz strahlend, aufgrund der Ehre, die ihm zuteil kam. Es war ein schönes Bild.

Als es an der Zeit war, dem Publikum mitzuteilen, dass es Frankie nicht gut ginge und er nicht spielen könne, aber dass er im Raum darüber sitzt, brach aus der Menge ein Song heraus, angeführt von Inaya und Ultra. Er hörte durch den Fußboden 500 Leute für ihn singen. Wir wussten nicht, dass dies ein Abschied war. Letzte Nacht hat mich mein Mann aus einem tiefen, vom Jet-Lag geplagten Schlaf geweckt, um mir zu sagen, dass Frankie von uns gegangen ist. Wir haben eine Aufnahme von einer von Frankies WBMX-Shows gehört. Mein Handy piepte. Auf dem Display stand nur: „Frankie!"

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Ich kann mir nicht vorstellen, wie viel Kraft es ihn gekostet haben muss, dieses eine Wort an mich zu schicken. Aber Joe hat das folgende Statement veröffentlicht:

„Frankie ist immer einer dieser DJs gewesen, die uns durch ihre Musik vom Dancefloor in die Kirche mitgenommen haben. Er war die erste Person, die ich eine Rede von Martin Luther King Jr. in seinen Remix habe einbauen hören. Er war ein Wegbereiter und ein Vorreiter, der Generationen von Musikern und Musikfans beeinflusst hat. Er hat mich vor 35 Jahren im Warehouse unter seine Fittiche genommen und dann später im Power Plant. Frankie war der erste DJ, den wir jemals für das Metro bzw. die Smart Bar buchten—er hat an unserem Eröffnungswochenende gespielt. Er ist einer der wenigen Künstler, die in allen drei Jahrzehnten des Clubs dort gespielt haben. Er war ein Pionier, ein vollkommener Profi. Ich hatte das Glück, mit ihm zusammenarbeiten und kollaborieren zu können. Er ist und bleibt für immer der Pate des House. Aber mehr als das: Für mich war er ein lieber, lieber Freund, den ich unglaublich vermissen werde."

Es war nicht einfach, wieder ins Büro zu kommen. Viele aus unserem Team sind seit Jahrzehnten hier. Frankie war seit über 30 Jahren aufs Engste mit jedem Teil unserer kleinen Welt verbunden. Es ist noch nicht einmal Mittag und wir haben alle schon viele Tränen vergossen. Es gibt Sachen zu tun. Was schreiben wir auf das Display? Welcher Nachruf ist angemessen? Wie können wir überhaupt anfangen, unsere Trauer und unseren Respekt zum Ausdruck zu bringen? Derrick Carter schrieb: „Es geht nicht um mich oder meine Traurigkeit. Ich bin hier nicht wichtig. Unsere Community hat eine ihrer Säulen verloren und einen ihrer Gründer, also trauern wir alle. Wir alle teilen das. Segen und Licht für euch alle. Seid dankbar und lebt in diesem Licht."

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Meine Gedanken sind bei Derrick, Michael, Garrett und besonders Joe—aber auch bei jedem, der mit House-Musik zu tun hat und diesen Verlust spürt, genau wie seinen Segen und das Licht.

Letzte Nacht habe ich mich gefragt: „Wie dankt man jemandem dafür, dir House-Musik geschenkt zu haben? Denk' darüber nach. Was hat House-Musik für dein Leben bedeutet?"

Ich weiß die Antwort auf diese Frage immer noch nicht. Also sage ich im Namen von meiner selbst, den Residents und allen anderen in der Smart Bar: Danke für deinen Segen, Godfather des House.

Marea Stamper ist Bookerin und lokale Veranstalterin der Smart Bar Chicago.

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