Dank des Musik-O-Maten nimmt euch euer Musikgeschmack die Wahlentscheidung ab

Das ging ja fix. Vier Jahre nach der dritten Amtszeit Angela Merkels heißt es am 24. September wieder: Es ist Bundestagswahl. Wer noch nicht weiß, ob er sein Krakel-Kreuz wieder bei der CDU macht, weil das die Eltern doch auch schon seit Ewigkeiten vorleben, sich lieber rebellisch für die FDP entscheidet oder doch lieber aufgrund des ausgiebigen Studiums der Wahlprogramme entscheiden will, kann sich ja immer noch vom Wahl-O-Maten helfen lassen. Oder wortwörtlich auf sein Herz hören und die Partei seiner Wahl anhand des persönlichen Musikgeschmacks auserwählen – durch den Musik-O-Maten.

Dort klickt man sich durch neun Fragen wie "Mit welchem Song feierst du?" oder "Was ist dein Lebensmotto?" und bekommt am Ende ausgespuckt, welche Partei wohl am besten passt. Denn jeder Song steht für eine Partei, mussten die Parteien doch im Vorfeld auch diese Fragen beantworten und ihre favorisierten Songs ins Rennen schicken. Dass man sich vor dem verkaterten Gang zur Wahlkabine trotzdem nochmal genau durchlesen sollte, wofür die jetzt eigentlich eintreten, versteht sich von selbst.

Wir haben uns mal angeschaut, was die Vertreter der CDU, SPD, Die Grünen, FDP und Die Linke so für einen Musikgeschmack haben. Auf unsere Nachfrage, warum die AfD fehlt, hieß es von Seiten des PR-Beauftragten: "Deezer hat alle als etabliert geltenden Parteien befragt. Aufgrund Deezers Engagement in der Initiative 'Musik ist bunt' wurde dabei die Alternative für Deutschland ausgenommen."

Hier die spannendsten Erkenntnisse:

Sie können es einfach nicht lassen. Schon 2013 schunkelte die CDU auf ihrer Siegesfeier zu dem Hosen-Song und Angela Merkel hatte Campino danach sogar persönlich am Telefon versichert, wie schön sie dieses Lied doch fände.

Der CDU hängt also auch nach vier Jahren immer noch nicht "Atemlos" zum zugeknöpften Hals raus. Konservativ können sie also auch in Sachen Musik.

Schon ein wenig ironisch, dass eine Partei, die vor hat, 16 Jahre lang zu regieren, einen Song auswählt, in dem sich darüber ausgekotzt wird, dass sich nie etwas ändert: "Die, die dich verarschen, die hast du selbst gewählt."

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Gloria-Sänger Klaas Heufer-Umlauf ist bekennender SPD-Anhänger, also was liegt da näher, als sich bei der Wahlfeier Freudentränen vergießend mit Martin Schulz in den Armen zu liegen und mit dezentem Rotwein-Atem "Ich bin dein Freund. Ich bin dein allerbeste Freund" zuzuhauchen?

Schade, dass die SPD nicht den Mut hatte, "Wir entficken die Welt" zum Motto ihrer Wahlkampagne zu machen.

2017 immer noch den Dauernudler von 2012 hören, ist in etwa so zeitgemäß wie Codein trinken. Moment. Codein … Lila … Was ist denn bitte bei der SPD los!?

Peter Fox hatte 2008 mit seinem Album Stadtaffe Deutschland komplett eingenommen. Überall lief sein harmlos und doch so ins Knie gehender Dancehall-Pop. Die FDP saß damals mit 9,8 % im Bundestag. Kein Wunder, dass sie sich die gute alte Zeit zurückwünschen.

Wenn man auf einer Party landet, bei der alle ausrasten, weil ein Typ mit kehliger Stimme von Freiheit singt, ist man entweder FDP-Mitglied oder Teil des Service-Personals.

Wundert diese Auswahl ernsthaft irgendjemanden? So romantisch wie ein erstes Date in der Cafeteria der Deutschen Bank.

Auf diese Frage hatten die drei Parteien alle die gleiche Antwort. Was das jetzt über die inhaltliche und politische Nähe aussagt, wissen wir aber auch nicht.

Da gab es wohl einen kleinen Nostalgie-Anfall in eine Zeit, als Grünen-Eminenz Joschka Fischer noch mit Turnschuhen in den Bundestag schlurfte und die Partei noch die Fahnen der 68er schwangen.

Das ist tatsächlich die einzig richtige Antwort, die Die Grünen auf diese Frage gebe konnten.

Ein satirischer Song in Rammstein-Manier – diese Wahl scheint erstmal absurd. Dabei besingt Böhmermann in dem Song eigentlich nur den klischeemäßig typischen Grünen-Wähler: mit Fahrradhelm, Jack Wolfskin-Jacke, Birkenstocks und Müsli mampfend.

Die Punkband stand schon mehrmals im Verfassungsschutzbericht des Landes Mecklenburg Vorpommern, als "linksextremistische Vereinigung". Im ausgewählten Song geht es jedoch eher um die Landflucht: Alle ziehen in die größeren Städte, der Rest bleibt mit einer schrumpfenden Jugendkultur zurück. Dazu schmeckt der Cuba Libre doch gleich noch ein bisschen besser.

Ist es nicht ein bisschen schwierig, sein eigenes Wahlprogramm mit einem Song zu beschreiben, der eine post-apokalyptische Welt beschreibt, in der höchstwahrscheinlich unzählige Menschen nach einem Atomkrieg umgekommen sind?

Bei der Wahl zwischen einer pathetischen Fußballhymne von Bourani, einer Rammstein-Imititation oder "Schrei nach Liebe" kann die Antwort nur lauten: "Ohohoh: Arschloch!"

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