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Sex

Wie du als homosexueller Single-Mann glücklich wirst

So schaffst du es, aus deinem Single-Selbstmitleids-Sumpf zu entkommen ohne dabei für immer auf Grindr schmoren zu müssen.
MandoBarista | CC BY-SA 2.0 | Flickr

Niemand ist so konsequent Single wie homosexuelle Männer. Beziehungen sind unter ihnen einfach seltener—von uns wird in der Regel auch gar nicht erst erwartet, etwas Festes zu haben. Während Heteros im Kennenlern-Smalltalk an irgendeinem Punkt meistens gefragt werden, ob sie aktuell jemanden haben, bekommen wir eher so was wie „Mein bester Freund ist auch schwul, ihr würdet super zusammenpassen!" zu hören, noch bevor wir—wenn überhaupt—gefragt werden, ob wir eigentlich Single sind. Und in den meisten Fällen sind wir es.

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Ich finde das grundsätzlich super. Beziehungen sind eh total überbewertet und bringen am Ende nichts als Stress und Herzscheiße. Trotzdem wünschen wir uns insgeheim bei jedem Gspusi, dass es diesmal vielleicht doch zu was Ernsterem wird, ehe wir wieder in der Grindr-Vorhölle sitzen, Tove Lo hören und darauf warten, dass endlich jemand aufpoppt, der uns aus diesem trostlosen Junggesellen-Sumpf fischt. Aber das muss nicht sein.

Single ist manchmal das Beste, was dir als schwuler Mann passieren kann. Du musst es nur erkennen (oder es dir lange genug einreden, das funktioniert eigentlich auch immer ganz gut). Egal, ob frisch gebackener oder Langzeit-Single—folgende Ratschläge solltest du dir jedenfalls zu Herzen nehmen.

Hol dir die richtigen Freunde

Foto: Stefanie Katzinger via VICE Media

Gleich vorweg: Single zu sein bedeutet nicht immer alleine zu sein. Ja, immer mehr deiner Hetero-Freunde versinken langsam aber sicher im Mittzwanziger-Pärchen-Moor. Das hindert dich aber nicht daran, die beste Zeit deines Lebens zu haben. Und nur weil du gerade keine Beziehung hast, muss das nicht heißen, dass du kein Beziehungstyp bist. Im Gegenteil. Vielleicht haben Beziehungen ja einen dermaßen hohen Wert für dich, dass du sie nicht gerade leichtfertig eingehst. Herzlichen Glückwunsch, das ist eigentlich ziemlich erwachsen von dir. Vielleicht bist du aber auch wirklich kein Beziehungstyp.

Bis du jemanden gefunden hast, mit dem du gemeinsam kein Beziehungstyp sein kannst, solltest du dich aber mit den richtigen Menschen umgeben. In der Regel sind das genau die, die immer schon da waren—dein Inner Circle. Sie sind im Grunde genommen deine Beziehung. Vor allem deine weiblichen Single-Freunde sind jetzt von enorm hoher Wichtigkeit—das weißt du, weil du Will & Grace gesehen hast. Aber sei vorsichtig: Denn auch deine Hetero-Freundinnen haben Bedürfnisse und werden dich nicht ewig in den Gay Club begleiten können (außer sie sind vergeben, dann darfst du eigentlich alles).

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Dating-Apps sind nicht alles

Screenshot via YouTube

Ich weiß—du hast Angst, auch eines Tages verbraucht und verraucht wie Carrie auf dem Cover des New York Magazine zu landen. Aber Grindr wird dich nicht davor bewahren. Grindr wird dich sogar dorthin bringen. Dating-Apps sind das Werkzeug des Teufels. Alles, was sie dir bringen, sind 1.000 oberflächliche Chats mit Typen, die du eh nie treffen wirst, ungewollte Schwanzfotos von Usern, die dein Großvater sein könnten, sexuell übertragbare Krankheiten, Anfragen von Typen, die dir wortwörtlich ins Gesicht scheißen möchten und Gesichter, die du irgendwann auf der Straße wieder erkennen wirst, wissend, wie der zugehörige Penis im erigierten Zustand aussieht.

So abwegig das für dich jetzt vielleicht auch klingen mag—aber du kannst auch ohne Dating-Apps Typen kennenlernen. Dafür musst du zwar die Couch verlassen, dir eine Hose anziehen und so richtig mit echten Menschen reden, was ungewohnt und vielleicht auch ein bisschen unbequem werden könnte, aber es macht sich wirklich bezahlt. Und solltest du dir wirklich absolut sicher sein, ausnahmsweise mal jemand Gutes auf Grindr und Konsorten gefunden zu haben, schreibt erst gar nicht lang rum. Mach dir ein Treffen aus. Sofort.

Hör auf, dich Konventionen unterzuordnen

Foto: Barcex | Wikimedia | CC BY-SA 3.0

Komm mir jetzt bloß nicht mit deinem Hund-Haus-Baby-Traum. Du hast jahrelang mit dir gehadert, bist im schlimmsten Fall in einer heteronormativen Hölle aufgewachsen, in der dir von klein auf beigebracht wurde, dass etwas mit dir nicht stimmt, hast so hart versucht, dich anzupassen, wolltest diese Gefühle immer wieder ersticken, bis du endlich den Mut gefunden hast, zu dir selbst und deiner Sexualität zu stehen. Und wofür das alles? Nur, um jetzt wieder in eine Schablone passen zu wollen, die noch nicht mal für die, die sie erfunden haben, wirklich funktioniert?

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Sei nicht der Typ, der seine Timelines stolz mit Regenbögen pflastert, insgeheim aber immer noch einem überholten Hetero-Traum mit konservativen Werten hinterherläuft. Newsflash: Allein deine sexuelle Orientierung ist nicht gerade traditionell. Und das ist verdammt gut so. Wenn du glaubst, du müsstest Modern Family spielen, um dein Glück zu finden, so be it. Aber glaub nicht, dass eine klassische heterosexuelle Beziehungsvorlage deine Homosexualität ausbügelt—da gibt es nämlich nichts auszubügeln. Hör auf, dich selbst zu hassen. Und hör auf, dich Konventionen zu beugen, die ohnehin von vornherein Blödsinn waren.

Setz deine Prioritäten

Foto: Nadja Tatar | Flickr | CC BY 2.0

Eines darfst du in diesem ganzen Beziehungs-Gebrabbel niemals, wirklich niemals vergessen: Die wichtigste Beziehung in deinem Leben ist die, die du mit dir selbst führst. Und bevor du jemand anderes lieben kannst, musst du erst mal lernen, dich selbst zu lieben. Und das ist mit einem Coming-out noch längst nicht erledigt—zumindest für viele.

Akzeptanz ist nicht gleich Selbstliebe. Viele schwule Männer nehmen ihre Sexualität mit dem inneren Coming-out einfach hin und versuchen dann eben, das Beste daraus zu machen. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Eine gesunde Beziehung zu dir selbst baust du aber nur dann auf, wenn du die Person, die du bist, voll und ganz lieben kannst. Aufrichtig. Ich weiß—nicht gerade einfach, wenn man in einer Gesellschaft aufwächst, in der „schwul" nach wie vor als Schimpfwort verwendet wird und Homophobie noch immer existiert. Aber du bist es verdammt noch mal wert, geliebt zu werden, und anfangen musst du damit selbst.

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Vorerst liegt die Sache mit der Liebe einzig und allein in deiner Hand. Genau wie dein Schwanz. Um wirklich glücklich zu werden, musst du deiner Seele so lange einen runterholen, bis du vor Selbstliebe nur so sprühst. Am besten täglich. Zweimal. Und irgendwann, wenn deine Liebe stark genug ist, kannst du sie auch in fremde Hände legen.

Den Mann, den du so verzweifelt suchst, musst du also erst mal in dir selbst finden—im übertragenen Sinn. Und dann, wenn die Zeit reif ist, wirst du ihn abermals in dir selbst finden—diesmal aber im wörtlichen Sinn. Oder ganz ohne Ficki-Ficki-Metapher: Wenn du als Single nicht glücklich sein kannst, wird dich eine Beziehung auch nicht glücklich machen. Wenn du das erst mal begriffen hast, wirst du dein Single-Dasein so dermaßen abfeiern, dass dir der bloße Gedanke an eine mögliche feste Beziehung alle Shots wieder hochkommen lässt. Und dann wirst du plötzlich eine Beziehung haben, bum. So läuft das.

Geh mit den Leuten feiern, die du sonst immer als ein bisschen zwielichtig eingestuft hattest und mach alles mit, was sie auch machen—sofern du Lust darauf hast. Lass dir einen Ohrring stechen. Flieg spontan irgendwo hin. Schnüffel Poppers und schlaf mit einem Typen, der erheblich kleiner ist als du. Schlaf mit einem Typen, der erheblich älter ist als du. Geh ironisch bauchfrei auf ein Madonna-Konzert. Nimm immer Kondome mit. Hab Spaß. Scheiß dir nix. Das alles machst du solange, bis die Frage „Bist du glücklich als Single?" nicht mehr diese Reaktion in dir hervorruft. Alles Gute.


Header: MandoBarista | CC BY-SA 2.0 | Flickr