Warum deine Lieblingsrapper bei Facebook so viel Mist posten

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Warum deine Lieblingsrapper bei Facebook so viel Mist posten

Waka Flocka Flame, 50 Cent, Lil Wayne und viele mehr teilen gerne unbelegten Viral-Content und absurden Entertainment-Mist. Dieses Verhalten kann schädlich sein.

Foto: Screenshot von Facebook Lil Wayne

Eine aktuelle Untersuchung der Stanford University mit fast 8.000 Teenagern hat gezeigt, dass die allermeisten bei Facebook echte Nachrichten nicht von falschen unterscheiden können. Dieser angsteinflößende Lackmustest zeigt, wie nebulös und subjektiv Informationen im Internet geworden sind—vor allem für Teenager und junge Erwachsene, die den größten Anteil der Social-Media-Nutzer ausmachen. Bei den zunehmenden Beweisen dafür, dass über Facebook geteilte Falschmeldungen und Memes eine nicht unerhebliche Rolle bei der Wahl Donald Trumps zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten gespielt haben, wird sich zunehmend mit der Mitschuld der Social-Media-Anbieter auseinandergesetzt und die Konsumenten zu mehr Wachsamkeit angehalten. Was dabei aber bislang außer Acht gelassen wurde ist, dass viele dieser Fake-News-Seiten auch weltbekannten Rappern verlinkt werden.

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Obwohl sie eigentlich so eine wichtige Rolle in der Promo-Maschinerie spielen, werden Künstlerseiten von Facebook geradezu sträflich vernachlässigt. Wenn man als Fan nicht gerade eine Option in einem kleinen Drop-Down-Menü aktiviert hat, sehen dank der implementierten Algorithmen nur etwa zehn Prozent der Follower jeden Post eines Musikers. Dementsprechend kann es für manche Künstler durchaus sinnvoll erscheinen, ihre Seite in eine Art generischen Content-Aggregator zu verwandeln, der ein viel größeres Publikum erreicht als bloß den harten Kern ihrer Fanbase. Das bekannteste Beispiel dafür ist wahrscheinlich Waka Flocka Flame, der weiterhin Links zu unterirdischen Listicles wie „7 Disgusting Facts You Didn't Know About The Porn Industry" postet. Dieser Trend lässt sich aber natürlich auch bei Raekwon, Curren$y, Chief Keef, 50 Cent, Young Thug, Lil Wayne … Bei so ziemlich allen beobachten. Während der ganze Clickbait-Mist noch relativ harmlos ist, ist die herrschende Tendenz dieser Seiten, Falschmeldungen zu teilen, insgesamt ziemlich besorgniserregend.

Warum sollten berühmte und üblicherweise ältere Rapper wie Snoop Dogg und 50 Cent überhaupt derartigen Content auf ihren Facebook-Seiten posten? Die Antwort dürfte vielleicht in einer ganz ähnlichen Praxis liegen, die manche Radiosender auf ihren Facebook-Seiten pflegen. Das beste Beispiel dafür ist das berüchtigte Virgin Radio Lebanon—die Seite mit der größten Userbeteiligung auf der ganzen Welt, 2014. Solche Seiten posten Inhalte, die eine möglichst breite Öffentlichkeit ansprechen. Dadurch gibt es mehr Traffic, die Seite wird für Werbekunden attraktiver und die Betreiber verdienen mehr Geld. Die Tatsache, dass besagter Content oftmals die Inhalte des Radioprogramms oder Formats nur leicht tangiert—wenn überhaupt—ist dabei irrelevant. Die vor allem fürs amerikanische Mainstream-Radio üblichen Morgensendungen, die Hörer und Kunden zum Sender bringen, sind daran ebenfalls kaum gebunden.

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Die Vorstellung, dass Rapper oder deren Facebook-Manager sich ein Beispiel an Virgin Lebanon nehmen, ist so abwegig jetzt nicht. Wenn Facebooks Algorithmen dazu führen, dass die Seite von den meisten Followern ohnehin nicht gesehen wird, warum soll man sie dann als reines Promotool benutzen, wenn man mit dem Radio-Modell ein bisschen was dazuverdienen kann? Handfeste Zahlen dazu, wie viel eine Seite wie die von Waka macht, sind kaum zu finden. Suchmaschinen führen einen ironischerweise zu Ergebnissen, die ein wahrscheinlich eher fehlgeleitetes Bild davon zeichnen, wie viel Geld du mit Facebook-Seiten machen kannst. Jeder will irgendwie Unternehmer oder Teil des digitalen Multilevel-Marketing-Schemes sein. Das kann sich auch schon mal überschneiden. Seiten wie das Q&A-Portal Quora schreiben jedenfalls etwas von monatlichen Beträgen zwischen 1.000 und 2.000 US-Dollar—und das bei Seiten mit lediglich 10.000 bis 20.000 Likes. Du kannst dir also vorstellen, was jemand mit doppelt so vielen Likes verdient.

Screenshot Facebook 50 Cent

Indem Künstlerseiten weiter derartigen Viral-Content verbreiten, vergrößern sie nur den Jahrmarkt der Abscheulichkeiten, in den sich Facebook verwandelt hat, seit es zur primären Nachrichtenquelle seines Durchschnitts-Users geworden ist. Auf der Seite tummelt sich auch so schon genug Schwachsinn, ohne dass Snoop Pseudo-Artikel darüber teilt, wie Kiffen die amerikanische Wirtschaft retten könnte. Natürlich gibt es weitaus Schlimmeres als hirnlose Listicles—vor allem, wenn man ohnehin den Eindruck hat, die Menschheit würde sich gerade unaufhaltsam auf ein tiefschwarzes Kapitel zubewegen. Eine gewisse Ausgewogenheit zwischen albernen und intelligenten Inhalten ist aber dringend nötig und das ist etwas, das alle Online-Plattformen (diese Seite hier inbegriffen) immer noch lernen.

Phil bei Twitter.  

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