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Die Musik von LAL lenkt deinen Fokus auf soziale Themen

Die Schubladen, in die man LAL stecken will, sind zu klein für die Band und das macht manche Leute echt fertig.

Wenn dich die Dekadenz mancher Künstler im Bereich der elektronischen Musik frustriert (Girls, Saufen, mehr Girls); oder wenn du dich nach Musik mit Haltung oder zumindest einer Message sehnst, dann solltest du dich mal mit dem Projekt LAL aus Kanada beschäftigen. Ich habe die Beiden in Toronto getroffen und mit ihnen über ihr neues Video zum Song „Tiny Mirrors" gesprochen. Jedoch landeten wir am Ende bei ganz anderen Themen: Sebstfindung, soziale Gerechtigkeit und den Zusammenhang von Musik und Politik.

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LAL ist das gemeinsame Projekt von Sängerin Rosina Kazi und dem Produzenten Nicholas Murray (a.k.a. Murr). Die Band bestand anfangs nur aus Rosina und Murr—die Beiden haben beim gleichen Label gearbeitet und sich so getroffen. Rosina musste Murr—der zuvor HipHop-Beats produzierte—erst einmal davon überzeugen, Musik mit ihr zu machen. Nachdem er überredet war, ist das Duo expandiert, sie holten sich mehrere Musiker dazu. Inzwischen arbeiten sie aber wieder zu zweit.

LAL hat einen einzigartigen Sound entwickelt. Ihre asiatischen Wurzeln vereinen sie mit westindischen Einflüssen und bereichern diese Mischung mit Elementen aus HipHop, Dub, Downtempo, Broken Soul, Techno und allem, was sich dazwischen bewegt. Das Resultat ist ein Sound-Schmelztigel der sich jeder Kategorisierung entzieht und ihnen fast jede musikalische Szene in Toronto eröffnet hat: „Wir haben immer schon unsere unterschiedlichen musikalischen Ausgangspunkte erforscht. Am Anfang hatten wir keine Ahnung, was wir da überhaupt taten, aber wir haben inzwischen den Versuch unternommen, das herauszufinden", erklärt Rosina, als ich sie zur Anfangszeit von LAL befragte.

Die Band wird ständig von Medien gefragt, welche Minderheit oder soziale Gruppe sie denn nun repräsentiere. Schon diese Frage basieren auf einem Urteil, mit dem sich die Bandmitglieder nicht so recht anfreunden kann. Weil sie Stellung zu sozialen Themen beziehen und ihre Sounds nicht nur auf westlichen Traditionen beruhen, sollen sie auch einsortieren, für welche Minderheit oder Gruppe sie stehen. „Wir waren sowohl auf HipHop-Konzerten, als auch bei Folk-Festivals und Technoveranstaltungen, die Schubladen, in die man uns stecken will, sind zu klein für uns und das macht manche Leute echt fertig", lacht Rosina.

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„Wenn du farbige Haut hast und in Kanada wohnst, oder auch nur aus einem anderen kulturellen Hintergrund kommst, erzählt dir jeder, dass diese Musik wichtig ist für diese Kultur—es wird überhaupt nicht beachtet, dass du in der kanadischen Kultur aufgewachsen bis und dass dies in der Regel die wichtigsten Erfahrungen sind, die du während deines Lebens sammelst, das wird komplett ignoriert", erklärt Murr. Ihn frustriert, dass seine Musik manchmal unter der Kategorie „World Music" läuft.

Das ist ein altbekanntes Phänomen in den Medien—jemand, der nicht in das „weiß und männlich"-Schema passt, wird nicht wegen seiner Message beachtet, sondern für die Tatsache, dass er einer Minderheit angehört und er darf auch nicht für die Allgemeinheit sprechen sondern nur für die Minderheit, der er angehört. Obwohl LAL von dieser Dynamik eigentlich genervt sind, haben sie festgestellt, dass manche ihrer Fans genau deshalb erst Zugang zu ihrer Musik gefunden haben. Doch die Musik von LAL soll nicht nur für einige wenige Menschen sprechen, sondern allgemeine Diskussionen anregen.

„Wir sprechen viel über soiale Gerechtigkeit und wir haben viel Arbeit geleistet in der Aktivisten-, Schwulen- und Feministenszene, das bekommen unsere Fans sicher mit", sagt Rosina. „Mich würde es zwar freuen, wenn sich mehr Leute für solche Themen einsetzen würden. Andererseits trägt es auch schon zur sozialen Gerechtigkeit bei, wenn das, was du tust, irgendeinen positiven Effekt auf die Leute hat—zum Beispiel, wenn ihnen einfach deine Musik gefällt. Ich erwarte nicht von jedem, dass er über soziale Themen spricht. Andererseits ist das auch Teil der Musik, weil es Teil des Lebens ist", erklärt Rosina, als ich sie frage, ob sie mehr Engagement bei Musikern erwarte. „Gerade jetzt, in einer Zeit, die es uns so leicht macht, heute einen Song zu hören, den du morgen schon wieder vergessen hast, bereichert eine Einstellung zu den Dingen deine Musik und die Gesellschaft." Diese Sichtweise hat Rosina jedoch in den letzten Jahren erst entwickelt. Zuerst fand sie, Texte in der Musik sollten eher von einem bestimmten Detail im Leben handeln. Heute will sie mit ihrer Musik auch Diskussionen anregen und kreative, positive Räume schaffen. „Letztlich handelt doch jeder Text davon, wie du andere Menschen behandelst und dich selbst. Wenn das nichts mit sozialer Gerechtigkeit zu tun hat, was dann?" Die Musik von LAL erzählt zunehmend die Geschichte von Integration der Ausgeschlossenen.

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Auch als LAL das Video zum Song „Tiny Mirrors" produzierten, nutzen sie ihre Vernetzung in der Kunstszene. Das mitreißende Video wurde von Ayelen Liberona und Joseph Johnson-Cami aufgenommen. Die beiden hochtalentierten Künstler nennen sich „Wandering Eye Productions". Der Clip ist ein Teil ihres Serienprojektes The Shift. „Dies ist der erste Teil", sagt Rosina. „Ayalen und Joseph haben diese wundervolle neue Technik genutzt, bei der die Kameras an den Körpern der Tänzer befestigt werden. Das erlaubt den Tänzern komplette Freiheit und uns völlig neue Perspektiven. Ich mag interdisziplinäre Kollaborationen und Cross-Promotion. Inzwischen konnte ich für jeden der Songs auf dem neuen Album einen Regisseur oder Produzenten gewinnen."

Das neue Album von LAL All You Need To Know erscheint im Frühjahr 2015. Bis dahin werden noch einige andere bewundernswert kreative Videos erscheinen.

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