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David Bowie wirbt nach seinem Tod unfreiwillig für Friseurprodukte

Zwei Tage nach Bowies Tod stürzen sich die Haar-Experten auf sein Vermächtnis.

Ist Euch bei — Stefan Koldehoff (@skoldehoff)January 11, 2016

David Bowie war nicht nur ein genialer Musiker und Performer, sondern auch ein guter Geschäftsmann. So hatte er zum Beispiel 1997 gemeinsam mit dem Banker David Pullmann die Idee zur Aktienverwertung seines künstlerischen Ertrags und war mit den Bowie Bonds der erste Künstler, der Fans oder Investoren mittels Partizipationsscheinen an seinem Erfolg teilhaben ließ. Ein erfolgreiches Konzept, das ihn nicht nur noch vermögender machte, sondern es ihm auch ermöglichte, Rechte an alten Songs zurück zu kaufen.

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Aber was heute, nur zwei Tage nach seinem Tod im Internet aufgepoppt ist, würde sogar ihn erstaunen—und dem humorvollen Zyniker in ihm wahrscheinlich durchaus Spaß machen. Auf Twitter tauchte der Scan einer vermeintlichen Presseaussendung auf, in dem die Marketingabteilung ohne große Umschweife gleich zur Sache kommt: „David Bowie: Der Musiker, der Frisurengeschichte schrieb".

Dann wird der Haar-Experte Armin Morbach—ein umtriebiger Stylist, den die Älteren unter euch noch als Juror aus der ersten Staffel von GNTM kennen—zitiert: „David Bowie war über Jahrzehnte eine Stilikone und hat in seinem Leben fast jeden Haarstyle getragen." Danach folgt die freundliche Aufforderung, man solle für „Statements und Kommentare zu den Looks von David Bowie" jederzeit Herrn Morbach kontaktieren.

Nicht, dass das werbliche Ausschlachten von Stars nach ihren Tod ungewöhnlich oder schlecht wäre. Solche Dinge passieren an den PR-Fronten dieses und jedes Landes ja laufend. Meistens liegt solchen Geschäften, die für die Nachkommen sehr, sehr einträglich sein können, aber ein schon bestehender Werbevertrag oder eine Neuverhandlung mit den Erben zugrunde.

Bowie war zu Lebzeiten auch nicht zimperlich und hat mit seiner Unterschrift der Verwendung seiner Person oder Musik teils absurden, teils großartigen Werbungen Tür und Tor geöffnet. Zum Beispiel für einen wirklich schönen Louis-Vuitton-Spot. Oder für Vittel. Und wie alle Größen der 80er konnte er auch zu großzügigen Angeboten von Pepsi nicht Nein sagen. Selbst Fellini und Godard drehten damals Werbespots, also warum auch nicht?

Lediglich die Patronanz der kanadischen Labatt's-Brauerei für seine 1990er Sound+Vision-Tour hinterließ einen schalen Nachgeschmack bei vielen Bowie-Fans, weil das damals als innovativ empfunden Konzept vorsah, mitten im Set eine Werbepause einzubauen. Was für ein Schwachsinn.

Trotzdem oder gerade deswegen ist diese Form der werblichen Trittbrettfahrerei, begünstigt durch einen Todesfall, ein ziemlicher Fauxpas. Ob Armin Morbach hier tatsächlich im Fahrwasser von Bowie noch ein wenig Sternenstaub mitnaschen will, ist schwer zu sagen—vielleicht wurde ihm das Statement auch von einem übereifrigen Consultant zuerst nahe- und dann in den Mund gelegt. So oder so ist die resultierende Leichenfledderei keine Freude. Vielleicht sollte Armin Morbach die Haare einer Frisur-Analyse unterziehen, die den Fans jetzt zu Berge stehen.