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Der ECHO hat entschieden, ob 'JBG3' als "Album des Jahres" nominiert bleiben darf

In der Begründung schreibt der Ethik-Beirat: "Wir beobachten mit großer Sorge die Aufwärtsspirale, die sich auch in der verbalen Missachtung von Gesetzen ausdrückt."
Foto: imago

In der Causa ECHO-Ethik-Beirat versus JBG3 ist eine Entscheidung gefallen. Nachdem Anfang März die Liste der Nominierten für den diesjährigen Echo veröffentlicht wurde, kam wenige Wochen später der Dämpfer für das Rap-Duo Kollegah und Farid Bang. Aufgrund der Textzeile "Mein Körper definierter als Auschwitzinsassen" sollte geprüft werden, ob ihr Album JBG3, das in den Kategorien "Album des Jahres" und "Hip-Hop/Urban National" nominiert ist, überhaupt zur Wahl stehen dürfe. Der Vorwurf: Die Grenze zwischen künstlerischer Freiheit und gesellschaftlich nicht hinnehmbaren Äußerungen werde mit solchen Lines überschritten. Jetzt ist die Entscheidung gefallen: JBG3 wird weiterhin nominiert bleiben.

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"Nach sorgfältiger Befassung mit dem Gesamtprodukt JBG3 von Kollegah & Farid Bang hat der ECHO-Beirat mehrheitlich entschieden, dass im Song '0815' der Bonus-EP § 185 die künstlerische Freiheit nicht so wesentlich übertreten wird, dass ein Ausschluss gerechtfertigt wäre – auch, wenn es sich um einen Grenzfall handelt", steht es auf der ECHO-Website. Wolfgang Börsen, Sprecher des ECHO-Beirats fügt an:

"Die Wortwahl einiger Texte […] ist provozierend, respektlos und voller Gewalt. Sie als Stilmittel des Battle-Raps zu verharmlosen, lehnen wir ab und möchten an dieser Stelle unsere deutliche Missbilligung gegenüber der Sprache und den getroffenen Aussagen unterstreichen."

Er fährt fort:

"Nach intensiver und teilweise kontroverser Diskussion sind wir dennoch mehrheitlich zu dem Ergebnis gekommen, dass ein formaler Ausschluss nicht der richtige Weg ist. Wir nehmen wahr, dass nicht nur in der Musik, sondern auch in anderen Bereichen der Kultur, wie in Film, Theater und Malerei, eklatante Tabubrüche zunehmend zu den Merkmalen der Kunstfreiheit gehören. Auch sehen wir, dass Hass und Gewalt im gesamten medialen Umfeld zunehmen. Wir halten diese aktuelle Entwicklung in unserer Gesellschaft für bedenklich und falsch und beobachten mit großer Sorge die Aufwärtsspirale, die sich auch in der verbalen Missachtung von Gesetzen ausdrückt."

Kollegah hat seit der Ethik-Prüfung turbulente Tage durchlebt. Die ihn kritisierenden "Mainstream-Medien" (Wortlaut Kollegah) wie BILD und RTL haben in Kollegah hinsichtlich populistischer Meinungsmache einen ebenbürtigen Gegner gefunden, der sich mit Geld, Follower-Power und Instagram- bzw. YouTube-Account gegen den Gegner ins mediale Feld wirft. Kann man schockiert und gefrustet drüber sein, dass der Rapper etwa Journalisten 25.000 Euro bietet, wenn diese "objektiv" über eine Verschwörungstheorie berichten. Oder man nimmt es wie 3Plusss mit Humor und hofft mit tränenden Augen, dass auch dieser Spuk hoffentlich bald vorbei sein wird und es allen wieder besser geht. Vor allem Kollegah.

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Es war übrigens nicht das erste Mal, dass der ECHO ein bereits nominiertes Album im Nachhinein prüfen ließ. Mit JBG3 treten Kollegah und Farid Bang in die glorreichen Fußstapfen von Frei.Wild, die nach ihrer Prüfung 2014 wie der Boss und Banger ebenfalls trotzdem antreten durften.

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