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Interviews

"Mein Tag-Team-Partner wäre eher Bushido" – Eko Fresh über sein Lieblingshobby Wrestling

Wir haben Eko Fresh getroffen und mit ihm über Wrestling und Deutschrap gesprochen. Und über Tim Wiese.
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"Man kann nicht erwarten, dass jeder Rapper immer genau das erlebt hat, wovon er rappt", sagt Eko Fresh mit seinem typischen Eko-Grinsen, während er seinen alternden Boxerhund durch seine verschlafende Nachbarschaft irgendwo vor Köln Gassi führt. "Dann würden die ja nur vom Playstation zocken und auf der Couch rumhängen rappen." Und Eko? Der würde wohl über Wrestling rappen. "Das war immer mein Sport."

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Wenn der Kölner am 22. September sein neues Album König von Deutschland veröffentlicht, dann blickt der 33-Jährige nicht nur auf zehn Soloalben, sondern auch auf Hunderte Stunden Wrestling-Konsum zurück. Der WWE-Nerd verriet uns, wie er nach seinem Teenie-Hype in die deutsche Wrestlingszene eintauchte, wieso der Sport dem Battlerap so ähnlich ist und welcher Rapper sein Tag-Team-Partner wäre.


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Noisey: Eko, was für ein Wrestler wärst du geworden?
Eko Fresh: Ich glaube, ich wäre ein ganz guter Manager. Ich könnte für jemanden sprechen, der zwar ein guter Wrestler ist, aber nicht so gut reden kann. Zum Wrestlen bin ich nicht fit genug.

Gibt es denn ein Wrestling-Pendant zum Rapper Eko Fresh?
Enzo Amore ist jemand, der auch nah an der urbanen Kultur ist. Der bringt immer einen Spruch von Biggie, läuft mit HipHop-Klamotten rum und der ist auch richtig cool, was das Mic-Work angeht. In die Richtung würde Eko Freezy im Ring gehen.

Und wenn du es von deinem Standing im Deutschrap betrachtest, wer wäre im Wrestling vergleichbar?
Das wäre ein Wrestler, der ein bisschen älter ist. Einer, der technisch gut ist und auch mal kommerziell Erfolg hatte, aber konstant Teil davon war. Ich wäre jemand, bei dem die Leute wissen, dass er eine Show machen kann, dem aber auch das Handwerk am Herzen liegt. Als Wrestler wäre ich vielleicht Shawn Michaels. Das würde ich mir zumindest wünschen. Ein Veteran.

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Wäre Savas dann dein Triple-H in der D-Generation X?
Gute Frage. Ich glaube mein Tag-Team-Partner wäre eher Bushido.

Wie viele Parallelen gibt es zwischen Deutschrap und Wrestling?
Es gibt einige Parallelen zwischen Deutschrap und Wrestling. Fehden und Beef sind ja sehr ähnlich. Bei Battlerap und Wrestling verschwimmt Realität mit der Show. Beides hat einen gewissen Entertainment-Charakter, weil es den Fans Spaß machen soll. Rap und Wrestling sind eine Unterhaltung für große Jungs. Und die eigentlichen Charaktere von Rappern und Wrestlern werden sehr verstärkt dargestellt.

Bei den Rappern wird also auch viel geschauspielert?
Der Kern ist oft real, aber es schmücken sich auch viele Rapper mit den Federn ihrer Kumpels. Oft ist der Rapper vielleicht der cleverste und der musikalischste Typ in der Gang gewesen. Der hat es dann geschafft. Seine Kumpels leben so einen halbkriminellen Lifestyle und er adaptiert den. Man kann ja auch nicht erwarten, dass jeder Rapper immer genau das erlebt hat, wovon er rappt. Dann würden die ja nur vom Playstation zocken und auf der Couch rumhängen rappen. Das Leben der meisten Rapper ist langweiliger als auf der Platte. Das ist aber in Ordnung. Ich frage mich bei Deutschrap immer: Was kann ich als erwachsener Mann bei offenem Fenster im Auto hören ohne mich zu schämen?

Bei welchen deutschsprachigen Rappern kannst du getrost an der Ampel vor einer vollbesetzten Eisdiele die Fenster herunterkurbeln?
Ach, da gibt es einige. Bei Xatar kann ich getrost das Fenster herunterlassen. Das ist ein bisschen Männerrap bei guter Soundästhetik und viel Realness sowie Entertainment.

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Und welchen Wrestler supportest du ohne dich zu schämen?
Cesaro natürlich, aber das ist vielleicht unfair ihn zu nennen, weil er ein Freund von mir ist. Als Fan von CM Punk konnte man sich als erwachsener Mann auch immer outen. Ich finde aber auch John Cena cool, auch wenn den die Kids feiern. Der ist ja schon so lange dabei und man weiß ja mittlerweile bei den ganzen Berichten und so ein bisschen, was das für ein Typ ist. Der kann sich ja nicht permanent verstellen. Ich glaube John Cena ist eine coole Socke.

John Cena hat ja sogar eine eigene HipHop-Platte…
Ja, es stecken viel Rap und HipHop im Wrestling. Cryme Tyme sind mit Rap in den Ring gekommen, The Big Show hat versucht zu freestylen oder guck dir The Usos an, das sind voll die HipHop-Typen.

Wie wurdest du zum Wrestling-Fan?
Wie wir alle habe ich das natürlich als Kind Ende der 90er geguckt. Mein Onkel hatte Kabel, aber er hat meinem Cousin und mir immer die Wrestling-Aufzeichnungen verboten und uns auf die Finger gehauen. Wir sind dann immer zu unserem deutschen Kumpel Sascha, der das gucken durfte, und haben es natürlich auch nachgespielt. Wir hatten so ein Tape gemacht, wo wir eine fiktive Wrestling-Show moderiert haben. Jeder hatte eine eigene Einlaufmusik. Das war groß. Anfang der 2000er war ich dann raus, weil dann Rap meinen ganzen Alltag bestimmt hat.

Wie bist du dann wieder zum Wrestling gekommen?
Ich hatte nach 2005 so ein paar Jahre, da hab ich in Kalk gelebt und da lief es recht schwer mit meiner Karriere. Mein Teenie-Höhepunkt war vorbei und ich wurde erwachsen. In der Zeit sind viele Plattformen, auf denen ich stattgefunden habe, durch das Internet weggefallen. Das waren drei harte Jahre, in denen ich mir sehr viel wieder aufbauen musste. Ich musste auch meinen Stil als erwachsener Rapper wiederfinden. In der Zeit bin ich über meine Leidenschaft zu DVDs zurück zum Wrestling gekommen. Ich hab dann erst alle neuen Folgen geguckt und anschließend die ganzen verpassten Jahre komplett aufgeholt. In der Zeit habe ich echt so viel Wrestling geguckt.

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Du hast dann auch für den deutschen Wrestler Murat Bosporus einen eigenen Theme-Song produziert. Wie kam es dazu?
Mich hat es auch interessiert, wie es hinter den Kulissen abgeht. Also habe ich die damalige deutsche Wrestlingliga GSW kontaktiert und war auf deren Events. Ich bin dann auch mal als Manager von Murat Bosporus aufgetreten, weil wir beide Türken sind. Wir waren damals krasse Heels, weil das ganze Publikum es gehasst hat, dass ich da war. Die Liga hat so einen Heat natürlich begrüßt. Mir hat das damals voll Spaß gemacht, denn ich durfte auch in die Kämpfe eingreifen und habe einen Einblick hinter die Kulissen bekommen. Damals hab ich auch das erste Mal Claudio getroffen.

Du meinst Claudio Castagnoli, der mittlerweile als Cesaro einer der WWE-Stars ist …
Ja, ich kenne Cesaro schon seit über zehn Jahren. Damals trat er noch bei mehreren Independent Promotions auf. Bei den deutschen Ligen wussten alle, dass er vom Können her unfassbar ist. Und bei der WWE haben sie das irgendwann auch gemerkt, nachdem sein Gimmick am Anfang eher sein Talent für Sprachen war. Dementsprechend ist er jetzt fester Bestandteil der Liga. Das ist schon unwirklich, wie schnell das ging. Jetzt schreiben wir immer mal wieder und versuchen uns zu treffen, wenn er in Deutschland ist.

Tim Wiese wollte auch zum Star der WWE aufsteigen. Wie hast du seine Wrestling-Bemühungen verfolgt?
Tim Wiese finde ich ganz cool und ich habe den auch kennengelernt. Für einen Bodybuilder hatte er das echt gut gemacht, aber ich wusste, dass er das mit dem Wrestling nicht durchziehen wird. Er stand nie zu hundert Prozent hinter der Entscheidung, Wrestler zu werden. Er dachte sich, dass es einfach ist, Wrestler zu werden und er wollte die Plattform nutzen, um sich selbst darzustellen. Aber Wrestling ist viel mehr als das, Wrestling ist harte Arbeit. Und Tim Wiese hat sich nie mit Wrestling identifiziert.

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Guckst du gerade noch viel Wrestling?
Deutsches Wrestling schaffe ich einfach nicht mehr zu schauen. Ich gucke derzeit nur RAW und die Pay-per-Views. Ich hatte mal eine Zeit, da habe ich wirklich alles in mich hereingeschlungen: Alle WWE-Events, TNA und die kleinsten Shows. Leider habe ich die Zeit nicht mehr.

Warst du auch mal bei einem Großevent in den USA?
Nee, das ist der einzige Traum, den ich mir noch nicht erfüllen konnte. Ich war zwei Mal kurz davor. Beim Summerslam kamen Dreharbeiten dazwischen und bei Wrestlemania ein Album. Dieses Jahr klappt es nicht wegen meines Sohnes, der jetzt erst ein Jahr alt ist, aber nächstes Jahr bestimmt.

Würdest du deinem Sohn Wrestling verbieten?
Im Gegenteil, ich freue mich jetzt schon, wenn ich mit meinem Kleinen zum Wrestling gehe. Das Produkt WWE ist ja auch zu einem Familienprodukt geworden – was ich begrüße. Ich finde die WWE heute einfach cooler als früher! Früher war es Indianer gegen Cowboy, heute ist das alles viel breiter gefächert und hängt auch am echten Leben dran. Viele meiner Freunde verstehen das nicht, dass ich Wrestling so feiere. Wenn ich die dann aber mitnehme, dann kommen die auf den Trichter und merken wie übel das ist.

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