Cem Özdemir, Spitzenkandidat der Grünen, 51 Jahre
Junge Menschen lieben Europa, weil das Erasmus-Jahr eine tolle Zeit ist, um sich durch den Kontinent zu saufen und zu vögeln. Klimaschutz und ethisch korrekte Lebensmittel sind jungen Menschen wichtig – gleichzeitig ernähren sie sich so beschissen wie immer und sind so mobil wie keine Generation vor ihnen. Wer heute grün wählt, muss längst kein Überzeugter sein. Viele Studenten und junge Großstädter fliegen von München zu ihren Freunden nach Hamburg oder fürs Wochenende nach London oder Bukarest. Die Grünen sind mittlerweile so konservativ und spießig geworden, dass sie längst über eine schwarz-grüne Koalition nach der Bundestagswahl nachdenken. Wer Veränderung will, wählt eher die Linke oder die AfD. Wer jung ist und will, dass alles bleibt, wie es ist, wählt CDU. Warum junge Menschen die Grünen wählen sollen, beantwortet die Partei momentan nicht."… weil wir die Einzigen sind, die einen klaren Kompass haben beim Klimaschutz. Wir wollen dafür sorgen, dass das Auto sauber wird, dass gesunde Lebensmittel auf unsere Teller kommen, die Tiere dabei nicht gequält werden und Europa zusammengehalten wird."
Alexander Gauland, Spitzenkandidat der AfD, 76:
Lokalstolz ist harmlos, wenn man im Bayerischen Wald Pilze sammelt und Bilder bei Instagram mit "#dahoam" versieht. Er ist gefährlich, wenn Heimat auf Ideologie trifft, auf Propaganda und Chauvinismus. Wenn aus Heimatliebe "#defendeurope" wird wie etwa beim Postergirl der Identitären Bewegung, Alina von Rauheneck. Man muss Gauland eines zugestehen. Leider. Mit seiner Antwort gelingt es ihm, das Alte-Herren-Thema "Heimat" auf die Jugend umzumünzen, ohne allzu gewollt zu wirken. Ohne es zu sagen, unterstützt er die durchgestylte Neurechte, deren einst schwarz-rot-weißes "Deutschland den Deutschen" nun "Europa der Vaterländer" heißt und für die Heimatgefühl ist "wie Drogen nehmen"."… weil junge Menschen eine Heimat brauchen und wir diese Heimat in Deutschland garantieren wollen."
Katja Suding, stellvertretende Vorsitzende der FDP, 41:
Ist Digitalisierung wirklich das Stichwort, um Jungwähler aus dem Dornröschenschlaf ihres politischen Desinteresses zu küssen? Wenn man der FDP glaubt, ja. Fragt man Jungwähler, eher nein. In Deutschland will kaum jemand digitale Unternehmen gründen, die jungen Wähler glauben nicht, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze schaffen wird. Andererseits: Deutschland ist ein Entwicklungsland, wenn es um Breitbandnetz geht. Hätte Suding etwa versprochen, den Nahverkehr in allen großen Städten zuverlässig mit WLAN zu versorgen, hätte sie punkten können."… weil wir ein liberales Menschenbild haben. Wir wollen den Einzelnen stark machen durch bessere Bildung. Wir wollen unsere Zukunftschancen nutzen, indem wir die Digitalisierung wirklich angehen."
Jens Spahn, Mitglied im Parteipräsidium der CDU, 37:
Zu sein, wie man ist – dazu gehört, zu lieben, wen man will. Jens Spahn, ein Hardliner, wenn es um Menschenrechte für Flüchtlinge geht, ist vergleichsweise progressiv, wenn es um Bürgerrechte für Deutsche geht. Er ist schwul und stimmte für die Ehe für Alle – anders als etwa die Kanzlerin. Aber wieso widmet er sein Statement ausgerechnet dem Auto? Junge Menschen fahren Bahn, mieten sich ein Auto, wenn sie eins brauchen oder organisieren sich eine Mitfahrgelegenheit. Spahn ist das egal: Deutschland, die Autofahrer-Nation, verdient einen Autofahrer-Wahlkampf."… wir nehmen die Menschen, auch die jungen, wie sie sind. Wir wollen nicht vorschreiben, was man ist, was man fährt, wie schnell man fährt, wie man wohnt. Das sollen Menschen selbst entscheiden."
Katja Kipping, Parteivorsitzende der Linken, 39:
Das BAföG zu erhöhen, ist ein kluger Gedanke. Das wollen auch SPD und Grüne. Aber die Linke will als einzige Partei, dass das BAföG komplett unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt wird. Die Wünsche der Linken, BAföG und andere Leistungen für junge Familien und Studenten sollen 26 Milliarden Euro kosten. Die Linke will das über höhere Steuern für Reiche finanzieren. Ob die Rechnung aufgeht, ist die eine Frage, aber immerhin gelingt es Kipping bei Überzeugt uns, Jungwählern ein konkretes Angebot zu machen."… weil wir für eine Gesellschaft streiten, in der alle – auch Junge – frei von Armut sind. Heißt unter anderem, dass wir uns für ein elternunabhängiges BAföG in Höhe von 1.050 Euro stark machen."
Alexander Dobrindt, CSU, Bundesverkehrsminister, 47:
Maximales Blabla – das ist bequem, aber in Bayern kann sich die CSU das leisten, wählen ja auch so genug Menschen die Partei. Sie regiert schon jetzt allein. Und wie es aussieht, wird sie das auch nach der nächsten Landtagswahl 2018 tun."… wir wollen Freiheit statt Bevormundung. Wir wollen Chancen statt Schulden. Wir wollen Innovationen statt Verbote, deswegen sind wir die beste Wahl."
Ralf Stegner, stellvertretender Bundesvorsitzender SPD, 57:
Europa, klar! Wer einen Spitzenkandidat Martin Schulz hat, der setzt auf Europa. Das Problem: Wer sonst wenig hat, setzt auf Phrasen."… wir wollen nicht Milliarden für Panzer und Drohnen ausgeben, sondern für Bildung. Für Zukunft. Für Familien. Wir wollen was tun, für ein Europa, das uns Frieden bringt und Wohlstand sichert."