An einer Biohacker-Messe begegnete ich letzten Herbst einem hightech Ring namens Moodmetric, der verspricht, gegen Stress zu helfen. Normalerweise lassen mich Wearables kalt. Smartwatches oder Fitbits sehe ich als unnötige Verlängerungen des Smartphones, die entweder als einmal getragenes Weihnachtsgeschenk in der Schublade verstauben oder das Handgelenk von Über-Joggern und treulosen Weightwatchern verschandeln.
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Doch der Moodring ist anders. Er ist Teil einer neuen, millionenschweren Bewegung der Selbstoptimierungs-Industrie. Diese will statt dem Körper die Psyche vermessen und verbessern. Da ich mich in letzter Zeit vom Stress bei der Arbeit abends erschöpfter als sonst fühle, reizte mich die Vorstellung, einen kleinen Coach am Finger zu tragen, der mir mitteilte, wann ich einen Gang runterschalten könnte.
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Vielleicht war es auch nur die Nostalgie, weil ich mich gedanklich in mein siebenjähriges Ich beamte, das sich freudig einen Stimmungsring aus dem Kaugummiautomaten zog.Der Moodring aus der schönen neuen Welt unterscheidet sich allerdings deutlich von seinem Vorgänger aus dem Kaugummiautomaten: Er kostet nicht einen sondern gut 260 Franken. Er misst auch nicht einfach die Körpertemperatur, sondern die sich ändernde elektrische Leitfähigkeit der Haut. Vereinfacht gesagt, hält der Ring fest, wie sehr du schwitzt. Die in eine Stress-Skala umgerechneten Daten sind am Ende des Tages und live in einer App aufrufbar.Was in der Theorie einfach klingt, möchte ich in der Praxis für eine Woche testen und lasse mir den Ring vom finnischen Hersteller zuschicken. Los geht's:Ich ziehe den Ring aus seinem Paket. Er ist aus Silber, klobig, mit einem matten, schwarzen Kunststoff-Stein besetzt. In ihm sind zwei sandkorngrosse Lämpchen eingelassen, die ich fast übersehen hätte. Am Steinrand sitzt ein USB-Schlitz. Eine Schönheit ist er nicht gerade.Ich stecke ihn mir an den Finger und starte die dazugehörige App und das Bluetooth auf meinem Smartphone. Eine wellenförmige Kurve erscheint, die mir mein Stresslevel live anzeigt. Sie erinnert mich an den Graph eines Elektrokardiogramms. Mein Wert liegt jetzt bei 60. Wie ich in der Bedienungsanleitung lese, ist das ein guter Wert für einen Arbeitstag – ich bin weder total weggetreten, noch super aufgestachelt. Insgesamt gibt es fünf Werte: 0-20 für sehr ruhig, 21-40 für gelassen, 41-60 für aktiv, 61-80 für aufgeregt, und 81-100 für sehr aufgeregt.
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Vielleicht war es auch nur die Nostalgie, weil ich mich gedanklich in mein siebenjähriges Ich beamte, das sich freudig einen Stimmungsring aus dem Kaugummiautomaten zog.Der Moodring aus der schönen neuen Welt unterscheidet sich allerdings deutlich von seinem Vorgänger aus dem Kaugummiautomaten: Er kostet nicht einen sondern gut 260 Franken. Er misst auch nicht einfach die Körpertemperatur, sondern die sich ändernde elektrische Leitfähigkeit der Haut. Vereinfacht gesagt, hält der Ring fest, wie sehr du schwitzt. Die in eine Stress-Skala umgerechneten Daten sind am Ende des Tages und live in einer App aufrufbar.Was in der Theorie einfach klingt, möchte ich in der Praxis für eine Woche testen und lasse mir den Ring vom finnischen Hersteller zuschicken. Los geht's:
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Nachmittags beginnt das Lämpchen rot zu blinken. Laut Anleitung passiert das immer, wenn man für fünf Minuten sehr gestresst ist, der Moodmetric-Wert also 75 übersteigt. Das andere Lämpchen soll grün leuchten, wenn ich mich in einem zen-ähnlichen Zustand von unter 15 befinde. Ich kümmere mich nicht weiter darum, da ich so schnell wie möglich einen Text fertig schreiben muss.Während des Tages checke ich die App immer wieder. Es fühlt sich ein bisschen an, als hätte ich einen neuen aufregenden Social-Media-Kanal entdeckt. Mit dem Unterschied, dass ich nicht die Statusmeldungen anderer sehe, sondern die meines Nervensystems. Ich kann abends aus den Daten herauslesen, dass es mich anscheinend beruhigt, wenn ich einfach ungestört an einem Artikel schreibe – und näher rückende Abgabetermine mich nervös machen. Das hätte ich auch ohne Ring gewusst, aber die Zahlen schwarz auf weiss eröffnen neue Möglichkeiten. Vielleicht sollte ich meinem Chef mal meine blutrote Stresskurve auf den Bürotisch klatschen, wenn er eine Deadline vorverschieben will?
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