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Feature

Trettmanns Tourtagebuch – Unterwegs mit Bonez MC & Raf Camora

"Dann geht das erste Mal das Licht an und ich sehe die Crowd ..." Trettmann ist Warm Up auf Bonez MCs und Raf Camoras "Palmen aus Plastik"-Tour. Für euch hat er zu Stift und Kamera gegriffen.

Alle Fotos: Trettmann

Raf Camora und Bonez MC sind derzeit auf großer Palmen aus Plastik-Tour. Die Hallen sind groß, der Ticketstand bewegt sich momentan zwischen "ausverkauft", "zzt. nicht verfügbar" und "vielleicht gibt es noch zwei bis drei an der Abendkasse … Wenn du Glück hast".

Mittendrin: TRETTMANN. Der based Adriano Celentano macht jeden Abend den Anheizer – eine mehr als gute Wahl, wie wir aus eigener Trettmann-live-Erfahrung wissen. Für Noisey hat er zu Stift, Papier und Kamera gegriffen, um für euch den täglichen Palmen-Wahnsinn einzufangen … Und fliegen zu lassen!

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TAG 1 & 2

… Schreiendes Kleinkind, eine Gruppe besoffener Skatspieler, und der Dude neben mir hackt seinen Text in die Tastatur, als gehe die Welt unter … Dabei heißt es doch immer, man solle das Leben in vollen Zügen genießen ^^ War ich gestern noch Support-Act bei den Beginnern in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle, bin ich heute schon wieder unterwegs Richtung Köln. Dort spiele ich zusammen mit Joshi Mizu das Warm Up für die Palmen aus Plastik-Tour, die schon seit einem Tag läuft. Angekommen im E- Werk, gleich Soundcheck gemacht mit der Band und dann noch etwas die Frühlingssonne genossen. So nach und nach trudeln dann alle ein: Joshi, Raf, Bonez, Gzuz, Maxwell. Letzteren treffe ich heute zum ersten Mal. Bester Typ. Ich hör ihn immer noch Backstage "Was solls" singen … Alles macht Sinn.

Gegen 19:30 Uhr ist es dann soweit, Joshi ist als erster dran und überzeugt mich auf Anhieb. Er hat Hits, die alle demnächst erscheinen. Watch out! Der nächste bin ich. "Skyline" ist wie immer mein Opener und kommt gut an. Dann geht das erste Mal das Licht an und ich sehe die Crowd. Überraschung: Wie jung die Leute doch sind, im Vergleich zum Tag vorher bei den Beginnern ;-)
Kurze Speech Zum Dancehall-Status Quo gebracht und Palmen aus Plastik abgehailt und weiter mit "Was solls". Knallt. Eigentlich läuft alles gut, bis auf meinen Abrutscher zwischen Box und Bühne … Guter Start in die neue Tour, erstmal von der Bühne fallen ^^ LOL. Passiert auch den Besten. Onkel Bonez ist dasselbe am Vortag passiert.

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Danach der Moment auf den ganz Köln & Umland gewartet hat. Die 1-Raf-7-Sprechchöre werden immer lauter und dann ist es endlich soweit: Am weißen Vorhang zeichnen sich die Silhouetten von Raf und Bonez ab und Sekunden später beginnt die Show. Ich will an der Stelle keinen Run Down schreiben und zu viel verraten, nur so viel: Es knallt … Hits galore und Eskalation vorprogrammiert! Band und Bühnenbild tun ihr übriges. Und auch gute Aussichten, wenn man bedenkt, dass die vier Köln-Shows mit den Zusatzkonzerten beginnen und die härtesten Fans von Tag zu Tag mehr werden … Soweit erstmal von mir und der Tour an Tag 1 und 2, ich schnapp mir das nächste Taxi. Gute Nacht!

Tag 3

OK, Frühstück verschlafen. Auf meinem Weg nach unten treffe ich Moritz, unseren Tonmann im Fahrstuhl. Er hat die Umgebung schon am Vortag ausgescoutet und wir beschließen gemeinsame Sache zu machen. Unterwegs zum Bäcker erzählt er mir, dass er gerade einen Monat auf Jamaika war und wie er so berichtet, fällt mir auf, dass es auch für mich mal wieder Zeit wäre. Viel zu lange weg gewesen. Wir kaufen frisches Obst, statt westdeutscher Brötchen und halten ein Reasoning im Back Yard der Christuskirche. Täglich grüßt das Murmeltier, geht es mir durch den Kopf, als wir wieder am Venue ankommen, dabei ist das erst Tag drei ^^

Es ist jedes Mal krass zu sehen, wie viele Leute bei der Show Backstage sind. Entourage und Freunde, Chicks und Thugs. Raf und Bonez sind keine Diven, Hombre! Karmo Kaputto, bekannt aus Rafs Umfeld, Los Kaputtos Representer, macht heute den ersten Support. Sein Kram ist dirty Boombap, handelt von Kakerlaken, Kush, verdorbenen Schwestern und expliziten Sexpraktiken. Der Lifestyle: Kellerloch.

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Joshi Mizu gewohnt solide. Er scheint mir heute mehr Spaß zu haben. Kann an dem Glas Vodka liegen, das er ext, nachdem die Crowd ihn dazu nötigt. Ich stöpsel' mir langsam die In Ears rein und höre wieder diesen Ohrwurm "Chardonnay". Dankeschön XD. Dann bin ich wieder dran. Show läuft gut. Kein Sturz, gute Crowd, machen was ich sage und haben Spaß. Bigup Köln!

Seit zwei Tagen macht hinter der Bühne der hauseigene 187-Syrup die Runde. Ich glaube, Bonez und Raf haben heute jeder 'ne ganze Flasche intus. Wer weiß, wie das Zeug wirkt, muss sich einfach wundern, wie die Jungs trotzdem abreißen: 1,5 Stunden hardcore Turn Up, inklusive der Gastauftritte von Maxwell und Gzuz. Lean kann uns nichts! Ich selber brauch kein Lean. Herb und Mango und das Tourlife reichen. Während die andern noch in den Club stürzen, fahr ich zurück ins Hotel und chill.

TAG 4

Nach drei Tagen Hotel heute Check-Out und weiter im Nightliner. Es kursieren zwar schaurige Geschichten über das "Blaue Monster", aber Hotelzimmer mit Fenstern, die man nicht öffnen kann, gehen auf Dauer auch nicht klar. Also Koffer gepackt und auf zur letzten Show im E- Werk. Eigentlich hieß es, es solle heute regnen, aber die Sonne gibt alles und versüßt uns den Nachmittag. Die ganze Gang chillt draußen zu Baile Funk und Vybz Kartel. Und dann fährt es vor – das Monster. Und erstrahlt in seinem Dunkelblau.

Wie schon erwartet, ist die Crowd heute unfassbar gut drauf. Eigentlich nicht topbar. Liegt wohl auch daran, dass die Bande vollständig am Start ist und beste Vibes streut. Ich lass mich anstecken und gönn mir Apple Vodka während der Show. Bei "Nicht ohne mein Team" ist dann alles aus … Was für ein Anthem, was für ein Moment!

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Ich wollte eigentlich ruhig machen und Stimme schonen, aber der Abschluss in Köln muss einfach gefeiert werden. Und so versack ich mit den Jungs in der Küche bis zur Abfahrt um 2 Uhr. Ich bin etwas aufgeregt, denn es ist mein erstes Mal im Nightliner. Ich lass mich vom Fahrer akkurat einweisen. Er heißt Holger, kommt ursprünglich aus Wernigerode und ist ein stabiler Mittfünfziger. Es herrscht Rauchverbot im Bus, außer vorn bei ihm in der Fahrerkabine. Dort lässt sich auch gut flexen, zu Sound aus den 80ies und Geschichten über seine Fahrgäste, von Chippendales bis K.I.Z und Ina Müller. Irgendwann kriech' ich dann in meine Koje und wir rollen Richtung Wiesbaden.

Tag 5

Als ich in Wiesbaden aufwache, scheint die Sonne auf den Bus und heizt gut ein. Es ist erst 9 Uhr und ich beschließe trotzdem aufzustehen und die Umgebung auszuchecken. Draußen vorm Schlachthof ist niemand zu sehen, außer eine frühe Fanin mit Spliff im Mund, die gleich auf mich zustürzt und mich mit Fragen löchert. Ich entkomme rechtzeitig und finde den Eingang zum Venue und die Garderoben. Nice, wir haben eine große Dachterrasse und ich nutze das gute Wetter, um meine Klamotten zu waschen und in die Sonne zu hängen. Dann frühstücken. Ich versuche mich an einem Smoothie und scheitere kläglich. Zu viel Ingwer macht das Ding scharf und ungenießbar. Raf kommt rein und will auch einen. Im zweiten Anlauf gelingt es mir besser und alle sind happy. Ich steig' wieder in den Bus und penne bis zum Soundcheck. Der Schlachthof ist ausverkauft und schon Stunden vor dem Konzert schießen überall 187-Jünger durch die Gegend. Über den Abend hinweg, krieg ich auch irgendwie ne Ahnung, wie groß das Movement ist. Rings um das Venue hört man den Sound aus Autos und Boomboxen, Sprechchöre die ganze Nacht.

Heute gibt es auch Grund zu feiern, denn Maxwell ist mit seinem Debütalbum "Kohldampf" auf 2 in die Charts eingestiegen. Glückwunsch! Raf und Bonez reißen wieder hart ab. Die ganze vordere Reihe besteht aus Girls, das sieht irgendwie gut aus. Ich geh nochmal für "Vaporizer" auf die Bühne und lass den Abend auf der Terrasse ausklingen.

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Tag 6

Am nächsten Tag steht unser Bus schon wieder in Zürich, vorm Volkshaus. Mit Sonnenschein und Kaffee hab' ich einen guten Start in den Tag. Das Venue kommt mir klein vor im Vergleich zu den Hallen davor, aber es hat Charme und erinnert an einen Tanzsaal aus den 60ern; aber trotzdem passen hier 2000 Leute rein. Gegen frühen Nachmittag meldet sich Stereo Luchs bei mir, ein Dancehall-Artist aus der Schweiz. Wir linken und streifen zusammen durchs Viertel und besuchen Buzz in seinem Plattenladen "16 Tons", einem der bestsortiertesten, die ich kenne, für Soul, R&B und Reggae.

RAF und Bonez arbeiten während der Tour an neuer Musik mit der Bande und haben in ihrem Nightliner ein kleines Studio aufgebaut. Leider ist der Bus auch im Stillstand zu laut, um final aufzunehmen, aber für Skizzen und Demos reicht es allemal. Raf lädt mich ein auf einen der Songs draufzuspringen. Ich schreib schnell einen 8-Zeiler und sing es ein.

Am Abend ist die Stimmung sehr gut. Die Schweiz hat Bock und feiert hart. Das Bühnenbild ist heute etwas kleiner, weil nicht alles durch die Türen passte, merkt aber keiner. Maxwell zerfetzt Züri, zusammen mit Raf, Bonez und Joshi.

Nach der Show flexen wir noch im Backstage und sippen guten Liquor. Im Anschluss weiter im Bus, hören Musik und ich versacke bis zuletzt mit der Band. Als ich schlafen gehe ist es schon hell. FEHLER!

Tag 7

Gerade aufgewacht. Bin immer noch steif. Mein Body beschließt diesen Tag ausfallen zu lassen.


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Fortsetzung folgt … 

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