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Wie Crass beinahe den dritten Weltkrieg ausgelöst hätten

Die britische Regierung hat gerade ein paar Dokumente veröffentlicht, die beweisen, dass die Anarcho-Punkband Crass uns beinahe in einen Weltkrieg geritten hätte.

Porträt von David Titlow

Kürzlich wurden offizielle Regierungsunterlagen veröffentlicht, die eine der besten Sachen, die die einzig wahre Punkband Crass jemals getan hat, betreffen.

Im Jahr 1982, als der Rest der Punkwelt anfing, Saxophon zu spielen, haben Crass ein subversives Werk in Gang gesetzt, indem sie Aufnahmen von Margaret Thatcher und Ronald Reagan manipuliert und damit ein Telefongespräch zwischen den beiden konservativen Übermenschen fingiert haben.

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Hier lest ihr, wie Crass-Gründer Penny Rimbaud VICE damals im Jahr 2004 die ganze Geschichte erzählte:

„Wir wollten uns etwas ausdenken, womit wir Thatcher loswerden konnten. Das war kurz nach der Falkland-Scharade und kurz bevor sie wiedergewählt wurde. Uns wurde etwas mitgeteilt, von dem wir wussten, dass es der Thatcher-Regierung ernsthaft schaden könnte. Angeblich hatte die Navy zugelassen, dass das Marine-Kriegsschiff HMS Sheffield von Bomben getroffen wurde, da sie es nicht über das Erscheinen einer Exocet-Rakete auf dem Radar informiert hatte. Die anderen drei Boote der Flotte wurden informiert und haben sich verteidigt. Warum? Eines der Schiffe durfte keinen Schaden nehmen, da Prinz Andrew an Bord war. Da die Information geheim war, haben wir beschlossen, dass der einzige Weg war, sie öffentlich zu machen, ein Telefongespräch zwischen Thatcher und Reagan zu fälschen.“

„Wir haben Teile aus Reden der beiden bearbeitet und zusammengeschnitten und damit eine Unterhaltung mit allen Details zur Sheffield kreiert. Dann haben wir die Bänder an alle großen europäischen Zeitungen versendet, aber nichts ist geschehen. Thatcher wurde wiedergewählt, sechs Monate später gab jedoch die US-Regierung bekannt, dass sie im Besitz von KGB-Bändern wäre, die ‚hergestellt wurden um die Demokratie, wie wir sie kennen, zu zerstören‘.“

„Bald wurde uns bewusst, dass sie über unsere Bänder sprachen. Es war beängstigend. Ein paar anarchistische Witzbolde, die einen Weltkrieg lostreten? Wie auch immer, die KGB Geschichte schwappte in die britische Presse über und kurz danach kontaktierte The Observer uns und fragte, ob wir etwas über die Bänder wussten. Es war unglaublich. Die ganze Sache wurde absolut geheim gehalten, aber irgendwie haben sie herausgefunden, dass wir dahinter steckten. Nach einem zermürbenden Verhandlungstag, haben wir zugestimmt, Verantwortung zu übernehmen, wenn sie die Details über die Sheffield in ihrem Artikel veröffentlichen— sie haben ihr Wort gehalten und genau das getan.“

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„Wir haben unser bestes getan, die Geschichte aufzudecken, aber bis jetzt wurde der Sache nie in vollem Umfang nachgegangen.“


Am letzten Donnerstag wurden offizielle Dokumente über den Fall veröffentlicht. Sie sind nicht besonders erhellend, aber sie beweisen immerhin, dass Margaret Thatcher 1983 zumindest ein wenig Zeit damit verbrachte, über Crass zu lesen. Etwas, was sie mit den meisten 45-jährigen Punks gemeinsam hat, die ihre Cider-Dosen in einem Pret-a-Manger in Kentish Town kippen.

Ihr könnt den Rest hier nachlesen. Es ist ziemlich witzig.

Aber so komisch es auch ist, fast den dritten Weltkrieg angezettelt zu haben, es ist nicht unbedingt das beste Stück Situationskomik, das Crass auf die Gesellschaft losgelassen haben. Das war sicherlich, als sie die Version eines Songs von ihrem Album Penis Envy über eine Mädchenzeitschrift namens Loving herausgebracht haben. Hier erklärt Penny Rimbaud diese Story:

„Wir haben ein Album mit dem Titel Penis Envy aufgenommen, der letzte Song trug den Titel ‚Lipstick On Your Penis‘ und basierte auf dem alten Lied ‚Lipstick On Your Collar‘. Auf Penis Envy haben die Frauen unserer Band das meiste gemacht, es war ein sehr feministisches Album und ‚Lipstick‘ handelte davon, dass die Institution Ehe kaum mehr als Prostitution ist. Als wir den Song aufgenommen haben, wurde uns klar, dass es wahrscheinlich sofort zu einer Copyright-Klage kommen würde, also haben wir uns dazu entschlossen, den Text komplett umzuschreiben. Das Endprodukt war so unglaublich schmalzig, dass wir auf die Idee kamen, es einem Teenager-Romanzen-Blatt zu schicken, das den Namen Loving trug. Das war eines dieser Magazine, das jungen Mädchen irgendwelche Lügen eintrichtert und sie mit aberwitzigen Fantasien reinlegt, denen sie nicht folgen können und nicht folgen werden. Magazine wie diese sorgen nur für Herzschmerz und dafür, dass junge Leute sich selbst fremd werden und niedergeschlagen sind.“

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„Wie auch immer, wir haben in Lovings Büro angerufen, uns als Creative Recordings and Sound Services (CRASS) vorgestellt und gesagt: ‚Wir haben gerade diese Aufnahmen gemacht und denken, dass sie für ihr Magazin sehr passend wären.‘ Sie sind darauf angesprungen und haben uns gesagt sie fänden es ‚großartig, fantastisch. Wir wollen eine Spezialausgabe zu Bräuten machen. Wie wäre es wenn wir den Songs als Gratis Flexi-Disk dazu legen?‘ Und genau das taten sie. Sie haben es als ‚Our Wedding‘ beworben—‚ein absolutes Muss für deinen Hochzeitstag‘.“

„Sie haben uns das alles abgekauft, der Text war jedoch einfach nur beängstigender und banaler Mist über die soziale Fantasie des Heiratens—so Zeug wie, dass man nie wieder andere Mädchen oder Jungs ansieht, wenn man einmal verknallt ist. Es war totaler Mist, aber sie haben es gerne mit ihrem Magazin verbreitet. Was für eine Art von Loving soll das sein? Kurz danach hat ein Freund von uns den ganzen Schwindel auffliegen lassen und das The Star Magazin hat die großartige Schlagzeile ‚Band of Hate’s Loving Message‘ gedruckt. Ich glaube es gab ein paar Entlassungen beim Loving Magazin.“

So einen Scheiß gibt es bei Jake Bugg nicht.

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