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Liebe Echo-Veranstalter, wir haben da eine Frage: Merkt ihr noch irgendwas?

Die Echo-Verantwortlichen haben offensichtlich richtig viel aus dem 2013er Skandal gelernt und nominieren Frei.Wild 2014 einfach nochmal. Ob dieses Jahr weniger geshitstormed und boykottiert wird?

Foto: Holger Fichtner

Vielleicht erinnert ihr euch: Ziemlich genau vor einem Jahr brach ein mittelstarker Shitstorm über der deutschen Musikszene aus, als die Echo-Nominierungen veröffentlicht wurden. In der Kategorie Rock/Alternativ National standen damals folgende Bands: Die Ärzte, Frei.Wild, Kraftklub, MIA. und Unheilig.

Daraufhin boykottierten Kraftklub die Veranstaltung, Die Ärzte machen das aus Prinzip eh schon seit es die Preisverleihung gibt, distanzierten sich aber trotzdem noch einmal deutlich in einem Statement davon, mit einer „politisch fragwürdigen Band“ in eine Kategorie geworfen zu werden. Daraufhin schlossen sich dann MIA. auch noch der allgemeinen Boykotterei an, woraufhin nur noch Unheilig und Frei.Wild in der Kategorie blieben. Nun gerieten die Verantwortlichen der Deutschen Phono-Akademie, die den ach-so-begehrten Preis vergibt, ordentlich ins Schwimmen. Erst wurde verkündet, dass die Nominierung für Frei.Wild zurückgezogen würde, dann wollte man sich plötzlich doch nicht unter Druck setzen lassen, weil es dafür keinen Grund gäbe und dann wurden Frei.Wild letztlich doch gekickt.

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Die Südtiroler schmollten erst und freuten sich dann über die zunehmende mediale Aufmerksamkeit (die mit Sicherheit auch die CD-Verkäufe angekurbelt hat). Als von der Gästeliste Entfernte organisierten sie am Abend der Echo-Verleihung auch noch eine Demo, um möglichst viel aus dem anhaltenden Kacksturm rauszuholen.

Gewonnen hat den Preis letztendlich Unheilig, die sich die ganze Zeit konsequent aus allem rausgehalten haben. Da hätte man sich ja gleich alles sparen können.

Wie man sich ja auch die ganze Veranstaltung gleich sparen könnte. Denn nach wie vor werden Echos nicht vergeben, um eine Band für ihre Musik auszuzeichnen, sondern um sie dafür zu belohnen, dass sie in den jeweils vergangenen zwölf Monaten die meisten Alben verkauft haben—was, wie wir schon im letzten Jahr schrieben, schon in sich total unlogisch ist. Wozu also überhaupt fünf Bands nominieren, statt einfach zu sagen, dass Unheilig den Preis bekommen?

Die gute alte Was-soll-der-Scheiß-Frage stellt sich beim Echo allerdings auch 2014 wieder unweigerlich. Heute zum Beispiel sind die Nominierungen für 2014 veröffentlicht worden und siehe da, wer in unserer Lieblingskategorie Rock/Alternativ National auftaucht: Frei.Wild!

Die Band triumphiert nun natürlich und genießt die erneute mediale Aufmerksamkeit:

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Beitrag von Frei.Wild.

Keine Ahnung, ob die Mitnominierten 2014 (In Extremo, Schandmaul, Scorpions und Sportfreunde Stiller) die (kategorielle) Nähe zu den Südtiroler Deutschtümelern besser ertragen als Kraftklub und Die Ärzte, aber das ändert ja mal überhaupt gar nichts an der fragwürdigen politischen Haltung von Frei.Wild. Immerhin war diese laut einem offiziellen Statement im letzten Jahr noch der Grund, die Nominierung für die Südtiroler zurückzuziehen. Wir zitieren Dr. Florian Drücke, den Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie mit einem Statement vom letzten Jahr:

„Wir haben in den letzten Tagen heftige Kontroversen um die Nominierung von Frei.Wild, die auf Basis der Charts-Auswertung erfolgte, erlebt, die den gesamten Echo und damit auch alle anderen Künstler und Bands überschatten. Um zu verhindern, dass der Echo zum Schauplatz einer öffentlichen Debatte um das Thema der politischen Gesinnung wird, hat sich der Vorstand nach intensiven Diskussionen dazu entschlossen, in die Regularien des Preises einzugreifen und die Band Frei.Wild von der Liste der Nominierten zu nehmen.“

(…) „Mit Blick auf die politische Dimension der aktuellen Debatte möchten wir an dieser Stelle betonen, dass der Bundesverband Musikindustrie und die Deutsche Phono-Akademie mit Aktionen wie „Starke Stimmen gegen Rechts“ seit jeher in diesem Umfeld Farbe bekannt haben.“

Ein Jahr später sind die Gründe für Frei.Wilds Demission offensichtlich vergeben und vergessen. Der Bundesverband Musikindustrie setzte nach dem Chaos 2013 sogar eigens einen Ethik-Rat ein, der nach einer erneuten „langen und intensiven“ Diskussion „objektiv und neutral“ urteilte, dass Frei.Wild „insgesamt die Grenze vom künstlerisch Vertretbaren zum gesellschaftlich völlig Unvertretbarem nicht überschritten“ hätte. Eine Begründung dieser Entscheidung liefert der Ethikrat allerdings nicht, auf die gegen Frei.Wild erhobenen Vorwürfe geht er schon gar nicht ein. Seltsam.

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Mindestens genauso seltsam ist, dass Frei.Wild konsequent immer wieder in der Kategorie Rock/Alternativ National geführt werden. Zur Erinnerung, das „national“ im Kategorie-Titel steht keineswegs für den Inhalt der Texte. Es bedeutet, dass die Nominierten aus Deutschland kommen. Nun, liebe Deutsche Phono-Akademie, wir haben da mal was vorbereitet:

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