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Noisey Blog

Wir waren beim Konzert von Trümmer in Wien

Es war die größtmögliche Ausdehnung eines Jugendzentrums. Hoffnung!

Alle Fotos von Jasmin Baumgartner

An kaum einem Ort konzentrieren sich Hoffnung, Wut, Langeweile und Angst so sehr wie im Jugendzentrum einer mittelgroßen Stadt im Irgendwo. Wien ist keine mittelgroße Stadt, Hamburg—die Heimat der Band Trümmer—auch nicht. Aber das Jugendzentrum ist nicht nur ein Ort, sondern auch ein Gefühl, das sich abrufen lässt, wenn man es richtig macht.

Diskurspop-Helden, Wiedergänger des hanseatischen Indie-Hochadels, eine Band, die die Welt in Brand setzt—über Trümmer ist viel geschrieben worden. Nachdem ich sie in Salzburg leider verpasst habe, machte ich mich gestern auf den Weg ins Rhiz (wir erinnern uns: der beste Ort der Welt), um persönlich zu schauen what all the fuzz is about.

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Auch wenn sich auffallend viele junge Mädchen unter das übliche Alte-Männer-Publikum des Gürtellokals gemischt haben, war wohl keiner der Gäste unter 20. Das war aber auch kein Problem. Denn Trümmer ist zwar Musik für Teenager, aber eben für Teenager jeden Alters. „Und wir werden niemals alt / Nein, wir bleiben so für immer, für immer“, heißt es in einem Song. Das zeigt sich auch an dem Abend im Rhiz, am Ende wird die Band sogar „Teenage Kicks“ von den Undertones als letzte Zugabe spielen.

Bei Trümmer geht es viel um die Welt: Die da draußen; die da drinnen; die, die man nicht mehr versteht. Es geht um die Gefühle, die man mit 14 das erste Mal bekommt, später verdrängt, die einen aber nie mehr loslassen. „Wo ist die Euphorie?“, der Hit, das Programm, wird als letzte reguläre Nummer gespielt und begeistert gefeiert.

Es ist letztlich ein bisschen cheesy, poppig, was die vier da veranstalten. Trümmer sind nicht so scharf wie Messer, nicht so wütend wie die Nerven, aber die logische und großartige Fortführung einer Tradition, für die Hamburg in der Welt bekannt ist. Zumindest in der deutschen. Das ist das Wunderbare an der Band: Irgendwie kann man sich bei ihren Konzerten immer jung fühlen, auch wenn man am nächsten Tag wieder in der Agentur sitzen muss. Trümmer bringen eine Ehrlichkeit, Offenheit und Hoffnung mit auf die Bühne. Zumindest für eine Stunde, und das ist wunderbar.

Liebe gibt es auch für Lafote, die Vorband

Nach dem Konzert rede ich noch mit der Band, während meine Fotografin Jasmin wunderbare Fotos macht. Die Bandmitglieder stellen sich als grundsympathische Menschen heraus, die Spaß an dem haben, was sie machen. Sie erzählen von den verschiedenen Polizeikontrollen auf dem Weg nach Wien und lassen dabei Sektkorken knallen.

Trümmer im Rhiz waren gestern quasi die größtmögliche Ausdehnung des Jugendzentrums. Wer das für eine Beleidigung hält, der hat seine Jugend nie an solch einem furchtbaren, wunderbaren Ort verschwendet. Anders als Trümmer behaupten, kann man nicht für immer jung bleiben. Aber gelegentlich geht das schon.

Der Autor fand das Konzert wirklich super. Für mehr wertlose Meinungen folgt ihm auf Twitter: @L4ndvogt

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