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Foto: Moritz Götz
Eduard Meyer: Immer wenn ich ihm geschrieben habe, hat er mir umgehend zurückgeschrieben und dann auch ganz locker. Außer bei den letzten E-Mails, da kam keine Antwort mehr. Aber da war auch schon die Zeit, wo er die Krebs-Diagnose bekommen hatte. Anfangs dachte ich, er wäre irgendwie verärgert auf mich, aber später habe ich dann begriffen, dass der Krebs ihn einfach nach unten gezogen hat.Wie und wann haben sie von dem Tod erfahren?
Wir hatten hier in den Hansa Studios letzte Woche diese Release-Party und den darauf folgenden Sonntag gab es noch eine Studio-Führung, für die ich mich mit dem Organisator Thilo Schmied verabredet hatte. Wir haben ein bisschen überzogen, weil so viele Leute hier waren und danach habe ich noch ein paar Freunde besucht. Dann liege ich schön gemütlich Montag um halb 8 Uhr morgens im Bett, da ruft mich Thilo nochmal an und sagt nur „David ist gestorben“.Gab es keine Vorahnung, dass sich sein Gesundheitszustand so immens verschlechtert hatte?
Kein Mensch wusste das. Das Thema wurde familienintern gehalten und die Familie hat solche Informationen nach außen hin abgeblockt. Auch aus meinen E-Mails kann man den Rückschluss ziehen, dass es genau das Datum war, wo der Krebs aufgetreten ist. Er hat sich eben schon mental zurückgezogen und keine E-Mails mehr beantwortet.
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2014 im September war Bowies langjähriger Produzent Tony Visconti hier. Er musste in Berlin einen Vortrag halten und da sind wir ein bisschen rumgefahren. Ich habe ihm für David einen Kindl-Krug und einen Kindl-Flaschenöffner mitgegeben, weil er hier im Studio anstatt Drogen zu nehmen immer Bier getrunken hat. Tony hat das Geschenk dann für David mitgenommen. Danach habe ich mich immer gefragt, warum er sich nicht bedankt. Tony Visconti hat mir dann nur ausrichten lassen, dass David sich bedankt und da habe ich auch schon überlegt, warum er sich nicht selbst meldet.
Eduard Meyer | Foto: Moritz Götz
Nein, der private Kontakt beschränkte sich auf wenige kleine Ereignisse, wie beispielsweise Geburtstagsfeiern. Am 30. Geburtstag von Bowie waren wir in irgendeiner Kneipe in Charlottenburg und haben fröhlich gezecht. Ansonsten weiß ich auch nur, dass sie oft ganze Nächte am Wannsee verbracht haben.Und wenn er dann aufgenommen hat, war er immer fit?
Ja, auf jeden Fall.Hunderte Fans haben heute den Weg in die Meisterhalle gefunden, um Abschied von David Bowie zu nehmen. Was denken sie eigentlich: Warum wird David Bowie von so vielen Menschen geliebt?
Ich glaube, das Besondere war möglicherweise, wie er seine Texte und die Musik miteinander verband—und dann natürlich noch seine Stimme. Er hat so eine wunderschöne Stimme gehabt, dass er mir bei den Aufnahmen manchmal wie ein Opernsänger vorkam. Aber auch seine unterschiedlichen Charaktere, die er so ehrgeizig ausarbeitete und auf der Bühne auslebte, haben dazu gehört. Und dann natürlich noch seine Menschlichkeit. Ich habe ihn während der Arbeit nie verärgert, abgehoben oder unhöflich erlebt. Vielleicht mal ein bisschen angespannt, aber das lag dann wahrscheinlich an seiner Ex-Frau, Angela (grinst).
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Bowie war unzufrieden mit seinem damaligen Studio, wo er die ganzen Backing-Tracks für das Album „Low“ aufgenommen hatte. Es gab da Leute, die interne Informationen über Bowie direkt an die Presse weitergeleitet haben und das konnte er auf den Tod nicht leiden. Dann hatte er wohl einen Kontakt über Kraftwerk zu Edgar Froese von Tangerine Dream. Froese hat Bowie dann vermittelt und ihm erzählt, dass es in Berlin ein tolles Studio gibt, eine große Halle, die ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Abbey Road Studio hat—was er ja auch kannte. Dadurch ist das dann entstanden und er ist zu uns gekommen.Und kam hier einfach der große Rockstar Bowie zur Tür rein oder gab es dann vorher noch irgendwelche Abmachungen bezüglich Sonderrechten?
Ich habe es damals so gesehen, dass Bowie ein Künstler ist, der bei uns korrekt bedient wird, aber ich keinen roten Teppich für ihn ausrolle. Die können alle so vornehm und prominent sein, wie sie wollen, aber irgendwelche Sonderrechte gab es für mich nicht. Das wollt er auch gar nicht und war von Anfang an ein sehr angenehmer Mensch.
Foto: Moritz Götz
Er hat es genossen, hier rumzugehen, ohne dass ihn immer wieder jemand anspricht. Er konnte sich wieder frei bewegen und hatte dadurch auch viel mehr Möglichkeiten.Sie sind sicher noch total mitgenommen von der ganzen Sache. Konnten sie sein letztes Album Blackstar eigentlich bisher wirklich hören?
Ich konnte es mir nicht gleich am Freitag anhören, habe es aber dann ganz in Ruhe später zu Hause gehört. Ich denke, dass seine Krankheit beim Aufnehmen des Albums eine große Rolle gespielt hat. Er wusste, dass etwas nicht mit ihm stimmt und ihm wurde ebenfalls bewusst, dass es eine Ende geben wird. Ich glaube, die Situation seines Albums lässt sich eher mit dem Schreiben eines Testaments vergleichen. Es hat eine sehr depressive Stimmung und der Klang der Musik und die Stimme hören sich wesentlich roher an, als auf den anderen Alben. Ich habe es angefangen zu hören, aber leider nur drei Titel geschafft, weil es mich so sehr berührt hat, dass ich daraufhin weinen musste.Man hört ja viel, was David Bowie angerechnet wird und wie viel Musik er beeinflusst hat, aber wie schätzen sie persönlich Bowies Lebenswerk ein?
Das jetzt schell in ein paar Wörter zu fassen, ist natürlich schwierig. Auf jeden Fall einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Popmusik. Und ich bin fest davon überzeugt, dass er durch das Konzert am Reichstag 1987 ein Vorreiter der Wiedervereinigung war. Du musst dir vorstellen, wie die VoPos [Volkspolizei] die Leute auf der anderen Seite der Mauer weggejagt haben, damit sie bei dem Konzert nicht mithören—und vor allem nicht mitsingen. Aber sie haben trotzdem mitgesungen (grinst).**Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.