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What if God Was One Of Us? Wir beantworten die großen Fragen der Popmusik zum Thema Religion

Ständig werden wir in unserem Leben mit Fragen bombardiert. Auch von Musikern in ihren Lieder—und nie gibt ihnen jemand eine Antwort. Wir ändern das.

A photo posted by 4$ZA (@losangeles4sza) on Feb 18, 2016 at 6:32am PST

Ständig werden wir in unserem Leben mit Fragen bombardiert. „Wann ist das Bad frei?“, „Sieht das hier aus wie ein Fahrradweg?“ oder „Haste mal ein bisschen Kleingeld?“ sind allein schon drei Fragen, die wir hören, bevor wir überhaupt auf Arbeit angekommen sind und die Uhr zehnmal geschlagen hat. Wenn wir unsere Kopfhörer aufsetzen, um dieser Welt der Fragen zu entkommen, hört es jedoch nicht auf. In der Musik werden wir weiterhin gelöchert. „Who Let The Dogs Out?“, „How Much Is The Fish?“, „Will I be Pretty, Will I Be Rich?“, wollen diverse Musiker von uns wissen—und niemals gibt ihnen jemand eine Antwort auf ihre verzweifelten Fragen.

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Wir ändern das. Das Autoren-Duo bestehend aus Marc Baumann von der Süddeutschen Zeitung und Hakan Tanriverdi, Auslandskorrespondent in New York für süddeutsche.de, haben sich ein Herz gefasst und Antworten auf die wichtigsten Fragen der Popmusik über Liebe, Religion oder einfach Absurditäten recherchiert, die sie in ihrem Buch „Should I Stay Or Should I Go“ zusammengetragen haben und wir euch hier in unserer neuen Rubrik „Noisey macht schlau“ in Auszügen präsentieren werden. In dieser Ausgabe: Antworten auf die großen Fragen zu Religion, Glaube und das Leben danach der Popmusik.

Would You Know My Name If I Saw You In Heaven?—Eric Clapton

Etwa ein Drittel der Menschen, die Nahtoderfahrungen gemacht haben, berichten davon, dass sie Partnern, Verwandten oder Freunden begegnet sind, erzählt Michael Schröter-Kunhardt, Facharzt für Psychiatrie und Suchtmedizin. Er erforscht seit über 20 Jahren Nahtoderlebnisse von Menschen, die klinisch tot waren, aber von Ärzten zurück ins Leben geholt wurden. Die Betroffenen berichten davon, den Körper verlassen zu haben und auf ein helles, angenehmes Licht zugegangen zu sein, wo sie verstorbene Freunde wiedergetroffen hätten. Ist das die Pforte zum Leben nach dem Tod? Oder nur eine eventuell durch Sauerstoffmangel hervorgerufene Halluzination? „Es gab Nahtodbetroffene, die Dinge wussten, die sie nicht hätten wissen können“, sagt Schröter-Kunhardt. „Allerdings haben einige auch erzählt, sie hätten noch lebende Menschen getroffen, was wiederum dafür spricht, dass sie fantasiert haben.“ Es sei noch viel Forschung nötig, so der Experte.

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Oh Lord won't You buy me a Mercedez Benz—Janis Joplin

Frau Joplin hatte einfach den falschen Beruf: Die Deutsche Umwelthilfe befragt jedes Jahr alle 47 katholischen und evangelischen Bischöfe nach deren Dienstwagen. 2014 fuhren acht Bischöfe einen Mercedez, im Namen des Herrn. Noch beliebter ist die Marke BMW, den gleich 14 Kirchenobere fahren, darunter eine Bischöfin.

What if God was one of us?—Joan Osborne

Die Theologin Margot Käßmann findet, dass das Mathäus-Evangelium hierauf eine gute Antwort gibt, und zwar in Kapitel 25, Vers 35-36: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben (…) Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.“ Wer Gott begegnen wolle, müsse zu den Menschen am Rande der Gesellschaft gehen, den Hilfsbedürftigen, sagt Margot Käßmann, „etwa den Flüchtlingen aus Syrien“.

Do they know it's Christmas?—Band Aid

Der Norden Äthiopiens, die Region, der Band Aid während der Hungersnot 1984 helfen wollte, ist mehrheitlich christlich. Alledings feiern die äthiopisch-orthodoxen Christen nicht am 24. Dezember, sondern erst am Morgen des 6. Januar Weihnachten, sagt Astrid Merkl von der Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“. Zur Feier werden die Hütten mit großen Blättern geschmückt, den Tag verbringt man im Kreis der Familie, die Nacht gehört Gebet und Gesang in der Kirche. Mit einem bescheidenen Mahl endet am nächsten Morgen die 43 Tage währende Fastenzeit. Ein paar feste Schuhe, mehr Zeit zum Spielen oder Bücher sind häufige Wünsche der Kinder.

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Woran glaubst du?—Peter Maffay

An einen Gott glauben 64 Prozent der Westdeutschen und 29 Prozent der Ostdeutschen. Dabei gilt: je älter, desto religiöser, und es glauben etwas mehr Frauen als Männer. Das ergab eine Umfrage des Süddeutsche Zeitung Magazins zur Osterzeit. In einer Umfrage des Politmagazins Der Spiegel gaben mehr als 50 Prozent der Deutschen an, an Wunder zu glauben, 38 Prozent glauben an Engel. An die Kraft des positiven Denkens glauben 65 Prozent der Deutschen, an ausgleichende Gerechtigkeit und die Kraft des Schicksals glauben jeweils 42 Prozent. Dass die Sterne unser Leben beeinflussen, glauben 18 Prozent, an Wiedergeburt noch 17 Prozent. Die gute Nachricht: An die Wissenschaft glauben bei aller Leichtgläubigkeit immerhin noch 86 Prozent.

Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle?—Wolfgang Petry

Der Glaube an eine Hölle, in der böse Menschen nach dem Tod bestraft und gequält werden, findet sich nicht nur im Christentum. Auch der Islam, das Judentum, der Buddhismus und Hinduismus kennen solche Orte der Verdammnis. Ebenso die alten Ägypter, Perser und Griechen. Im nordischen Götterglauben heißt die Unterwelt Hel. Warum aber schicken uns Religionen über Jahrtausende und Erdteile hinweg immer wieder in die Hölle? Erst im Gegensatz zur fürchterlichen Hölle erscheint der Himmel als wahrlich paradiesischer Ort. Die angsteinflößende Vorstellung einer Hölle wurde auch dazu genutzt, die Menschen gefügig zu machen. Mit dem florierenden Ablasshandel finanzierte die Kirche zur Renaissancezeit etwa den Bau des Petersdoms in Rom.

„Should I Stay Or Should I Go“ ist im Wilhelm Heyne Verlag erschienen und kann bei eurem lokalen Buchticker oder bei Amazon gekauft werden.