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Interviews

Mobb Deep machen weiter, bis die Welt auseinanderfällt

Wir haben uns mit den Jugendhelden einer ganzen Generation zusammengesetzt, um die wirklich wichtigen Dinge zu klären.

Fotos: Grey Hutton

Es gibt eine Sache, die mehr als alles andere Spaß macht: Stundenlang auf Künstler warten und dann noch den Interview-Slot empfindlich gekürzt kriegen. Aber was tut man nicht alles für Mobb Deep, die 1992 mit The Infamous eins der legendärsten Rapalben überhaupt rausgehauen haben. Auch mit geschätzten 1,65 m Körperhöhe gehören Havoc und Prodigy zu den größten Musikern, die New York je hervorgebracht hat, und mit ihrem mittlerweile siebten Studioalbum The Infamous Mobb Deep scheinen die beiden auch endlich wieder zu ihren düsteren Streetrap-Wurzeln zurückgefunden zu haben. Ein weiterer Grund, sich mit den Jugendhelden einer ganzen Generation zusammenzusetzen und die wirklich wichtigen Dinge zu klären. Wie ist das eigentlich so mit dem Älterwerden bei Rappern? An welchem Filmprojekt arbeiten die beiden gerade? Und wie zur Hölle ist überhaupt der Überhit „Shook Ones Pt. 2“ damals entstanden?

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Noisey: Ihr habt sehr früh mit dem Rappen angefangen, in einem Alter, in dem andere vielleicht aufs College gehen oder nicht wissen, was sie mit ihrem Leben machen sollen. War es auch in all den vergangenen Jahren immer klar für euch, dass ihr nichts anderes sein wollt als Musiker?
Prodigy: Ich glaube, als ich das erste Mal Rakim, LL [Cool J], die Juice Crew und Public Enemy gesehen und gehört habe, war ich fest entschlossen: Das ist das, was ich in meinem Leben machen möchte. Es war mir todernst. Havoc und ich hatten dieselbe Leidenschaft und den Willen zum Erfolg, deswegen haben wir uns sofort verstanden. Das ist es, glaube ich, auch, was Mobb Deep so erfolgreich gemacht hat. Weil wir es selbst mit unseren jungen Jahren schon so ernst genommen haben. Das war kein Spaß für uns.

„I’m only nineteen, but my mind is old.“
Genau, uns war das wirklich sehr ernst. Wir haben nach dem ersten Jahr die High School abgebrochen, weil wir wussten, was wir mit unserem Leben anfangen wollten. Wir hatten einen Plan und wir haben ihn durchgezogen.

Ist es schwer, innerhalb der Rapszene älter zu werden, während immer mehr junge Künstler von unten nachkommen?
Prodigy: Viele Leute stecken einen in eine Schublade: Der alte Mann, der versucht, mit den Jüngeren mitzuhalten. Aber Lebenserfahrung ist das, woraus Mobb Deep überhaupt erst entstanden ist. Je älter wir werden, je mehr wir durchmachen und je mehr wir erfahren, umso stärker wird Mobb Deep. Wir haben viele Dinge durchgemacht, die andere nie sehen mussten. Wir sind durch die ganze Welt gereist, man hört unsere Musik überall, wir haben verschiedene Sachen mitbekommen, mussten uns mit dem Neid anderer auseinandersetzen… Alles mögliche. Wir stecken all unsere Lebenserfahrung in unsere Musik und viele können das nicht machen. Die haben nicht das gesehen, was wir gesehen haben und mussten nicht das durchstehen, was wir durchgestanden haben. Deswegen macht uns das Alter stärker und besser und hilft uns insbesondere bei der Art von Musik, die wir machen.

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Ich finde es interessant, dass Musiker im HipHop sehr viel über ihre Probleme und ihr Leben sprechen und das große Teile ihrer Musik ausmacht, während es bei Leuten wie Katy Perry musikalisch gar keine Rolle spielt.
Weißt du, Musik kann sehr viele verschiedene Gefühle auslösen. Es gibt tausende von Musikstilen, je nachdem in welcher Stimmung du gerade bist. Vielleicht willst du mal einen Song von Katy Perry hören, wenn du gute Laune hast oder Mobb Deep, wenn du aggressiv bist. Ich glaube, man sucht den Song immer danach aus, worauf man gerade Lust hat und in welcher Stimmung man ist. Ich finde es immer unfassbar, wenn Leute zu mir kommen und sagen: „Yo, ich habe auch mal all das gemacht, worüber ihr immer redet. Eure Musik hat mir geholfen, da rauszukommen und zu begreifen, dass ich das alles eigentlich gar nicht mehr will.“ Viele sagen, dass unsere Musik ihnen durch ihre Zeit im Knast geholfen hat, weißt du? Es ist eine gute Sache für sie, wie Medizin. Musik zähmt die wilde Bestie. In erster Linie sind wir Fans von Musik, als Produzenten, als Künstler… Deswegen hören wir uns alles an und lassen uns von allen Genres inspirieren. Egal ob Rock, R’n’B, Reggae.
Havoc: …Jazz…
Prodigy: …Soul, HipHop und seine verschiedenen Stile—wir lieben einfach Musik. Wir lassen uns von verschiedenen Stilen und Sounds inspirieren und vielleicht finden wir auf einer alten Mozart-Platte mal was, was wir benutzen, verändern und zu etwas HipHop-artigem machen wollen.
Havoc: Ein wahrer Künstler schätzt jede Art von Musik.

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Gibt es jemanden für euch, der euch und eure Musik vor allen anderen inspiriert und beeinflusst?
Prodigy: Da gibt es so viele. Bob Marley… Frida [Kahlo], die Malerin, wenn wir ganz allgemein über Künstler sprechen.
Havoc: Michelangelo.
Prodigy: Auch Leute wie Malcolm X oder einfach Menschen, die direkt und offen sind. Präsident Kennedy war so eine Person. Der hatte keine Angst davor, seine Meinung zu sagen. Ich habe sehr viel Respekt für Leute, die einfach sie selbst sind und sagen, was sie denken. Viele haben Angst, die Wahrheit zu sagen und reden lieber um den heißen Brei oder reden etwas schön.

Nas ist ähnlich lange dabei wie ihr und hat vor kurzem eine Dokumentation zu Illmatic veröffentlicht. Habt ihr mal darüber nachgedacht, etwas Ähnliches zu The Infamous zu machen?
Prodigy: Nicht unbedingt zu Infamous, aber seitdem ich wieder zuhause bin—ich war ja zwischenzeitlich im Gefängnis—haben wir angefangen, für eine Mobb Deep-Dokumentation zu filmen. Seit 2011 also. Es geht nicht um ein Album, sondern um uns und unser bisheriges Leben, auch außerhalb der Musikindustrie. Es mag vielleicht ähnlich klingen, aber es ist anders. Es geht um unsere gesamte Karriere.

Nervt es euch manchmal, dass die meisten Leute mit euch vor allem The Infamous und „Shook Ones Pt. 2“ in Verbindung bringen? Denkt ihr euch da manchmal: „God dammit, der Song ist 19 Jahre alt, wir haben auch danach noch Musik gemacht!“?
(lacht) Nein, das stört mich nicht. Es nervt mich nur manchmal, wenn das der einzige Song ist, den DJs von uns spielen. Ich meine, wir haben so einen großen Katalog an Alben und Songs und dann spielen sie nur einen oder zwei davon.

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Habt ihr damals auch nur ansatzweise geahnt, dass „Shook Ones Pt. 2“ irgendwann einmal so ein ikonischer Song werden würde?
Prodigy: Ich bin damals in Havocs Bude gekommen und er hatte gerade den Beat gemacht. Es hat mich total umgehauen, als ich den gehört habe. Ich meinte „Wow, was zur Hölle ist DAS denn?“. Er war sehr bescheiden und meinte nur, dass der ganz OK wäre. Wir haben ihm dann gesagt, wie unglaublich der Beat ist, an dem er gerade arbeitet und dass er den bloß aufheben soll.
Havoc: Ich glaube, es ist die Verbindung aus allem. Ja, der Beat ist gut, aber der verdammte Text… Das passt einfach perfekt, weißt du? Vielleicht würden sich die Lyrics zu einem anderen Beat komplett anders anhören oder der Beat würde mit anderem Text nicht so gut sein.

Stellen wir uns mal kurz vor, eure Karriere wäre vorbei. Woran sollen sich die Leute, wenn sie an Mobb Deep denken, am meisten erinnern?
Prodigy: Mhm… Vielleicht an die Anfänge. Wie wir es entgegen aller Wahrscheinlichkeit geschafft haben. Wie wir erst Juvenile Hell, unser erstes Album, von dem kaum jemand was gehört hat, rausgebracht haben und danach mit The Infamous zurückgekommen sind und Geschichte geschrieben haben. Ich glaube, da haben wir etwas Eindrucksvolles geschafft und ich würde gerne dafür in Erinnerung behalten werden.

Das XXL-Mag hat in seiner Review zu eurem neuen Album geschrieben: „If this is Mobb Deep’s last album, they couldn’t have chosen a much better way to go out." Ist es das letzte Album?
Nein, wir werden das so lange machen, bis die Welt auseinanderfällt. Bis alle Maschinen stillstehen, bis das Studio-Equipment ausbrennt. So lange werden wir diesen Scheiß hier machen.

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