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Fünf Sterne Deluxe waren schon immer die Aliens im HipHop—Das Bo im Interview

Die Fünf Sterne Deluxe spielen nächste Woche eine Reunion-Show und auch Das Bo hat etwas Neues auf Lager. Es gab also viel zu besprechen.

Er ist einer der wenigen, die es geschafft haben, einen Song zu machen, der immer und immer wieder im Club oder auf sonst irgendeiner Geburtstagsfete gespielt wird—„Türlich, Türlich (Sicher, Dicker)". Aber Das Bo auf diesen Song zu reduzieren wäre eine Beleidigung für deutschen Rap, man muss ihn ganz klar zu den Pionieren dieses Genres zählen. Ich würde sogar sagen, Der Tobi und Das Bo waren die ersten, die sich getraut haben, ein bisschen auszubrechen und zu experimentieren. Aus Der Tobi und Das Bo formierten sich die Fünf Sterne Deluxe und der Rest ist Geschichte. 2004 trennte sich die Band. Während Das Bo auf Solopfaden wanderte, schloss sich Tobi Tobsen mit Oliver Kowalski zu Moonbotica zusammen und wurde zu einem sehr erfolgreichen House-Produzenten. Aber es gibt ein zurück: 2013, fast zehn Jahre nach der Trennung, gibt es eine Reunion-Show der Fünf Sterne in Hamburg auf der Trabrennbahn am 28. August. Und wer weiß, vielleicht passiert sogar noch mehr..? Fragen wir doch mal bei Bo nach.

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Zu Anfang: Siehst du „Türlich, Türlich" heute als Fluch?
Das Bo: Überhaupt nicht. Im Gegenteil, es ist ein Segen. Ich habe mir den Song ja ausgedacht, darauf bin ich stolz. Er ist ein Evergreen geworden. Als Musiker kannst du nichts Geileres haben, als einen Song, der überall positive Gefühle hervorruft. Wenn das das einzige Lied ist, das so heftig in meiner Karriere abgeht, dann ist das doch super. Ich mache das ja alles nicht, um Erfolg zu haben oder Zahlen zu generieren, sondern weil ich das machen muss. Ich muss kreativen Output haben, und ich würde auch aufhören, wenn ich kein Gefühl mehr hätte.

Du würdest also auch nicht mit Musik aufhören, wenn es niemanden interessiert, solange du noch dieses Gefühl hast?
Ich würde es schon irgendwie machen, wie auch immer, vielleicht würde ich meine Musik verschenken. Ich habe noch einiges vor, das hat alles mit Kreativität zu tun, das ist nicht nur auf die Musik reduziert. Beim X-Faktor-Ausflug ging es auch darum, in eine andere Welt zu schnuppern und zu gucken, was passiert.

Konntest du da auch was für dein Schaffen mitnehmen?
Auf jeden Fall. Ich persönlich habe viel positives Feedback bekommen. In der Voraussicht etwas Eigenes im Fernsehen machen zu wollen, war das ein sehr guter Schritt für mich. Man mag von Castingshows halten, was man will, aber ich bin da nicht hingegangen, um ein Casting-Format zu bedienen, sondern auch um die Marke „Das Bo" anzubringen.

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Auf deiner Website stand, „kümmert sich nicht um Genres oder Vorgaben". Die Kids heute legen sich nicht auf ein Genre fest. Aber funktioniert das auch, wenn man das auf einen Künstler runterbricht?
Das ist mein Fluch und mein Segen. Mit Fünf Sterne Deluxe waren wir schon immer die Aliens in diesem HipHop-Kontext, obwohl wir wahrscheinlich die Realsten im ganzen Game waren, weil wir uns nicht anders gegeben haben, als wir waren. HipHop hat mich zu den ganzen anderen Musikrichtungen gebracht, weil mir das ein Gefühl für Musik gegeben hat. Wenn, dann ist also HipHop Schuld. Ich arbeite gerne mit Leuten zusammen, die nicht festgefahren sind und mit denen man im Studio rumdaddeln kann. Bei Dumm aber Schlau wollte ich auch jede Facette meines musikalischen Seins umsetzen und das wollte ich mir nicht nehmen lassen.

Wieso gibt es statt einem neuen Album nur eine EP?
Ich habe mich entschieden, EP-Formate zu machen mit vier bis sechs Songs. Dieses Jahr werde ich voraussichtlich drei releasen, die alle unterschiedlich klingen werden. Die Fumbananana EP ist ja sehr clubbig und basslastig, was damit zu tun hat, dass wir letztes Jahr sehr viel in Clubs unterwegs waren. Auch durch die X-Factor-Geschichte waren wir viel auf Main-Floors unterwegs, und da war es schade, dass wir wenig hatten, was wir performen konnten. Letztes Jahr war ich sehr viel im Studio, weil ich während der Fernsehzeit gemerkt habe, dass ich das brauche. Ich hatte keine Zeit für Musikund war sehr unzufrieden, nicht ausgeglichen und musste kreativen Output haben.

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Wie bist du mit der Hängergang zusammengekommen?
Als ich aus meiner Wohnung raus bin, habe ich übergangsweise bei den Jungs in einem Haus gewohnt. Da hieß es dann: Großes Wohnzimmer mit Teppichen und Abknabbern mit den Kanaken und Freestylesessions. Das war klassisches Ausländer-Abhängen und dementsprechend kam dann der Name Hängergang zustande.

Ein großes Thema dieses Jahr ist die Reunion von Fünf Sterne Deluxe. Da ist natürlich die erste Frage: Gab es finanzielle Motive dafür?
Wir haben es tatsächlich erst abgesagt. Die Idee stand schon mal im Raum. Wir machen jedes Jahr zusammen ein Weihnachtsessen, weil wir alle verstreut leben. Das Thema war, dass wir ein Flash-Revival zum Jubiläum machen wollten, aber das hat nicht geklappt. Als wir uns dann nach neun Jahren wieder für eine Woche bei Tobi getroffen haben, entschieden wir uns erst dagegen, ein gemeinsames Konzert zu spielen. Aber als wir gemerkt haben, wie cool wir miteinander sind, haben wir uns gedacht „Warum eigentlich nicht? Wer weiß, ob wir sowas nochmal machen."

Kannst du dich noch an den letzten Gig der Fünf Sterne erinnern?
Das war nicht so angenehm, wir haben uns natürlich abgeschossen. Aber wir waren schon sehr getrennt. Kein Streit, aber wir hatten dieses Gefühl nicht mehr und dann haben wir es eben sein lassen.

Musst du jetzt noch die alten Texte lernen, oder ist alles noch drin?
Im Grunde ist das noch da, aber ich muss mir alles nochmal raufschaffen. Tobi ist eine Maschine, für den sind das keine Worte sondern Silben, die an einer bestimmten Stelle sitzen. Der wird keine Probleme haben. Aber ich bin gespannt, wie die Dynamik sein wird, da werden wir schon proben müssen.

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Ist die Show denn ein einmaliges Ding?
Das ist einmalig, wir wollen da auch keine Hoffnungen schüren. Wir gucken, was passiert, wie es sich anfühlt und ob man nochmal was macht, muss man sehen. Aber dafür braucht man Zeit und das ist im Moment schwierig, weil Tobi mit Moonbootica unterwegs ist und ich an meinen Releases arbeite und vielleicht dieses Jahr noch auf Tour gehe. Also, dafür ist wenig Zeit.

Die Fumbananana EP von Das Bo und die Hängergang gibt es bei Amazon und iTunes.

Das Fünf Sterne Reunion-Konzert findet kommenden Mittwoch im Rahmen des Beats auf der Bahn-Tagesfestivals auf der Hamburger Trabrennbahn Bahrenfeld statt. Neben Fünf Sterne Deluxe stehen u.a. die Beginner und Deichkind auf der Bühne. Mehr Infos und Tickets gibt es hier.

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