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Wir haben uns für euch durch Eko Freshs ellenlangen 32-Minuten-Track gehört

„700 Bars? Wer hört sich das am Stück an?“ Wir haben das Wichtigste aus Ekos neuem Song „Hartz 7“ zusammengefasst und dessen Beef-Faktor analysiert.

Foto via Facebook

Wir leben in einer Zeit des Fortschritts und der Beschleunigung. Während ihr also in der Bahn sitzt, checkt ihr bereits eure Emails, schießt ein „I hate Mondays“-Selfie und tindert ein wenig in der Gegend herum. Dabei denkt ihr schon wieder an den Feierabend-TurnUp und ob das Abendessen auch gut genug für Instagram aussieht. Es fehlt einfach die Zeit für die wirklich wichtigen Dinge oder—um es mit einem schlauen Menschen aus einer meiner WhatsApp-Gruppen zu sagen: „700 Bars? Wer hört sich das am Stück an?“

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Eine kleine Diskussion entbrannte und es stellte sich heraus: Niemand von uns hat wirklich die Zeit, sich ein 32-minütiges Video von Ek zu dem O anzugucken. Obwohl wir alle nichts dagegen einzuwenden hätten. Sogar die glücklichsten Wesen dieses Planeten, die Schulkinder, schaffen es in zwei großen Hofpausen nicht, sich den kompletten Song anzuhören. Logische Folge: Kann mir das nicht mal jemand pitchen, so als Log Line im Office, kurz vor dem Meeting?

Man möchte ja auch nicht blöd da stehen, wenn man zufällig in eine Rap-Diskussion gerät. Und Eko hat in seinem ellenlangen und durchaus beeindruckendem Stück die ein oder andere Story ausgepackt, die man kennen sollte, zumindest wenn man bei Visa Vie zum Rap Quiz eingeladen wird oder anderweitig durch Fachwissen glänzen möchte. Freezy rappt sich schließlich einmal quer durch seine persönliche Lebensgeschichte, die bekanntermaßen mit dem ein oder anderen prominenten Kollegen kollidierte. Der Song ist eine Art Sekundärliteratur der HipHop-History, gespickt mit netten Anekdoten, den üblichen Streitereien und einer kleinen Neuauflage des eigentlich längst ad Acta gelegten Optik Records Beefs. Und damit ihr euch weiter eurem harten Leben widmen könnt und wir die Arbeit mit dem Vergnügen verbinden können, haben wir das Wichtigste für euch zusammengefasst, den Beef-Faktor bewertet und küchenpsychologisch analysiert.

„Lernte Manuel' kenn', er war künstlerisch sehr stark
Doch ich sagte ihm, dass ich das Englische nicht mag
Und er machte es mehr wie wir und fing an, zu spitten
Es war unser Traum, mal das ganze Land zu ficken
GD-Allstars, er war stolz und schwarz
Überall VIP, wir hatten voll den Spaß
Irgendwann kam er dann mit meiner Ex zusamm'
Ich sagte, kein Problem, denn er kam zu Ek wie ein Mann
Und wollte meinen Segen, ich sagte: „Den brauchst du nicht!“
Denn ich weiß, wie echte Liebe zu ’ner Frau so ist
Warum ich’s überhaupt erwähne? Ich sag’s euch sofort
Weil es seitdem zwischen uns nicht mehr war wie davor.“

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Hier handelt es sich natürlich um eine Geschichte, die seit der Bibel nicht aus der Mode kommt: Zwei Männer, vereint in Treue und Kampfgeist (und unterwegs in den stylischsten Läden von Köln-Kalk) werden durch eine Frau getrennt. Natürlich ist Eko ein Ehrenmann und hegt keinen Groll, doch die Bruder-Bande ward ab sofort zerissen. Shit happens, Schwamm drüber. An sich eine fast zu harmonische Geschichte. Allerdings ist es deutlich amüsanter „Stolz und Schwarz“ auf „Voll den Spaß“ zu reimen, als „Schwarz, Rot, Gold“ auf „Hart und Stolz“. Das ist allerdings nur meine Meinung, Silbenzähler und Lutz Bachmann sehen das eventuell anders. Beef-Faktor: Geht gegen 0%. Manuellsen hat sowieso angekündigt, in Zukunft etwas weniger zu dissen und es ist nicht zu erwarten, dass er jetzt den Ruhrpott für Eko zumacht. Dazu gibt es also nicht viel zu sagen, außer: Challas, ist zu! (Also die Sache, nicht der Ruhrpott). „Kommen wir zu Kay: Du denkst, du kriegst ’n aufwendigen Diss, Bitch
Doch für dich, Verräter, verbrauch’ ich meinen Stift nicht
Ein Jahr in der Hood und heut ’ne Stunde lang im Netz
Brauch’ dich nicht mobben, du schaffst deinen Untergang auch selbst
Weil du das Promi-Luder und nicht von der Straße bist
Gibt es hier ganze sechs Bars für dich, du Arschgesicht.“

Ganz klar, Kay dissen ist 2016 natürlich ähnlich kreativ, wie auf MC Rene oder Fettes Brot rumzuhacken. Andererseits macht es deutlich mehr Spaß und Sinn. Insofern eigentlich nur richtig. Wir lernen aus diesen Zeilen, dass Eko offensichtlich noch mit einem nachfüllbaren Stift schreibt, was sehr zu begrüßen ist—keiner mag Rapper, die ihre Texte auf dem Handy schreiben. Rap ist Handarbeit. Ansonsten ist das alles ziemlich richtig, was EK so sagt. Verschiedene C-Promi-Hintern erwägen jedoch eine Klage wegen des stattgefundenen Vergleichs mit Kay's Antlitz.

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Beef-Faktor: Knappe 60%. Immerhin ist nicht auszuschließen, dass die beiden doch mal wieder zusammenfinden und eigentlich ist es Eko ja auch egal, aber irgendwie erwähnt er ihn dann später doch wieder. Kay versucht derweil immer noch bei YouTube anzurufen, um seinen Kontrahenten live on air des Geschlechtsverkehrs mit Haustieren zu bezichtigen, kommt aber nicht durch.

„Einmal ging ich Fight Night mit Berliner Atzen
Und schon vor der Tür machte so ’ne Diva Faxen
Sie stellt sich vor mich, als ob sie sich jetzt prügeln will
Wir waren bestimmt zwanzig, jeder meiner Brüder grinst
Sie machte voll auf Optik-Beef und zickte mich an
Mir war das peinlich, Mann, dass ich so im Mittelpunkt stand
Und je später der Abend, desto mehr floss das Heineken
Dann fing sie plötzlich an, auch die andern zu beleidigen
Ich schwör’, ich hab’ noch in Gedanken sie geschützt
Und dachte ‚Hör doch auf, Mann, spiel doch nicht verrückt!'
Wenig später hat sie dann ’ne Klatsche bekommen
Da konnt’ ich auch nichts machen, Shit, Mann, das hatte sie davon
Vor paar Jahren sah ich sie, als ich zu ’nem Konzert bin
Was soll ich sagen? Immer noch die alte Produzentin.“

Jetzt wird’s ernst. Auch wenn hier keine Namen fallen, kommt bei solchen Zeilen ein wenig Wehmut auf. Ach ja, da war ja mal was. Man nannte es auch den „relevantesten Beef aller Zeiten“. Da sich die beiden Hauptdarsteller, Eko und Savas, aber seit geraumer Zeit in Understatement üben, muss in diesem Fall deren ehemalige Produzentin Melbeatz herhalten. Offenbar hat sie sich eine Backpfeife eingefangen. Auf einer Fight Night. In Berlin. Kaum zu glauben, immerhin soll sie ja laut einer kolportierten Story selber gerne mal austeilen, wenn der Abwasch im Hause KKS nicht gemacht wurde. Eko hat sich damals allerdings gedanklich schützend vor sie gestellt, ihn trifft also keinerlei Schuld. Beef-Faktor: Liegt hier trotzdem nur bei mickrigen 30%, denn leider gab es bereits „Tweef“, ein untrügliches Zeichen für totale Langeweile. Twitter-Beef war 2014 mal ganz lustig, heutzutage werden über Twitter nur noch Vorbands gebucht—könnt ihr Sido und MoTrip fragen. Und außerdem macht Mel bekanntermaßen kurzen Prozess. Ich höre jetzt erstmal „Die Abrechnung“. „Gruß an Ali As, ich supportete ihn
Als wir nicht wussten, dass er gut drin war, mit Worten zu spielen
Und wir beide pushten Money Boy so sehr
Als sich damals noch keiner mit ihm zeigen wollte, yeah
King am Rhein, achte auf dein Hinterbein
Denn es könnte Spinning 9s angeriebener Pimmel sein
Whackness, wie beim Falk- und Staiger-Film
Wie konnt' ich sowas nur supporten, aus freiem Will’n?“

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Hier wird’s ein wenig Ricola-mäßig. „Wer hat's erfunden?“ Dachte man bisher, der „Deutsche Bad Boy“ wäre für sämtliche Erfindungen im Rap-Game hierzulande verantwortlich, deutet Freezy hier zumindest an, dass er bitte auch sein Hak haben möchte. Und wenn es auch nur für die Social Media-Accounts von Ali As oder der GUDG ist. Spinning 9 kennen zum Glück eh nur noch Menschen, deren Tagesablauf aus Pizzaservice und RapUpdate besteht und die Frage, wieso Eko diesen merkwürdigen Film unterstützt hat, stellt nicht nur er sich. Allerdings sollte man festhalten, dass sich der Diss hier weniger gegen Falk und Staiger richtet, sondern gegen den aus dem Schoß der Kolchose entflohenen Filmemacher. Der Film war aber auch wirklich … Na egal.

Beef-Faktor: Liegt bei mageren 5%. Spinning 9 kennt keine Sau mehr, Staiger und Falk sind hier eh die falschen Ansprechpartner und außerdem haben die drei sich schon seit der Kreidezeit total lieb. Beef gibt es höchstens, wenn Money Boy die Zeile nutzt, um einen Tag lang über Eko zu twittern, aber Mbeezys Motto lautet ja eigentlich eh: „Wir reden nicht über andere Männer, das ist irgendwie Homo.“

Fazit

Ek is back. Wie jedes Jahr. Oder um es in seinen Worten zu sagen:

„Kein Trap, kein Singsang mit Vocalizer
Kein Image-Rap-Getue für Hosenscheißer
Wenig Features, 100% realer Typ
Hip-Hop-Gütesiegel, Kalk-Porz streetgeprüft.“

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