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Wir haben Pedaz' neuen Track „Wie ein Mann“ mit Herbert Grönemeyers Hit „Männer“ verglichen

Zwischen Pedaz' Männerhymne „Wie ein Mann“ und Herbert Grönemeyers Klassiker „Männer“ liegen mehr als 30 Jahre. Wir haben beide Lieder miteinander verglichen.

Spieglein Spieglein an der Wand, wer ist der Männlichste im ganzen Land? Keine Ahnung, weil ein Mann nicht stundenlang vor irgendwelchen Spieglen rumsteht und sich selbst anstarrt, ok? Männer gehen Tiere jagen, Söhne zeugen und die Köpfe ihrer Feinde aufspießen, so wie sich das gehört. Wer jetzt empört „sexistische Scheiße“ brüllt und dabei männlich mit geballter Faust auf den Tisch haut, hat Recht. Und genau damit werden wir uns heute beschäftigen, betrachtet euch also als vorgewarnt. Jedoch geht es hier diesmal nicht um Frauen, deren Sexismusproblematik sehr viel öfter diskutiert wird, sondern um Männer.

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Ja, genau, die sind nämlich auch von Sexismus betroffen. Und dabei stammen die sexistischen Äußerungen oft aus den eigenen Reihen. Die Frage, was es braucht, um einen Mann als einen solchen bezeichnen zu dürfen, hat damals schon Bob Dylan schwerst beschäftigt (und nebenbei noch reich und berühmt gemacht). So einfach zu beantworten ist sie aber gar nicht.

Zum Glück haben wir zwei Musiker, die uns bei der Klärung dieser Gretchenfrage helfen und dabei unterschiedlicher nicht sein könnten: Herbert Grönemeyer und Pedaz (und noch ein paar von dessen Freunden). Zwischen den beiden Liedern, „Wie ein Mann“ und „Männer“, die sich beide mit der Definition des Mannes beschäftigen, liegen inzwischen mehr als 30 Jahre. Eine Zeitspanne, in der sich das Geschlechterbild drastisch verändert hat. Nicht nur das der Frau, sondern auch das des Mannes. Aber hat es das überhaupt? Sind es etwa nur die Frauen, die sich aus ihrer stereotypen Geschlechterdefinition emanzipiert haben, während der Mann im 19. Jahrhundert stehen geblieben ist und sich verwundert am Po kratzt?

Hier ist also unser Vergleich der musikalischen Männlichkeits-Definitionen, mit Pedaz (plus Motrip, Silla, Joka, Sinan-G, RAF Camora, Joshi Mizu, BK, Sido) aus dem Jahre 2016 auf der einen, und Herbert Grönemeyer aus dem Jahre 1984 auf der anderen Seite.

Pedaz und Co. 2016:

Männer lösen Probleme mit Gewalt

Die Probleme im Leben eines Mannes können vielseitig sein, wie uns Jay-Z bereits gelehrt hat. Für einen Mann gibt es jedoch nur eine bewährte Methode, diese Probleme zu lösen: mit roher Gewalt.

„Keine Glock in der Hand, ich hab’ zwei Fäuste wie ein Mann“ - Silla

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„Wie ein Mann, Probleme k-k-klär’ ich wie ein Mann / Und muss es sein, dann fick’ ich Feinde - wie ein Pferd, nicht wie ein Mann“ - Blut & Kasse

Ich weiß Probleme zu lösen, so wie ein Mann / Kämpf’ gegen Bären und Löwen, so wie ein Mann - Sido

Doch muckst du auf oder kommst mit irgendeinem Firlefanz / Schwing’ ich die Keule und mach’ passend, wat nicht passt - wie ein Mann - Pedaz

Männer sind vergesslich und denken nicht nach

Ein Mann entscheidet aus dem Bauch heraus. Da ihn sein Gefühl nie trügt und in dieser Welt, in der man sich ständig behaupten muss, nicht die Zeit bleibt, lange Entscheidungen zu treffen, kommt es nun mal vor, dass Männer gewisse unwichtige Dinge ausblenden.

„Du rufst mich an, um Geburtstag zu feiern, doch ich hab’ den Tag nicht gewusst wie ein Mann“ - Motrip

„Mit dem Kopf durch die Wand, Killa - Zinédine Zidane“ - Silla

„Hol’ DVDs ab - wie ein Mann, geb’ viel zu spät ab - wie ein Mann“ - RAF Camora

„Gebe nicht auf, Kopf durch die Wand, weil ich denke wie ein Mann“ - Joshi Mizu

Männern ist es egal, wie sie aussehen und pfeifen auf Hygiene

Ein Mann braucht nicht gut auszusehen, weil sich seine Qualitäten auf seine Fähigkeiten beschränken—anders als bei Frauen. Außerdem: Der muss stinken!

„Das Bad nicht geputzt wie ein Mann“ - Motrip

„Trag’ oft wochenlang dieselbe gottverdammte Diesel - wie ein Mann“ - RAF Camora

„Dieselben Socken an, wochenlang, wie ein Mann“ - Sido

„Ich überleg’: Wat zieh’ ich an? Seh’ da keine Jeans im Schrank / Nehm’ die alte, rieche dran - Deo drauf, wie ein Mann“ - Pedaz

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Männer zeigen keine Gefühle

Niemals. Vor allem keinen Schmerz. Ihre Narben tragen sie aber mit Stolz. Also Stolz ist zwar irgendwie auch ein Gefühl, aber ein männliches Gefühl. Das ist also schon OK. Aber irgendwie ist Stolz ja auch eitel und das ist eigentlich ein total unmännliches Gefühl. Schwierig.

„Macht der Alltag mich fertig, doch ich wehr’ mich, tu’ als wär’ nix, wie ein Mann / Sag’ „Ich merk’ nix!“ wie ein Mann, lass’ den Schmerz nicht an mich ran / Ich könnte jammern wie ein Mädchen, doch beherrsch’ mich wie ein Mann“ - Blut & Kasse

„Ich hab’s geseh’n, trag’ die Narben wie ein Mann / War bis nachts auf der Straße, doch ertrag’ es wie ein Mann“ - JokA

„Hände weg, im Endeffekt ging ich durch Krisen wie ein Mann / Jeder Tag ist wie ein Kampf, den man verwundet übersteht / Nach außen zeigt man kein’ Schmerz, mein Herz mit Wunden übersät“ - Silla

Männer sind super Autofahrer, wenn auch risikofreudige

Hier treffen gleich zwei Kernkompetenzen des Mannes aufeinander, die ihm einen souveränen, wenn auch riskanten Fahrstil ermöglichen: messerscharfe Sinne und unfehlbare Entscheidungsmacht.

„Park’ das Auto immer rückwärts“ - Joshi Mizu

„Halt’ das Lenkrad mit ’ner Hand, bin am Handy, pass’ ’nen Blunt / Mache paar Geschäfte klar bei 160 km/h“ - Joshi Mizu

„Fahre mit zweihundert, tippe dabei meinen Part mit einer Hand“ - RAF Camora

Männer sind trinkfest und stellen dies gerne unter Beweis

Klar, Geld ist wichtig, Frauen auch. Aber am besten im Leben eines Manes ist immer noch: Saufen Saufen Saufen.

„Und wenn ich feier’ wie ein Mann, dann bis ich reiher’ wie ein Mann“ - Blut & Kasse

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„Und pass ma’ auf: ich kann saufen, bis ich nicht mehr laufen kann wie ein Mann“ - Sido

Herbert Grönemeyer, 1984:

Betrachten wir nun Herbert Grönemeyers Beschreibung männlicher Charaktereigenschaften von vor 32 Jahren, fallen uns einige Gemeinsamkeiten, aber auch einige Unterschiede (zum Beispiel die durchaus ironische Intention Grönemeyers hinter der Darstellung von Männerklischees) zu den beschriebenen Beobachtungen von Pedaz und Co. auf.

Männer zeigen keine Gefühle

Aber Herbert Grönemeyer weist im Gegensatz zu den Vertretern der Gegenwart darauf hin, dass der Mann das eigentlich schon irgendwie gern tun würde, aber sich gesellschaftlich dazu verdammt fühlt, sein ganz weiches Innenleben für sich zu behalten. Das ist nicht fair. Müssen sie auch nicht…

Männer weinen heimlich / Männer brauchen viel Zärtlichkeit / Männer sind so verletzlich

Männer haben's schwer, nehmen's leicht / Außen hart und innen ganz weich /Werden als Kind schon auf Mann geeicht

Männer haben einen Hang zur Gewalt

Auch hier sind Herbert Grönemeyer und Pedaz einer Meinung. Neben der Denkfaulheit der Männer, nennt Herbert Grönemeyer noch einen weiteren Grund, warum das so ist und weist auch auf die Risiken dieser Veranlagung hin.

Männer haben muskeln / Männer sind furchtbar stark / Männer können alles / Männer kriegen 'n Herzinfarkt

Männer sind einsame streiter / Müssen durch jede wand, müssen immer weiter / Männer führen Kriege

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Männer berauschen sich gerne

Jap, so ist es einfach. Männer saufen gern. Und kiffen. Sehen beide Parteien so. Kann man ihnen nicht verübeln.

Männer sind schon als Baby blau / Männer rauchen Pfeife

Fazit: Wir wissen, ihr macht hier und da ein paar Scherze mit uns, aber wir hören durchaus den Schmerz, der uns in euren Zeilen offenbart wird und den ihr ja niemals zeigen dürft, deutlich heraus und das tut auch uns weh. Wir schämen uns nicht, das zuzugeben. Seht ihr? Gar nicht so schlimm. Macht es euch selbst doch nicht schwer. Und auch nicht den anderen, die sich das anhören und tatsächlich denken, so sein zu müssen.

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