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Nebenjobs – Will von Lilac

Kochen, malern, musizieren - Lilac sind weitaus vielseitiger als gedacht.

Kirsten Knick und Will Ivy von Lilac

Ich lerne jede Woche so viel über Bands und ihre Nebenjobs. Während ich mit Will Ivy von der Band Lilac aus San Francisco chattete, fand ich heraus, dass man einen Job bekommen kann, nur indem man in Trader Joe's herum steht und „kunstinteressiert“ aussieht. Aber sich selber als „nette Person“ auf Craigslist zu bewerben, bringt überhaupt nichts. Außerdem habe ich gelernt, dass all diese eigenartigen Personen, die in dem Seifenladen LUSH arbeiten, zu ihrer Eigenartigkeit gezwungen werden, indem sie dazu angewiesen werden bestimmte Film-Charaktere nachzuahmen. Wer konnte das wissen? Während Will und seine Bandkollegin Kirsten sich in den Different Fur Studios verkriechen, um sich auf das neue Album vorzubereiten (das Folgealbum zu Christine, das erst vor zwei Wochen veröffentlicht wurde), finden sie kreative Wege, um über die Runden zu kommen, und zwar Wege, die bisher überhaupt keinen Erfolg hatten.

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Du kannst dir die Platte Christine genau hier schnappen. Bevor wir zum Interview kommen, klickt doch noch schnell auf den kleinen Play-Button, um die komplette Platte zu streamen.

Noisey: Hey Will! Wie geht’s dir?
Will: Gut.

Erzähl mir mal–womit verdienst du dein Geld?
Naja, ich hab noch nichts besonders verrücktes gemacht, um Geld zu verdienen. Ich habe mal bei Trader's Joe gearbeitet. Eines Tages kam dieses irre alte Paar rein und fing an mit mir zu reden. Aus irgendeinem Grund haben wir irgendwann darüber geredet, dass ich Geld brauche. Sie sagten: „Oh, das ist ja großartig! Bist du ein Künstler?“ Ich meinte so: „Ich schätze schon?“ Sie fragten mich, ob ich eine Farbpalette machen kann und ich meinte „Nein…?“, aber sie sagten nur: „Natürlich kannst du das. Du bist perfekt. Du bist der perfekte Mann für den Job.“

Für welchen Job?
Ich notierte also ihre Nummer, fuhr zu ihrem Haus und wurde ihr Farbberater. Der Mann hat früher bei der Bahn gearbeitet und redete nonstop davon. Sie fragten mich, wie viel Gehalt ich will und ich sagte einfach 500$. Dann hat er mir erzählt, dass er eine Millionen Dollar geerbt hat. Es hat mich wirklich nur eine Fahrt zum Baumarkt gekostet und dann bin ich einfach nur durch das Haus gelaufen, habe auf Sachen gezeigt und ihnen gesagt in welcher Farbe sie das anstreichen sollen. Der Mann sagte immer: „Wow! Ich bin so beeindruckt. Du bist so gut darin.“

(lacht) Woran lag es denn, dass sie dachten du bist so ein guter Farbberater?
Ja, im Prinzip an gar nichts. Ich stand da nur herum. Es war so komisch. Ich schätze, ich sah kunstinteressiert aus. Ich sagte ja auch „Ich kann das nicht,“ aber sie drängten mich es zu tun.

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Naja, anscheinend bist du ziemlich gut darin. Da hast du Glück gehabt.
Ja, manchmal denke ich: „Haben die mich reingelegt? Wie habe ich sie dazu gebracht mir so viel Geld zu zahlen, um so etwas einfaches zu machen?“

Du hast also im Prinzip auf Wände gezeigt und gesagt, in welcher Farbe sie angestrichen werden sollen?
Genau. Es war ein wenig schwierig, weil sie in einem alten Linoleum-Haus lebten, aber sie wollten, dass ich es in einen Palast verwandle. Es gab nicht viel, was ich tun konnte.

Ich finde es super, dass er Millionär ist, aber irgendeinen Amateur aus Trader's Joe anheuert.
Der coole Teil kommt erst noch: als ich das erste Mal dahin kam, saß ein Typ auf der Veranda. Er hatte einen super langen Bart, war dünn und sah total weggetreten aus. Der Mann stellte ihn als Hank vor, als der Typ, der die ganzen Arbeiten am Haus macht. Ich sagte „Hi“ und er meinte mit einer wackeligen Stimme „Hey, wie geht’s?“ Sonst hat er nichts gesagt. Das zweite Mal war Hank nicht da, also habe ich gefragt, wo er ist. Der Mann erzählte mir: „Hank hat ein paar Probleme. Er war im Vietnam Krieg. Deswegen ist er immer noch verstört. Er ist obdachlos, trinkt im Park und es ist schwer ihn zum Arbeiten zu bringen, weil er immer besoffen ist und einfach umfällt.“

(lacht) Und er macht angeblich die ganzen Arbeiten im Haus?
Ja, Hank könnte ein ganzes Haus bauen. Er tut es nur einfach nicht.

Sie hatten es ja wirklich raus gute Leute einzustellen. Ich habe gehört, dass ihr auf Craigslist Gigs anbietet.
Ja, wir haben so etwas geschrieben wie „Nette Leute wollen dir helfen dein Zuhause zu dekorieren“ oder „Nette Leute wollen auf dein Tier aufpassen,“ aber wir hatten wenig Erfolg. Meine persönliche Lieblingsanzeige war, als ich die Idee hatte so eine Art Mini-Caterer zu sein und wir schrieben „Wir kommen zu dir und kochen dir Abendessen!“

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Ha! Hat sich jemand gemeldet?
Leider nein.

Ich vertraue auch keinen Leuten, die sich selber als „nette Leute“ bei Craigslist bezeichnen.
Ja, total. Ich dachte es wäre cool für die Leute, wenn Fremde zu ihnen kommen und ein bisschen rumhängen, aber anscheinend findet das niemand cool. Wenn sie mich kennen würden, wäre es anders. Dann würden sie mich absolut dafür bezahlen.

(lacht) Ich glaube auch. Erzähl mir mal von eurem neuen Album Christine!
Wir haben es schon vor langer Zeit aufgenommen. Wir hatten Glück es in den Different Fur Studios aufnehmen zu können. Der Besitzer und Manager Patrick Brown hat Gefallen an uns gefunden, deswegen konnten wir uns viel Zeit für die Platte nehmen, um sie gut klingen zu lassen. Ich bin echt froh darüber, wie alles gekommen ist.

Ihr seid schon wieder im Studio und arbeitet an eurem nächsten Album, oder?
Ja! Das neue wird poppiger. Vorher war unser Sound eher Grunge, aber wir sind gerade von San Francisco nach Los Angeles gezogen und das Wetter ist so schön, dass es schwer fällt grimmig zu sein.

Aber in San Francisco ist das Wetter doch auch schön.
Ja, aber es ist so bedrückend. Ich bin heute zurück gekommen und als ich ankam, war ein Straßenumzug und ich kam nicht mal auf die andere Straßenseite.

Also machst du grimmige Musik, wenn du hier bist.
Ja.

Da deine Musik ja anscheinend von den Orten, an denen du dich aufhältst, beeinflusst wird, wo würdest du gerne als Nächstes sein?
Da ich ja neu in L.A. bin, möchte ich das erstmal geniessen. Aber New Orleans zieht mich auch an. Ich würde auch gerne reisen und in vielen verschiedenen Städten aufnehmen.

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Und Weltmusik machen.
Ha! Ja, genau.

Wirst du deine Karriere als Farbberater fortsetzen?
Ich glaube nicht, aber ich sollte mir ein paar Fotos von dem Haus des Pärchens holen und hoffen, dass einer ihrer Freunde mich anruft. Dann werde ich meinen Job kündigen. Ich bin nicht für einen festen Job gemacht.

Und zuletzt, was war der schlimmste Job, den du je hattest?
Ich habe mal in dem Kosmetikladen LUSH gearbeitet. Es war schrecklich. Ich habe es gehasst, Zeug in die ekligen Haare der Kunden zu schmieren. Und wenn sie dich einstellen, zeigen sie dir High Fidelity als Beispiel, wie man mit Kunden umgeht.

Im Ernst? Sie setzen sich hin und lassen dich den Film schauen?
Ja. Sie wollen, dass man eigenartig und seltsam ist, so wie die Rolle von Jack Black. Sie sagen: „Wir wollen, dass du Spaß hast. Zeig Leuten deine Eigenheiten. Zwing sie Sachen zu kaufen, die sie nicht haben wollen.“

(lacht) Das klingt total schrecklich.
War es auch. Und jeden Tag wenn ich den Laden verlassen habe, habe ich wie eine Mischung aus allen Produkten in dem Laden gestunken.

Na, dann wünsche ich dir viel Erfolg mit der Band. Ich freue mich schon auf das nächste Album.
Danke. Es wird bald fertig sein.

@kristenyoonsoo

**Letzte Ausgabe Nebenjobs **– Richie Follin von den Guards