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Reviews

Musikreviews der Woche mit Archive und Polysick

Lieber mit Würde sterben als zu viel Archive hören. Zum Glück nacht bereits italienische Rettung. Unsere Reviews.

THE MYNABIRDS
Generals
Saddle Creek

Die guten alten Finten der Systemunterwanderung in allen Ehren, aber das Pferd von Troja ist doch mittlerweile auch reif für den Gnadenschuss. Die Themen der Laura Burhenn sind politisch bis sozialkritisch, sie verpackt sie aber mit ihren Mynabirds in Soul-Pop-Verharmlosungen, wie man sie normalerweise von Hohlkörpern wie Florence The Machine erwartet. Ich meine, lieber eine kluge Frau mehr in diesem Drecksgeschäft als eine zu wenig, aber der doch sehr zahnlose Sound dieser Adbusters-Vertonung hinterlässt leider einen viel zu faden Nachgeschmack.

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OBERST CONOR

JACK LADDER
Hurtsville
Skycap Records/Rough Trade

Wenn du das nächste Mal kurz davor bist, dir die Pulsadern aufzuschneiden, weil eine deiner Style-Rivalinnen dieses eine Kleid trägt, das du schon immer wolltest, oder es kein iPhone-Case mit echtem Katzenfell gibt, empfehlen wir dir, dich erst mal mit Jack Ladders neuem Album zu beschäftigen. Der zeigt dir nämlich erst mal richtig, was es bedeutet, nicht auf den Schulpsychologen gehört und stattdessen die längst überfällige Therapie auf „irgendwann“ verschoben zu haben. Und wenn dich das nicht überzeugt, kannst du „Hurtsville“ natürlich immer noch als Hintergrundbeschallung verwenden, während sich dein Blut langsam über den Fliesen ausbreitet.

SUSY SIDE

ARCHIVE
With Us Until You’re Dead
Dangervisit/Cooperative Music

Die neuen U2 oder die alten Radiohead? Brauchte jemand ein Update? Wie konntet ihr uns das nur antun? Ihr trennt auch keinen Müll, scheißt auf die Ökobilanz, importiert Euer Mineralwasser aus Italien und kultiviert auch sonst die kleine Umweltsau? Das entschuldigt gar nichts! Gelebter Zynismus und/oder Nihilismus ist eine Sache, das Abfeiern von bedeutungsschwangerem Pomp eine ganz andere. Beim dritten Song werden sogar Erinnerungen an Onkel Sting wach, der sich gern von kleinen Mädchen anpinkeln lässt… - dann schon lieber dem Albumtitel im Umkehrschluss folgen und mit etwas Restwürde sterben.

LIL HALF DEAD

POLYSICK
Digital Native
Planet Mu

Es darf einem herzlich egal sein, ob der Römer Egisto Sopor schon seit geraumer Zeit mit seinen Veröffentlichungen kleine Wellen macht, wie es sein Label mit typischen Understatement behauptet. Ebenso wenig muss uns seine Verbindung zu Legowelt kümmern oder dass er unter dem Namen AAVV Videos macht oder oder oder. Interessanter wäre es nachzuprüfen, was er mit solchen Typen wir Nico Fidenco zu schaffen hat, nicht nur als Filmkomponist von „Zombi Holocaust” UND „Porno Holocaust” ein Mann unseres Vertrauens. Aber irgendwo in den Endcredits von „Eros Perversion” oder „Emanuelle and the Last Cannibals” verliert sich die Spur. Machen wir es also kurz: Erstklassiger Giallo-Elektro, mit genau dem richtigen Gefühl für die grausamen Zwischentöne der Retro-Hölle.

JENNIFER O'SULLIVAN