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Das war 2014

Das Jahr 2014 in: House/Techno

War zwar schon schön mit dir, aber jetzt kannst du auch bitte gehen, 2014.

2014 wird als das Jahr in in die Musikgeschichte eingehen, in dem elektronische Musik die Weltherrschaft endgültig übernahm, denn wie es aussieht, hat inzwischen von Jürgen Drews bis Helene Fischer jeder eine 808 auf seinem gefliesten Couchtisch rumliegen. Chet Faker, Azealia Banks und Kiesza—alles elektronische Musik und es gibt Leute, die sogar dazu tanzen. Das kann natürlich kein Mensch alles in einen Jahresrückblick für elektronische Musik aufnehmen, also erst mal den Sven Markwart machen und jedes 3-Minuten-Popschema rausschmeißen. Auch die inzwischen radiotauglichen Robin Schulz, Calvin Harris und David Guetta dürfen deshalb mal schön beim Pop-Jahresrückblick anklopfen, sie wollten es ja nicht anders.

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Referenzkram

Was übrig bleibt, sind—neben den Highlights unten—erstmal die verkopften oder zumindest eher komplexen Sounds von Aphex Twin, Actress, Caribou und Flying Lotus.

Aphex Twin … den kannten hier viele schon gar nicht mehr. Der Brite Richard David James bringt so alle 13 Jahre mal ein Referenzalbum raus und sein neuestes Werk steckt wieder mal voller überraschender Wendungen, hätte aber auch gerne ein paar Elemente aus unserem neuen Jahrtausend einfließen lassen können. Aber dafür sind ja inzwischen Actress und Flying Lotus da, deren 2014er Platten aber dummerweise so verschwurbelt geworden sind, dass du echt schlechte Laune bekommen kannst, wenn du nicht gerade zufällig in einem abgedunkelten Raum auf einer Yoga-Matte liegst und die Musik über deine frisch aufgestellte Funktion 1-Anlage abspielst. Caribou hat dagegen mit Our Love ein interessantes und unanstrengendes Album rausgebracht, das vor allem Vorlage für ziemlich gute und tanzbare Remixe von Carl Craig und Tale of Us & Mano Le Tough war.

Clubs

Ach ja, Tanzen … das geht 2015 hier nicht mehr: Atomic Café, Kater Holzig, im Hamburger Ego und im Trouw Amsterdam. Frische Discokugeln hängen dafür im Kater blau und der Münchner Registratur. Stell dir an dieser Stelle einfach den immer gleichen Gentrifizierungshass-Absatz vor, irgendwas mit kurzsichtigen Investoren und als Antithese was zur Essenz einer beweglichen, nicht sesshaften und sich ständig an neuen Orten entzündenden Klubkultur. Ach ja: Berghain geht immer, nicht wahr, Hans-Peter?

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Highlights

Sobald der Zynismus-Modus aber wieder abgeschaltet ist, zeigt sich auch etwas Sonnenschein im grauen Musikindustrie-Himmel dieses Jahres—neue Sounds, die sich ins Ohr gebrannt haben und die keiner von uns da jemals wieder weg haben will: Kalipo, der in Wirklichkeit den noch viel wohlklingenderen Namen Jakob Häglsperger trägt und uns mit seinem Album Yaruto sehr schnell vergessen lässt, dass er hauptberuflich für Frittenbude arbeitet. Occupanther aus dem schönen München (das war jetzt kurz wieder zynisch, sorry) beschenkte uns in diesem Jahr mit roughen, sphärischen Klängen, die er so sauber zusammenfügte wie ein Jazzmusik-Student.

Dorian Concept, Efdemin und Joris Voorn machen das mit dem Komponieren schon ein bisschen länger, haben aber die wohl besten Alben ihrer Karriere veröffentlicht und werden auch 2015 noch lange nachhallen.

Und sonst so

Alle Festivals mit Ausnahme von Fusion werden entweder immer größer und kommerzieller, oder sie gehen pleite. Giorgio Moroder hat erstmals seit mehr als 30 Jahren wieder eigene Musik produziert, und es ist wahrscheinlich das Schlimmste, was wir von ihm jemals gehört haben und Steve Aoki will jetzt Deep House machen. Ach und natürlich nicht zu vergessen: Diplo hat Taylor Swift einen größeren Arsch zum Twerken gewünscht. War zwar schon schön mit dir, aber jetzt kannst du auch bitte gehen, 2014.

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