Raver bei der The Bunker x Unter Party in New York | Alle Illustrationen wurden vor Ort von Howl gezeichnet
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Patrick Russell: Es ist schon ziemlich klischeemäßig zu sagen, dass ein DJ-Set das Publikum auf eine Reise schicken soll. Eine Menge Menschen sagen das, aber ich würde sagen, dass es DJs gibt, die eher einen Malen-nach-Zahlen-Ansatz verfolgen—nur weil man ein paar House- und Techno-Platten auflegt, heißt das nicht, dass man den Dancefloor automatisch auf eine Reise schickt.Ich erzähle gerne Geschichten, bewege mich im Laufe eines langen Zeitraums von einem Punkt zum anderen, verwende spannende Platten, die vielleicht schwer zu mixen sind, und entwickle diesen komischen Dialog mit der Crowd. Ich fordere mich dabei ziemlich intensiv heraus, und auch wenn das unglaublich anstrengend ist, ist es gleichzeitig zehnmal befriedigender. Natürlich könnte ich auch einfach die Top 10 der Beatport Techno-Charts runterspielen—die sind leicht zu mixen—, aber ich mag diese Herausforderung, wenn man ältere Platten und unterschiedliche Stile spielt. Manchmal klappt das unfassbar gut, manchmal nicht so.Ich plane meine Sets eigentlich überhaupt nicht im Voraus. Ich stürze mich einfach hinein und spiele nach Gefühl, weil ich fast komplett auf den Vibe der Crowd angewiesen bin. Ich glaube, dass manche DJs zu kopflastig an die Sache herangehen und zu sehr darauf bedacht sind, die richtige BPM zu treffen. Selbst zu den Anfangstagen meiner DJ-Karriere—'93 und '94, als ich noch ziemlich kitschige Platten bei Hauspartys in kleinen Städten aufgelegt habe—war ich ziemlich gut darin, die Energie im Raum zu manipulieren. Aber ich habe unzählige Stunden mit Turntables aufgelegt, die noch nicht mal einen Pitch-Control hatten. Regelmäßiges Üben, vor allem wenn es nicht mit dem besten Equipment geschieht, macht einen nur besser.
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Ein paar freundliche Bären auf der Tanzfläche
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Freundinnen in unterschiedlichen Zuständen der Ekstase kümmern sich umeinander
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Gegen 9 Uhr hatte ich dann das Gefühl, dass die Party wieder etwas Leben gebrauchen kann. Es war wieder mehr Energie gefragt, also spielte ich ein paar Italo-Disco-Tracks und frühes Aphex-Twin-Material. Diese positivere, leichte Musik gegen Ende zu spielen, funktionierte richtig gut.Zum Schluss machte ich dann noch eine lustige Sache: Ich nahm ein altes Sample, in dem ein Typ sagt: „This is a bonus track“—ich hatte es am gleichen Tag erst aufgenommen—und spielte es vor „Cosmic Dancer“ von T.Rex.Ich hatte mir gar nicht so viel Gedanken darüber gemacht, aber bei den Lyrics von „Cosmic Dancer“ dreht sich alles ums Tanzen. Die Leute hier hatten 20 Stunden durchgetanzt und konnten sich darin wirklich wiederfinden—egal, wer und in welchem Alter. Ich finde, dass es das Publikum mit einem besseren Gefühl nach Hause schickt, wenn man sich genügend Zeit nimmt, die Menschen wieder runterzubringen und ihnen am Ende etwas Schönes oder Rührendes mit auf den Weg gibt.Natürlich ist ein Zehn-Stunden-Set allein schon körperlich extrem fordernd—es ist wirklich schwer, für zehn Stunden an einer Stelle zu stehen, man wird einfach unglaublich steif. Ich habe mich ständig vornüber gebeugt und gestreckt, vor allem gegen Ende. Letztendlich ist es aber vor allem eine Kopfsache—du musst pausenlos konzentriert und fokussiert sein und so viele Dinge in deinem Kopf jonglieren, während du gleichzeitig auf dein Bauchgefühl zu achten versuchst und alles nicht zu sehr verkopfen willst.
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