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Gonjasufi in anderen Dimensionen

Gonjasufi liebt Bikram Yoga und findet, dass das Fernsehprogramm vergiftet ist. Außerdem sieht er ständig Ufos.

Foto: Aljoscha Redenius

Als ich Gonjasufi nach seiner Show in Berlin traf, schwebte er bereits in anderen Dimensionen. Über den Grund dafür lässt sich nur mutmaßen. Vielleicht lag es daran, dass er sich auf der Bühne gerade zwei Stunden lang seine eigene experimentell-psychedelische Musik reinziehen musste – was er sonst nicht tut – und was einen zweifellos in einen bekifften Zustand versetzen kann. Es könnte aber auch sein, dass ihm die Hitze zu Kopf gestiegen ist, der er in seinen täglichen Bikram-Yoga-Sessions ausgesetzt ist. (Bikram ist Yoga in einem beheizten Raum, fast wie in einer Sauna. Ein elementarer Bestandteil Gonjasufis Lebens, wie ich später erfuhr.) Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass er auf Tour an Yoga-Mangel leidet, was er möglicherweise mit anderen Substanzen ausgleicht. Was auch immer der Grund war, Gonjasufi hatte jedenfalls keine Ahnung, dass er ein Interview-Termin mit mir hatte, als ich im Backstage-Raum vor ihm stand. Aber er hat sich trotzdem mit mir unterhalten. Er wollte gerne über die Sterne und die Vögel reden. Wir konnten das Gespräch dann trotzdem noch auf Themen wie Yoga, Disney, DJs und Ufos lenken.

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Noisey: Namaste!
Gonjasufi: Namaste! Das auf der Bühne gerade war Yoga.

Hast du vor der Show auch Yoga gemacht?
Ja, ich stretche mich immer in meinem Zimmer. Alles ist Yoga, weißt du. Alles ist Yoga, nur in verschiedenen Formen.

Wenn du deinen Beruf irgendwo eintragen musst, schreibst du dann Yoga-Lehrer oder Musiker?
(denkt kurz nach) Yoga-Lehrer.

Ist dir das wichtiger oder ist das einfach ein größerer Teil deines Lebens?
Es ist nur so, dass ich dadurch auf dem Boden bleibe. Wenn ich ein Vollzeit-Musiker wäre, würde ich nur noch koksen. Verstehst du? Yoga ist mein Weg, keine Drogen zu nehmen und diesen Platz auszufüllen.

Also ist es eine Pause von der Musik und all dem Zeug?
Ja, so kann ich meine Lebensenergie finden und mein Chi erwecken. Macht das Sinn?

Ja, macht es. Was für Musik hörst du beim Yoga?
Ein bisschen Reggae, langsames Zeug, russische Opern und so etwas. Es ist sehr unterschiedlich. Eigentlich alles von Kid A bis Horace Andy.

Hörst du deine Musik auch?
Nein, nein.

Glaubst du nicht, dass man zu deiner Musik gut Yoga machen könnte?
Also ich kann zu meiner Musik kein Yoga machen. Ich kann meine Musik nicht hören.

Gar nicht?
Auf keinen Fall. Nur auf der Bühne und wenn ich sie aufnehme.

Gonjasufi - The Blame from Neil Krug on Vimeo.

Du scheinst viel Wert auf deine Live-Show zu legen. Was hältst du denn von den DJs heutzutage, die sich mit ihrem Laptop auf die Bühne stellen und auf Play drücken?
Das sind die größten Idioten des 21. Jahrhunderts. Die Leute tauchen auf, haben ihr Set schon vorher programmiert und tun so, als ob sie ihre Sachen live auflegen. Ableton macht jetzt jeden zum Live-Musiker. Aber es ist wie es ist. Einige sehen auch uns nicht als echte Musiker an, weil wir einen Drumcomputer benutzen. Wenn uns einige Schlagzeuger am Drumcomputer sehen, denken sie auch, wir betrügen. Aber weißt du, ich bin auch ein DJ. Ich kann den Scheiß auch machen. Das wurde mir in die Wiege gelegt. Einige verdienen dadurch Geld. Viele meiner engen Freunde tun das. Natürlich ist mein Ego dann eifersüchtig und ich denke mir: „Wie machen die das nur? Sie spielen nur die Musik von anderen und nicht ihre eigene. Sie kriegen fünfmal so viel Geld wie ich und ich schwitze fünfmal so viel wie sie.“ Das ergibt keinen Sinn.

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Du bist eifersüchtig?
Manchmal. Manchmal. Aber es ist, wie es ist. Ich mache das nicht des Geldes wegen, Mann. Ich mache es nur, weil es viele Leute hinter mir und neben mir gibt, die diese Chance auch nutzen wollen. Ich fühle mich den Underdogs auf den Straßen gegenüber verpflichtet, die auf die Seite gedrängt und erstickt werden.

Bist du auch wütend?
Manchmal. Manchmal. Aber das ist nur mein Ego. Die Wahrheit ist, diese Leute bestimmen nicht meine Realität. Sie kontrollieren sie nicht. Und die Eifersucht und Wut sind einfach nur eine Folge davon, dass ich von mir selbst enttäuscht bin und sehe wohin ich es noch nicht geschafft habe. So wird es mehr eine Ausflucht für mich, um allen mal echten Schweiß zu zeigen. Meine Knöchel bluten und ich schlage meinen Ring auf der Bühne kaputt. Es ist eine gute Gelegenheit, sich zu beweisen.

Ich habe deinen Tumblr angeschaut und dort sind wirklich ziemlich viele Fotos von Ufos zu sehen. Hast du irgendwie einen Tick oder ein paar Theorien?
Das ist einfach ein Teil vom Leben. Ich hab schon welche gesehen.

Du hast schon welche gesehen?
Ja, schon oft. Sie sind echt. Sie sind um uns herum. Wenn Leute das sehen könnten und auf dieser Frequenz reisen könnten. Es ist wie mit den Engeln, die immer um uns herum sind, wenn du daran glaubst. So wie Gott dir in verschiedenen menschlichen Gestalten zu verschiedenen Zeiten in deinem Leben erscheint, und je mehr du dich damit beschäftigst, desto eher merkst du, wenn er auftaucht. Und du merkst, ob er als Kind, Mann oder Frau auftritt und dann weiß man es einfach. Dann passiert es immer öfter. So ist es auch mit Außerirdischen und Ufos. Wir kommen aus derselben Welt. Wir stammen alle von den Anunnaki ab. Meine ganze Theorie von dem Zeug ist ziemlich verdreht. In Bezug auf was ich denke, woher Menschen kommen. Weißt du, was ich meine? Schau doch mal die Drohnen an, die die CIA jetzt hat. Die sehen einfach wie verdammte Ufos aus. Sie haben einfach alles verkehrt herum gebaut.

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Als ich in Interviews über deine religiösen Ansichten gelesen habe, musste ich an ein Buch denken. Es heißt „Life Of Pi“ von Yann Martel. Kennst du das?
Nein.

Es geht um diesen Jungen, der mit dem Hinduismus aufgezogen wurde und sich dann aber entscheidet auch christlich und muslimisch zu sein.
Noch nie davon gehört. Wie heißt es? Ich will es lesen.

„Life of Pi“. Warum ist dein Twittername Pi?
Weil das eine Nummer ist, die noch nicht wirklich erklärt wurde. Es ist wie die Null. Was ist 22 geteilt durch 7? Du weißt, was das ist?

Pi.
Ja, es ist Pi. Ich bin einfach ein Mathe-Freak. Mein Vater hat ein Diplom in Mathematik und ich saß immer auf seinem Schoß, wenn er gerade am Lernen war. In den ersten drei bis vier Jahren meines Lebens kann ich mich nur an Mathe erinnern.

Das überrascht mich jetzt ein bisschen. Ich dachte, du bist mehr so der spirituelle Typ.
Natürlich. Mathe und Spiritualität sind dasselbe. So wie auch Religion und Politik dasselbe sind. Alles ist der gleiche Scheiß.

Lass uns mal über deine Musik reden. Du gehst mit jedem Album in andere Richtungen. Gibt es noch irgendeine Richtung, in die du unbedingt gehen willst?
Das nächste Album, das ich herausbringe, wird einfach alles von mir enthalten. Alle Seiten von mir. Jede Farbe, die ich projizieren kann. Ich gehe in verschiedene Richtungen, in die ich vorher noch nicht gegangen bin. Es macht keinen Sinn immer das Gleiche zu machen. Dann langweile ich mich. Also mache ich die Sachen, die für mich aufregend sind. Ich will über den Tellerrand hinausschauen und aus dem Käfig ausbrechen, in den mich A Sufi & A Killer gebracht hat. Ich freue mich drauf wieder zuhause zu sein und in meinem Studio zu stehen. Jeden Tag, wenn ich reingehe, passiert etwas anderes. Und das überwältigt mich verdammt noch mal.

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Du willst es zuhause aufnehmen?
Ja, da nehme ich auf. Ich nehme alles zuhause auf.

Wohnst du noch in Las Vegas?
Ja.

Hast du ein Fernseher zuhause?
Na klar. Oh nein, ich habe keinen Fernsehanschluss. Ich habe einen Fernseher für meine Videokassetten, damit ich sie abspielen kann. Ich habe einen riesigen Projektor und projizier meine Filme an die Wand, aber ich habe keinen Kabelanschluss.

Aus Überzeugung?
Ja, aus Überzeugung. Es ist vergiftet.

Welche Sendung würdest du deinen Kindern verbieten?
Den Disney-Channel. Ich will nicht, dass sie diesen Scheiß anschauen.

Hast du früher Disney geschaut?
Ja, habe ich, aber das war anders.

Ja und wie! Aber würdest du deinen Kindern die alten Disney-Sachen zeigen?
Na klar, wenn das alte Disney-Zeug laufen würde, natürlich. Ich will das auch wieder sehen. Das würde auf jeden Fall bei uns laufen. Aber es gibt einfach nicht viele gute Kanäle im Fernsehen. History Channel und Discovery Channel, das war es schon. Den Scheiß brauchen sie nicht. Ich unterrichte meine Kinder ja zuhause.

Kennst du Bikram Yoga?
Na klar.

Und?
Ich bin ein Bikram-Lehrer. Ich habe 2005 angefangen Bikram zu lernen. Ich hab sogar 2010 ein Bikram-Studio in Las Vegas eröffnet. Und ich unterrichte allen meinen Schülern Bikram. Ich liebe Bikram. Ich liebe es einfach. Ich mache die 26 Übungen in 90 Minuten und ich gehe viermal die Woche. Und ich unterrichte viermal die Woche. Ich bin in dem Raum und schwitze, jeden Tag. Das ist mein Leben. Im Bikram-Studio. Yeah!

Yeah, danke.

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Gonjasufis MU.ZZ.LE ist bei Warp erschienen.