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Was dein Lieblingsfestival über dich aussagt

"Rock am Ring: Deine Freunde schätzen dich als zuverlässigen, ehrlichen Kumpel, deshalb kann es dir eigentlich auch egal sein, dass du einen beschissenen Musikgeschmack hast."

Die Festivalsaison ist nicht nur die Zeit, auf die du den ganzen Winter über gewartet hast, es ist auch die Zeit, in der sich Noisey in eine gut-geölte Festivaltipps-Maschine verwandelt und dich laufend mit überlebenswichtigen Ratschlägen versorgt.

Vermutlich könntest du den ganzen Sommer über jedes Wochenende auf ein anderes Festival hoppen, um unsere Ratschläge zu befolgen, Bändchen zu sammeln und Pfand-Millionär zu werden, aber die meisten konzentrieren sich doch lieber auf ihr Lieblingsfestival, zu dem sie dann übemotiviert und voller Elan anreisen, um das Wochenende ihres Lebens zu verbringen. Eben dieses eine Festival, für das du dich entscheidest, sagt mehr über dich aus, als du vielleicht wahrhaben willst.

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Der Chiemsee Summer

Solange du einen Joint in der Hand und Gummistiefel an den Füßen hast, kann dir nichts die Laune verderben – nicht mal das immergleiche Line-up des Chiemsee Summers und der Fakt, dass das unterschätzte Genre Reggae aus dem Festivalnamen gestrichen wurde. Du bist eher der gemütliche Typ, Natur ist dir sehr wichtig. Damit meinen wir nicht nur das herrliche grüne Gras. Mit großer Wahrscheinlichkeit lebst du im Umfeld des Chiemsees, was nicht nur der Grund dafür ist, dass du so ein entspannter Dude bist (die schöne Landschaft färbt schließlich ab), sondern auch, dass du jedes Jahr beim Chiemsee Summer anwesend bist. Wobei du ganz genau weißt, dass das „Summer" etwas optimistisch ist. Schließlich neigt sich dann der Sommer schon dem Ende zu und es regnet meist. Aber so bist du eben: optimistisch und entspannt, genau wie dein Lieblingsfestival.

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Foto: Johannes Brugger

MS Dockville

Du hängst gern auf Musikblogs rum, um bloß nicht das neueste Hype-Geblubber zu verpassen, das du im Sommer auf deinem Lieblingsfestival mit Blumenkränzen im Haar abfeierst. Neuerdings hörst du auch HipHop, aber nur den intelligenten, mit den deepen Texten und gesellschaftlichen Aussagen. Das ist dir wichtig. Wenn du auf ein Festival gehst, legst du viel Wert darauf, Zeit mit deinen Freunden zu verbringen, und das Dockville ist wie eine große Klassenfahrt. Das weißt du auch so gut, weil du wahrscheinlich noch in die Schule gehst.


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Munchies-Video: "How to: Bierhuhn"


Fusion

Du gehst zur Fusion, du bist die Fusion. Auf der Fusion hängt man nicht nur ein Samstag und einen Sonntag ab, wie auf den anderen langweiligen Festivals, die Fusion ist eine richtige Experience, für die man mindestens eine Woche Urlaub nehmen sollte (sofern man überhaupt einen Job hat), um alle Eindrücke aufsaugen zu können; aka um alle eingenommen Drogen wieder rechtzeitig abbauen zu können. Das Bändchen der Fusion lässt du natürlich den Rest des Jahres am Handgelenk, damit alle Leute wissen, dass du etwas Besonderes erlebt hast, und dich gleichgesinnte Fusionisten—Hey, keine Hippies, okay!—gleich auf der Straße erkennen und ihr euch wie Motorradfahrer mit einem geheimen Gruß zuzwinkern und wissend zulächeln könnt. Vielleicht hattet ihr einen guten Trip zusammen. Vielleicht habt ihr euch gemeinsam an einer Banane beim Tripsitter festgehalten. Du weißt es leider nicht mehr. Aber du weißt mehr als die anderen, langweiligen Festivalgänger. Du bist die Fusion.

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Foto: Katrin Ingwersen

Highfield Festival

Was du am liebsten hörst? Na, alles eigentlich. Aber schon eher so rockigere Sachen. Deswegen hast du schließlich auch das Sportis-Tattoo auf dem Oberarm. Die haben dich nämlich damals mit dem Rock'n'Roll-Virus infiziert. Zwar hängst du mit dem Soziologiestudium gerade ein bisschen hinterher, dafür bist du in deiner Volleyballgruppe echt beliebt und engagiert. Der Volleyball darf natürlich auch auf dem Highfield nicht fehlen. Genauso wenig wie dein Iron Man-Morphsuit. Mal sehen, ob du da dieses Jahr wieder so tolle Menschen kennenlernst, um mit ihnen über die tiefere Bedeutung von Fight Club zu diskutieren.

Hurricane

Du bist ein freundlicher Hanseat, der noch etwas auf das Wort von Geschäftspartnern hält. Deshalb hast du dich in diesem Jahr jetzt schon zum vierten Mal gewundert, dass es keine echten Headliner gibt, obwohl sie dir doch jedesmal versprochen wurden. Irgendetwas muss beim Booking diesmal schon wieder schiefgelaufen sein. Du verzeihst es den Hamburger Festivalmachern, Hanseaten halten zusammen! Und deshalb wirst du auch in zehn Jahren noch mit einem Beck's in der Hand und als Giraffe verkleidet auf der Suche nach deinem Traumpartner zu den Hits von vor zwei Jahren über den Festivalrasen springen und Luftgitarre spielen.

Melt!

Wenn das Melt! dein Lieblingsfestival ist, bist du ein perfekter Vorzeigekandidat für deine Generation. Du lebst die Yolo-Attitüde ironisch, aber eigentlich ernsthaft, dein Facebook-Name ist fake und du hast große Schwierigkeiten, dich zu entscheiden. Nicht nur, ob du dir lieber die weißen Stan Smith oder die weißen Nike Huarache kaufen sollst, sondern auch bei der Wahl zwischen Bierabend in der Kneipe und MDMA-Experience im Nachtclub, und nicht zuletzt dabei, ob du lieber Techno oder Indie auf einem Festival hören möchtest. Aber zum Glück gibt es das Melt! Festival, das dir alles bieten kann, für das du dich im Endeffekt sowieso nicht aktiv entscheidest, sondern bei dem du eher passiv mitläufst. Wichtig ist nur, dass du Musik liebst und wirklich nur und ausschließlich wegen der Musik auf das Festival fährst. Wichtig ist aber auch, wie du aussiehst, während du die Musik in vollen Zügen genießt. Und dass die anderen sehen können, wie du die Musik in vollen Zügen genießt. Um ganz ehrlich zu sein, fährst du aber auch wegen der Feierei, dem Bier oder Ecstasy auf das Festival. Weil du dich einfach nicht entscheiden kannst. Achso, und weil: yolo.

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Foto: Katrin Ingwersen

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Nachtdigital

Elektronische Musik ist dein Heroin. Erst kürzlich hast du dich der Nadel eines Plattenspielers hingegeben und verbringst jetzt deine Samstag zuhauf in Plattenläden, um zu „diggen". Wenn du hörst, dass jemand vor Kurzem angefangen hat, Platten zu sammeln, lachst du nur ganz herzlich. Niedlich. Außerdem liebst du es, wenn du einem Unwissenden vom Nachtdigital erzählst, und angewidert entgegnen kannst: „Das Nachtdigital ist nur ungefähr das wichtigste elektronische Festival in Deutschland!", gern gefolgt von einem „Ernsthaft?" Du bist einfach echt drin und jeder, der vergessen hat, sich rechtzeitig eine Karte zu kaufen, hat es schlichtweg nicht verdient, vor den großartigen elektronischen Künstlern auf dem Nachtdigital zu tanzen. Deswegen würdest du deine Karte auch nicht weiterverkaufen, falls deine Oma an dem Wochenende stirbt. Lieber lässt du die nächsten drei Samstage das Diggen aus.

Nation of Gondwana

Du bist ein guter Mensch, lebst bewusst, magst Tiere und versuchst, in erster Linie Bio-, Soja- und Demeter-Produkte zu essen. Außerdem findest du Gluten echt doof und versuchst, jegliche Arten von Chemikalien in deinem Leben zu vermeiden. Außer bei chemischen Drogen, da ist das in Ordnung. Die Fusion ist dir inzwischen zu „Mainstream" geworden, deswegen fährst du an dem Wochenende lieber in den Wald, um Pilze zu nehmen, oder aber du gehst auf die Nation. Dass das Festival aber langsam so beliebt wird und nun von den Veranstaltern ausgedehnt wird, ist dir ein echter Dorn im Auge. Aber solange das noch im Rahmen bleibt, kannst du wenigstens alle Neuankömmlinge mit deiner Weisheit belehren, dass letztes Jahr alles noch viel cooler und authentischer war.

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Foto: Aljoscha Redenius

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Rock am Ring/Park

Wenn du dieses Festival magst, stehst du sehr wahrscheinlich auch ganz besonders auf Omas Linseneintopf. Die Zutaten aka Bands haben ihr Mindesthaltbarkeitsdatum schon längst überschritten, aber nichts schmeckt dir besser, weil es dich an deine Jugend erinnert. Mit deinen Freunden von damals hörst du die Musik von damals und freust dich darüber, dass dich während dieser drei bis vier Festivaltage keine Überraschungen erwarten, wie auch den ganzen, langen Rest deines Lebens. Deine Freunde schätzen dich als zuverlässigen, ehrlichen Kumpel, deshalb kann es dir eigentlich auch egal sein, dass du einen beschissenen Musikgeschmack hast.

SonneMondSterne

Du hast Paul Kalkbrenner, dieses Klangkarussell-Track und den Wankelmut-Remix schon gefeiert, bevor es im Radio lief. Damals, als alle drei noch gut waren. Das erzählst du jetzt zwar immer deiner Mutter, wenn sie dich auf die Radiorotation ihres Lieblingssenders anspricht, das würdest du aber niemals vor deinen Freunden zugeben. Die denken schließlich, dass du immer den coolsten neuen Scheiß und nicht dieses Mainstream-Zeug hörst. Aber hey, weißt du noch damals, als „Hey Mann, ich will noch nicht gehen, ich will noch n bisschen tanzen" rauskam? Nein? Hast du noch nie gefeiert, okay.

Foto: Ellie Pritts

Southside

Du bist in Bayern oder Baden-Württemberg aufgewachsen und das bedeutet nicht nur, dass du sehr elitär bist. Das bedeutet auch, dass du immer sehr weit fahren musst, um Spaß und Exzess in vollen Zügen genießen zu können. Außer es ist Mittwochabend und die Indiedisco in deiner Kleinstadt hat offen oder aber es ist das Southside Festival. Dann kannst du endlich deine Spießertum hinter dir lassen und ein Wochenende lang, wohl gemerkt gut durchstrukturiert und geplant, die besten Bands der Welt genießen. Du hast deinen Timetable schon vorher ausgedruckt und mit bunten Markern nach Wichtigkeitslevel die Bands markiert, der Geländeplan liegt griffbereit in deinem Jutebeutel. Denn auch wenn das Festival Spaß sein soll, willst du es nicht übertreiben. Montag ist schließlich wieder Schule oder Arbeit angesagt.

splash!

Das splash!-Festival ist für dich wie ein riesiges, cooles Familientreffen. Entweder, weil du zu den 90 % des jungen Publikums gehörst, die hier endlich Gleichgesinnte finden, welche genauso gern in Bierlachen liegen und HipHop hören wie du. Oder, weil du zu den anderen 10% gehörst und hier Gleichgesinnte findest, die es genauso okay finden, im höheren Alter knallbunte Caps und Schuhe zu tragen wie du. Wahrscheinlich bist du in dem Fall auch in der Musikindustrie tätig und hast dir ein Hotel gebucht, weil du eigentlich schon zu alt für den Scheiß bist. Schließlich lagst du früher—und jetzt kommen wir wieder zu den restlichen 90% der splash!-Fans—schon lange genug besoffen auf dem Zeltplatz rum, flippst nicht mehr aus, wenn du Visa Vie live siehst und bist auch nicht mehr zu Tode beleidigt, wenn jemand ein Wort gegen deinen Lieblingsrapper verliert. Aber sowas passiert beim splash!-Festival auch nicht, das ist schließlich Familie.

Tomorrowland

Im echten Leben bist du Bänker, BWL-Student oder Sanitäter, jedenfalls führst du irgendeinen unkreativen Beruf aus, aber Vorsicht! Damit täuschst du nur alle anderen über dein exzessives, abenteuerlustiges Alter Ego hinweg, das nachts oder auf dem Tomorrowland hervorkommt und das die Arbeitskollegen bestimmt ganz verwundert hinterlassen würde. Wenn die wüssten… Am liebsten kramst du bei Vollmond deine neonfarbenen Klamotten aus, schmierst dir einen Haufen Glitzer ins Gesicht und hast die Time of your Life. Du lebst die Yolo-Attitüde, aber ohne einen Schleier der Ironie, und findest, dass Steve Aoki die besten Liveshows auf der ganzen Welt macht. Da konnte nicht mal der Echo-Auftritt von Robin Schulz mithalten.

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Wacken

Es gibt in deinem Leben zwei Leidenschaften: Bier und Metal. Beiden kannst du einmal im Jahr ein ganzes Wochenende fröhnen, was du mit deinen altehrwürdigen Schulfreunden auch ausgiebig tust. Nichts beweist eure jahrelange Männerfreundschaft mehr, als sich bei Judas Priest den Arm um die Schulter zu legen, den halbverkippten Bierbecher zum Himmel zu strecken und aus voller Kehle „United, united, united we stand!" mitzubrüllen. Außer vielleicht Pipi-Kacka-Geschichten, Peniswitze und tiefschürfende Gespräche über Frizz.

With Full Force

Es gibt zwei Möglichkeiten: Du bist entweder zwischen 16 und 20 Jahre alt und deine absolute Lieblingsband ist Impericon. Überhaupt bist du froh, endlich mal nicht tagelang auf deine wöchentliche Bestellung warten zu müssen, sondern dich direkt im großzügigen Verkaufszelt einzudecken. Bands werden von dir nur anhand der Breakdown-Dichte bewertet und müssen sich immer an We Butter The Bread With Butter messen. Weil das einfach die beste Band der Welt ist. Oder aber du bist schon über 40, hast dir die jährliche Fahrt so sehr angewöhnt wie den allmorgendlichen „Slayaaa!"-Ruf und kannst Agnostic Front einfach nicht oft genug sehen.

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Foto: Robin Hinsch

Woodstock

Das Woodstock gibt es echt schon lange nicht mehr. Mann, bist du alt!

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