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Wäre Effi Millionär, würde er euch Musik schenken

Wir haben mit Effi telefoniert und herausgefunden, dass er ein gutes Herz hat.

Foto via Facebook

Effi weiß das zwar nicht, aber als ich mit ihm telefoniert habe, war er die Rettung eines beschissenen Tages. Es hat geregnet, es war kalt, meine Stimmung war tiefer als der Mariannengraben. Es war zum Kotzen—bis ich Effi am Hörer hatte. Aber mal von vorne. Wer ist dieser Effi eigentlich?. Thomas Petritsch, so sein bürgerlicher Name, lebt in Graz, tanzt gerne mit Astronauten und hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten österreichischen Musiker entwickelt. Sein Sound ist auffallend happy und bewegt sich zwischen Indie-Pop, Elektonik, Jazz und dem Reggae. Normalerweise tritt Effi mmit Band auf, die lässt er nun aber für eine Solo-Tour zu Hause. Eines dieser Solo-Konzerte findet diesen Sonntag im B72 statt. Wir haben kurz mit Effi telefoniert.

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Wie läuft deine Solo-Tour bis jetzt?

Sehr gut. Das live Spielen macht sehr viel Spaß. Es ist ein bisschen eine Umstellung vom Spielen mit der Band, aber es ist wieder einmal eine Freude alleine auf der Bühne zu stehen.

Gab´s schon Highlights?

Bis jetzt waren es ja nur zwei Shows. Eine in Klagenfurt und eine in Hartberg. Beide Shows waren großartig, gut besucht und die Stimmung war bombastisch. Ein kleines Highlight war dann doch in Klagenfurt. Am Ende des Konzertes gab es noch eine kleine Session auf der Theke, die Leute haben mitgesungen und das war sehr schön.

Sag, kannst du die Frage nach deinem Namen noch hören?

Ja, sicher. Es ist ja schnell erklärt. Menschlich ist es zu Effi gekommen, indem ich ein Stück von der Uni aus für das Schauspielhaus Graz bearbeitet habe und das war Effi Briest von Theodor Fontane. Zu dieser Zeit hat mein musikalisches Projekt gerade konkrete Formen angenommen und der Name hat gut gepasst. Mir hat das thematisch gut gefallen und auch der Name. Ich habe mich kurzerhand entschlossen, mich Effi zu nennen.

Würdest du sagen, dass deine Musik dein Wesen widerspiegelt?

Ja, auf jeden Fall. Es liegt sehr viel persönliches in meiner Musik. Ich glaube, dass macht es auch aus. Ich versuche so viel wie möglich von mir reinzubringen. Ich glaube du spielst ein bisschen auf diese fröhliche Art an, oder? (lacht fröhlich) Es ist auf jeden Fall eine Gemütssache. Ich bin prinzipiell ein sehr positiv denkender Mensch und das fließt schon in meine Musik ein—aber auch die andere Seite, die dunkle. Es ist eine Mischung.

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Wenn du den Amadeus bekommen würdest …

… würde alles wie bisher weiter gehen. Sowas großes, weltbewegendes ist das jetzt nicht wenn man den Amadeus gewinnt. Den kann man aufs Armaturenbrett stellen oder irgendwohin. Es ist natürlich eine Anerkennung, wenn die Fans und die Leute anrufen und für dich stimmen, aber groß weltbewegend wird sich an meinem Schaffen nichts verändern. Ich glaube auch nicht, dass er medial so gewichtig ist, dass sich für mich österreichweit oder international etwas verändern würde. Wenn du weißt was ich meine. (lacht wieder fröhlich)

Also du kannst deine Kollegen verstehen, die sich vom Amadeus distanziert haben.

Ja, teils schon. Ich finde die Gründe waren natürlich nachvollziehbar. Warum Naked Lunch, HVOB und Monobrother sich distanziert haben, kann ich verstehen. Dadurch erwirkt man natürlich auch Medienaufmerksamkeit—das Thema wird so in einen Diskussionsmittelpunkt gebracht. Wenn es schon einen österreichischen Musikpreis gibt, sollte man ihn anderseits aber auch hochhalten und schätzen. Um zu zeigen, dass es eine gewisse Wertigkeit für österreichische Musik gibt. Die darf auch gefeiert werden. Ein Musiker muss ja eine gewisse Vorbild-Wirkung haben und sollte das unterstützen.

Man liest in deinen Interviews immer wieder, dass sich deine Musik „ergibt“. Gibt es auch etwas Konzeptionelles daran? Planst du in nächster Zeit ein Konzeptalbum?

Es ist extrem schwierig zu sagen, ob ich von vornherein etwas Konzeptionelles rausgebe. Weil im Entstehungsprozess kommt so viel Unerwartetes dazu, dass sich dein Konzept erst recht umgeschnitten wird. Am Ende ist es der Geist, der mitschwebt. Aus dem entwickelt sich das Konzept dann. Ein Konzeptalbum kann ich mir durchaus vorstellen—es wäre sehr interessant. Aber wenn ich ehrlich bin fühle ich mich noch nicht bereit dazu. Ich möchte dieses Wirrwarr noch ausleben. Ich denke, dass ein Konzeptalbum irrsinnig schwer zu machen ist. Und es sollte schon Hand und Fuß. Da muss man sich auf eine Sache extrem konzentrieren und ich glaube, dass mir dafür die Geduld noch ein bisschen fehlt.Das würde zur Zeit eher langweilig werden.

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Siehst du eigentlich eine Entwicklung deiner Musik von einer Indie-Schiene in eine kommerzielle Richtung?

Hm. Wenn den Leuten Musik gefällt, dann ist es bald einmal kommerzielle Musik und Pop.

Damit kannst du leben.

Gut sogar. Man muss sich nur Beispiele wie Arcade Fire oder Feist ansehen. Im Endeffekt haben die damit angefangen, in kleinen Clubs zu spielen. Die Leute haben sich dafür interessiert, dann gibt es ein Mischpublikum und schon ist man weltberühmt. Es gibt immer wieder Bands, die aus dem Indie-Bereich kommen und jetzt nicht DIE kommerzielle, Ö3-taugliche Musik machen, aber trotzdem kommerziell erfolgreich sind. Wenn ich jetzt der Individualist wäre, der drei Millionen Euro am Konto hätte, würde ich natürlich Musik verschenken. Aber ich finde es auch schön, wenn die Lebenseinstellung mit der Lebensaufgabe verknüft ist. Aber natürlich muss man davon leben können.Von daher muss man sogar kommerziell denken. Jeder Musiker. Auch der kleine Indie-Musiker. Wenn er kein Geld hat dann musst du gewissen Marketingmaschinen eben bedienen. Ja. Auch die kommerziellen.

Was steht als nächstes an?

Ich arbeite zur Zeit an neuem Material. Konkret kann ich dazu aber noch nichts sagen. Es ist noch in der Entwicklungsphase. Keine Ahnung wie lange das noch dauert. Ich möchte mich da gar nicht unter Druck setzen. Vielleicht ein halbes Jahr bis Jahr. Vielleicht auch noch ein Jahrtausend. Konkrete Pläne für ein neues Album gibt es zur Zeit noch nicht. Es ist noch ein Entstehungsprozess.

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