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Gute Idee, schlechte Idee—Warum die selben Ideen betrunken viel besser sind, als nüchtern

Spielen wir ein Spiel. Es heißt „Gute Idee, Schlechte Idee“. Gute Idee: Beim Fortgehen ein bisschen was trinken. Schlechte Idee: Kurz vor der eintretenden Alkoholvergiftung noch ein Bier beim Dönerstand kaufen.

Foto via Flickr | Benjamin | CC BY 2.0

Spielen wir ein Spiel. Es heißt „Gute Idee, schlechte Idee”. Eine Idee kann nämlich gleichzeitig eine gute Idee und eine schlechte Idee sein, abhängig von deinem Intoxikationslevel. Denn Gewalt ist nur ein anderes Wort für Spaß. Es kommt darauf an, auf welcher Seite man steht—wie die Wohlstandskinder schon sangen. Damit ihr euch vor der Umsetzung einer dieser schlecht-guten Ideen doch noch davon abhalten könnt, haben wir ein paar der üblichen Verdächtigen zusammengetragen. All diese Peinlichkeiten sind jedoch wie die Hand auf der heißen Herdplatte: Man muss es einmal selbst gemacht haben, um wirklich zu realisieren, wie schlecht die Idee wirklich ist. Wenn jemand anderes es einem sagt, glaubt man es einfach nicht.

Noch mehr trinken

Foto via Flickr | Laura Nicola | CC BY 2.0

Wenn man nüchtern wäre, würde man in diesem Moment wissen, wie schlecht es um das eigene Wohlbefinden steht. Ist man aber nicht. Wenn man schon betrunken ist, wirkt der Gedanke des „Noch-mehr-Trinkens“ immer wie die beste Idee, die man jemals hatte. Es war dann auch meistens die letzte Idee, die man an diesem Abend hatte, an die man sich noch erinnern kann. Alkohol schaltet auch den Selbstschutz vor Alkohol aus, gewieftes Gift. Jetzt liegst du eh schon im kompletten Nervengiftdelirium in der Ecke und bist felsenfest davon überzeugt, dass noch mehr Nervengift—Alkohol ist nämlich ein sehr potentes—dir Heilung verschaffen wird. Minus und Minus ist hier leider nicht Plus. Von dieser Idee gibt es auch die tolle Variation von „Der Dübel geht noch“, die immer in einer Speiberei endet und „Ich brauch ein Bier vom Dönerstand“, das man nach drei Schlücken sowieso an irgendeiner schulterhohen Hauskante vergisst. Lass es lieber gleich.

Mit dem Nächstbesten/der Nächstbesten rumschmusen

Foto via Flickr | Gnusam | CC BY 2.0

Schmusen ist normalerweise eher eine der besseren Ideen, die man haben kann. Serotonin und so. Zuneigung. Alles Dinge, die unser Leben laut der Wissenschaft verlängern und lebenswerter machen. Nach einem gewissen Intoxikationslevel werden jedoch alle anderen wichtigen Co-Faktoren wie „Ist das der/die Ex meines besten Freundes?“, „Will ich der Person nach dem, was letzte Woche passiert ist, nicht eigentlich ein (Spielzeug)Messer in den Hals rammen?“ oder das berühmte „Warst du schon immer so hübsch?“ außer Acht gelassen. Das Schöne an diesem Alkoholmissgriff ist meistens, dass man auf jeden Fall bis zum Tag danach vor den Konsequenzen verschont bleibt. Erst dann findet man in seiner Restfettn tausende SMS und verpasste Anrufe auf seinem Handy und zu den massiven Kopfschmerzen muss sich auch ein gewisses Krisenmanagement gesellen—oder man geht sich einfach eingraben.

Die ganze Bäckerei leer essen

Foto via Flickr | onnola | CC BY 2.0

Man befindet sich gerade auf seinem Nachhausegewaltmarsch durch den Betondschungel und findet an einer Ecke ein fast engelsgleiches Leuchten. Der Heiligenschein des Morgens lächelt dich aus einem verdreckten Fenster an. Die Bäckerei hat schon offen. Dein alkoholgetränktes Hirn ist nun davon überzeugt, die Kalorienzufuhr der letzten zwei Wochen nachholen zu müssen. Du kaufst mit Geld, das du nicht hast, die Bäckerei leer, um Essen zu bekommen, das du nicht essen kannst. Das wird dir aber erst bewusst, nachdem du zum ersten Mal in deinem Leben ein Marmeladecroissant als das Ekelhafteste, das du je gegessen hast, empfindest. Die Steigerung davon ist sich in seiner Trunkenheit per Online-Zahlungsmittel, wiederum mit Geld, welches man technisch gesehen nicht hat, eine Pizza zu bestellen und einzuschlafen, bevor die Pizza auf Pump überhaupt ankommt. Nun wirst du Geld, Überzugszinsen und Karma für eine Pizza bezahlen, die du nie gegessen hast. Schlechter Deal.

Deine Liebe per SMS gestehen

Foto via Flickr | Paul Boxley | CC BY 2.0

Alkohol enthemmt. Normalerweise sind wir ja alle zu verklemmt für solche Geständnisse. Man mag jemanden? Man sollte das kenntlich machen. So früh es geht. So verhindert man große emotionale Ressentiments, für die eigentlich niemand so wirklich etwas kann. Affektion ist eben Affektion. Peinlich wird es dann aber, wenn der Alkohol mit dir zwei Dinge gleichzeitig macht. Zunächst hast du keine Hemmungen mehr, dann einen großen Mitteilungsdrang und dann auch noch einen anderen Aufenthaltsort. Diese drei Gegebenheiten führen dazu, dass du jetzt der Person deiner gedanklichen Begierde deine Liebe per SMS gestehst. Das ist wiederum auf nicht nur eine, sondern gleich tausende Arten peinlich.

Ehrlich sein

Foto via Flickr | Corey Balazowich | CC BY 2.0

Man könnte doch einfach mal ehrlich sein. Gute Idee im Prizip, sehr schlechte Idee in der Praxis. Hier vermischen sich nämlich wie beim Liebesgeständnis der Mitteilungsdrang mit einem kompletten Fehlen des Höflichkeitsfilters. Man erzählt den besten Freunden, wie sehr man ihre Beziehungspartner verachtet, wie schlecht man nicht nur die Welt, sondern jede kleine Einzelheit eines jeden Anderen findet, man nimmt sich absolut kein Blatt vor den Mund und eigentlich meint man es gar nicht so. Natürlich schon—irgendwie, tief im Inneren—aber man hat sich im nüchternen Zustand einfach damit abgefunden, dass die Welt nicht so ist, wie man sie gerne hätte und Mama hat einem beigebracht, dass man höflich zu sein hat. Im betrunkenen Zustand ist der Fakt jedoch einfach unerträglich, dass die Welt komplett—vulgo—oasch ist. Manchmal kann man sich vor den Konsequenzen dieser glorreichen Idee mit einem „sorry, ich war fett“ retten, manchmal zerstört hier jedoch der Alkohol jahrelange Freundschaften.

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