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Reviews

Musikreviews der Woche mit Die Angst und Flume

Musikhistorisches Korrektive, bekennende Niedersachsen und Nackenschläge, die gar nicht wehtun. Unsere Reviews.

FLUME
Flume
Future Classic

Die Demokratisierung der Produktionsmittel hat in den letzten 20 Jahren zu zweifelhaften Ergebnissen geführt, man denke nur an die Playstation-Produktionen der ersten AGGRO!-Generation oder an das magische Klappern von Burials rudimentärer Software, mit der er nur den jeweils letzten Arbeitsschritt korrigieren konnte. Den vorübergehenden Zenit markiert der 20-jährige Australier Flume, der bereits als kleiner Teenager ein „music production program” in seiner Cornflakes-Packung gefunden haben soll. Inzwischen muss er seinen Gerätepark etwas aufgestockt haben, und man muss kein Marxist sein, um festzustellen, was er dem fliegenden Hornklee und den Funzelmördern dieser Welt voraus hat: Sie haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber drauf an, sie zu verändern.

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FAB 5 FEUERBACH

CHRIS BROKAW
Gambler’s Ecstasy
Damnably/Indigo

Man kennt Brokaw vielleicht am ehesten aus seiner Zeit bei Codeine oder durch die netten Blues-Sachen, die er mit Karate-Frontmann Geoff Farina aufgenommen hat. Kodein und Karate, das ist, wenn ich es mir recht überlege, eine ziemlich interessante Mischung, die auch als Allegorie seiner Soloarbeiten taugen mag: Etwas düster, langsam und lakonisch, und zwischendurch immer mal wieder Nackenschläge, die aber gar nicht so richtig wehtun. Am Ende hat man also das Gefühl, eine halbe Stunde lang mit einem Wattebausch verprügelt worden zu sein, und zurück bleibt nichts als eine große innere Leere.

MR MIYAGI

DENNIS BUSCH
Total Youth
Pingipung/Kompakt/A-Musik/Morr

Unter dem Alias James Din A 4 ist Busch in der Vergangenheit schon häufiger durch eine imposante Kombination aus liebevollem MPC-Stolpertechno und grenzdebilen Tracktiteln aufgefallen. Jetzt hat sich der bekennende Niedersachse noch einmal überboten: Die Beats knackiger denn je, die Titel an der Schmergrenze zur lyrischen Apokalypse (hat jemand „Kaputtalismus“ gesagt?). Solange er nicht anfängt Vocal House zu produzieren, geht das aber alles noch in Ordnung. Einen kompletten Refrain von ihm würde das Sprachzentrum deines Gehirn vermutlich nicht überleben.

ALEX CHRISTENSEN

DIE ANGST
Die Angst in uns ist die Angst vor euch
Moon Records

Liebe Turbostaat-Fans. Wenn ihr mal wissen wollt, woher eure Helden kommen, also womit sie vermutlich musikalisch sozialisiert wurden, vielleicht nicht konkret, aber grob in Sachen Genre und Subkultur; wenn ihr, so sehr wir alle ja auch Turbostaat für „das gerade noch akzeptable Ding im Mainstreampunk“ halten, wenn ihr also mal ein bisschen vom Mainstream weg wollt; wenn ihr vielleicht mal wieder Bock auf fiese Keller mit günstigem Bier anstatt teure Konzerthallen mit nicht so ganz zur Musik passenden In-Drinks – Die Angst ist nicht die Lösung all dieser Probleme, aber ein ganz wunderbares musikhistorisches Korrektiv für euch, eine Ergänzung geradezu, eine Notwendigkeit für jeden musikalisch Zuspätgeborenen und Zugutgelaunten meinetwegen.

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