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Clubkultur

Sag uns, mit welcher Motivation du feiern gehst und wir sagen dir, wie du endest

Wir freuen uns jedes Mal darauf, unsere Gehirnzellen wegzusaufen. In regelmäßigen Abständen. Und wir sollen die klügsten Lebewesen auf diesem Planeten sein. Genau.

Dieser Artikel stammt von unseren Kollegen aus der Wiener Redaktion.

Feiern ist, rein objektiv betrachtet, eine Stresssituation für deinen zarten Körper. Du bewegst dich an einen abgedunkelten und meist verrauchten Ort. Die Musik wird auf Flughafen-Lautstärke gespielt, der Zustand deiner Mitmenschen ist nicht einzuschätzen und somit eine potentielle Gefahrenquelle. Du gibst Geld aus, um deine Zellen zu vergiften—nüchtern erträgt der Geist so eine Situation nicht. Das alles macht die Spezies "junger Mensch" und er macht es freiwillig. Er freut sich sogar darauf. Er ist motiviert sich das alles anzutun. In regelmäßigen Abständen. Und wir sollen die klügsten Lebewesen auf diesem Planeten sein. Genau.

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Unabhängig von unserer unschlagbaren Geistesabwesenheit am Wochenende, gibt es im nüchternen Zustand Motivatoren. Feier-Motivationen sind trügerisch—ähnlich wie das Verknallt-Sein. Die rosarote Party-Brille setzen wir ein paar Stunden vor dem Abend auf—und sie lässt alles so viel besser und glänzender erscheinen. Sie lässt dich glauben, dass du heute die Nacht deines Lebens haben wirst. Sie lässt dich glauben, dass diese eine Nacht ganz anderes sein wird, als die anderen Nächte. Meistens hast du nicht die Nacht deines Lebens.

Das merkst du spätestens, wenn die rosarote Brille unten ist—am Tag danach. Vielleicht stehen wir so auf das Ausgehen, weil es eine Liebesbeziehung in verkürzter Form ist: Aufregung, Liebe, dann ein paar Stunden an die du dich nicht erinnerst, die aber wahrscheinlich gut waren und dann die bittere Trennungsphase. Die Rückkehr auf den Boden der Tatsachen. Samt den Selbstschwüren nie wieder den selben Fehler zu begehen. Durch jahrelange Erfahrung mit Saufmotivation kann ich euch sagen, wie euer Abend ausgehen wird. Spoiler: Nicht halb so gut wie ihr denkt.

Motivation: Geburtstag, Ende der Prüfungsphase, Fasching und andere fixe Lebensumstände

Der Mensch ist ein gewieftes Wesen und er weiß sich und seine Umgebung gut auszutricksen, um seinem eskalativen Alkoholismus zu frönen. Dazu nimmt er gerne Meilensteine seines Lebens her. Die Prüfungsphase, wegen der man vier Tage nüchtern war, ist zum Beispiel ein guter Grund, um sich mit einem Saufgelage zu belohnen. Trotz des Lebensstils ein weiteres Jahr überlebt zu haben: Super Grund, um das mit einem Saufgelage zu belohnen. Kollektive Besäufnisse a lá Fasching, Halloween, Silvester—all diesen Veranstaltungen wohnt ein besonders hohes Motivations-Level inne.

So denkst du, dass der Abend enden wird: Alle deine Freunde sind da. Ihr trinkt, die Stimmung ist ausgelassen. Du wippst ein bisschen berauscht zur Musik mit und lernst einen tollen potenziellen Sexualpartner kennen. Du hast Spaß, du lachst wahnsinnig viel. Ab und zu gehst du tanzen und flirtest mit heißen Blicken andere potenzielle Sexualpartner an. Die Nacht ist lebendig. Sie ist jung. Du spürst sie pulsieren—alle tun es. Am nächsten Tag gibt es lustig-pointierte Instagram-Fotos von deinen Freunden und dir. Ihr seid wunderschön.

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So endet der Abend tatsächlich: Du brüllst die erste Stunde beim Vorglühen herum, wie motiviert du bist. Ab da setzt dann circa der Filmriss ein. Wenn du wieder zu dir kommst—am nächsten Tag—kannst du nicht sagen, wo du mit wem warst. Du hast deinem Ex-Sexualpartner eine erbärmliche und verzweifelte Nachricht hinterlassen. Es gibt ein Foto von dir und dir nicht bekannten Menschen—ihr seht alle scheiße aus, aber du ganz besonders. Angeblich hast du dich mit irgendwem aufgeführt—das wurde von deinen Freunden begrüßt, da es die einzige Zeit des Abends war, in der du ihnen gegenüber deine Fresse gehalten hast.

Motivation: Wochenende, Bitches!

Foto: Stefanie Katzinger

Tja, leider ist nicht alle Tage Fasching, Geburtstag, Silvester oder Prüfungsphase. Manchmal ist auch einfach nichts. Aber wie oben erwähnt—der Mensch ist ein gewieftes Wesen und er wird Wege finden, seinen Rausch zu legitimieren. Koste es, was es wolle. Und was eignet sich eigentlich besser zum Feiern, als die Tatsache, dass wir laut dem Kapitalismus zwei freie Tage in der Woche haben? Hm? Richtig, gar nichts! Das ist sogar so großartig, dass wir diesen Umstand wöchentlich feiern. Und die zwei freien Tage, die wir für Musterbürger-Spazieren-im-Wald-Shit nehmen könnten, lieber zum bloßen Hinrichten von Gehirnzellen und dem Kater-Durchleben nehmen. Spießer leben nicht länger, es kommt ihnen nur so vor.


Video: "Drunken Glory – Der göttliche Rausch"

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So denkst du, dass der Abend enden wird: TGIF, yeah! Du triffst dich mit deiner engsten Truppe in einer Bar—ganz How I Met Your Mother-Style. Ihr seid müde von der Woche, aber super gelaunt, jeder nippt an seinem Lieblingsdrink. Es wird viel gelacht und der Stress der letzten Woche ausgetauscht. Eventuell verschlägt es euch nachher in einen Club, aber das ist weder ein Muss noch in Planung. Du lässt alles auf dich zukommen, denn du, ja du, du hast jetzt endlich Wochenende.

So endet der Abend tatsächlich: Nach dem ersten Drink fängst du an dich immer schneller und mit immer härterem Alkohol umzuhacken. Weil du eher der Typ Mensch bist, der fünf Liter Wein samt Wodka-Shots braucht, statt angenehmen fünf Gläsern Pinot Grigio. Du hast irgendwann einen Filmriss und machst mindestens drei Sachen, an denen du nächste Woche nagen wirst. Bis Mittwoch hast du eine Restalkohol-Depression. Deinen Freunden geht es ähnlich—deshalb sind es ja deine Freunde. Gratulation.

Motivation: Sexualpartner finden / eifersüchtig machen / tauschen

Das Aufriss-Weggehen ist tief in uns verankert. Eigentlich ist das immer eine Nebenhoffnung deines Ausgehens—vielleicht kein zentraler Punkt, aber die Hoffnung ist da. Wenn du dich einmal entscheidest, ihn zum zentralen Punkt zu machen—dann ist Feuer auf dem Dach. Entweder dein jetziger Sexualpartner geht dir so auf die Nerven, dass es sein muss. Oder du hast den letzten Sexualpartner letztes Jahrtausend gehabt. Beides ist schrecklich und dieser Umstand gehört geändert. Und als ein Mensch der Tat, ziehst du deine besten Sachen an und schmeißt dich ins ungezügelte Vergnügen.

So denkst du, dass der Abend enden wird: Du siehst einfach blendend aus. Du hast deinen feinsten Zwirn an, deine Haare sind perfekt und dein Gesicht hat noch nie besser ausgesehen. Du trinkst zwar, aber sehr verhalten—es ist dir bereits zu Ohren gekommen, was passiert wenn du säufst und verzweifelt bist. Du unterhältst dich mit mehreren ähnlich schönen Menschen. Ein Mensch ist besonders sexy und klug. Ihr verliebt euch, habt leidenschaftlichen Sex und bekommt in den nächsten Jahren zwei Kinder. Eure Wohnung wird ein angenehmer Hort voller Liebe und dein Alkoholismus ist für immer geheilt—die Liebe hat dich wieder repariert.

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So endet der Abend tatsächlich: Du versagst in den ersten drei Stunden mit dem verhaltenen Trinken und du siehst nach der ersten Stunde richtig beschissen aus. Du schwitzt und fängst an Scheiße zu labern. Du hast schlechten Besoffenen-Sex mit jemanden, mit dem du keinen Sex hättest haben wollen—im besten Fall. Im schlimmsten Fall bist du einfach nur erbärmlich und erzählst im Suff jedem davon, was für ein Tiger du im Bett bist. Und wie wild du es brauchst. Ein anderer Mensch bleibt bei dir deshalb hängen—er ist wahrscheinlich untervögelt. Und das wird schon seine Gründe haben. Was die Gründe genau sind, findest du in den nächsten drei Tagen bis drei Jahren heraus. Der Sexpartner, den du eifersüchtig machen oder tauschen willst, lernt die Liebe seines Lebens kennen.

Motivation: Musik, Herz-Emoji

Foto von der Autorin

Der eine DJ. Der eine Producer. Die eine Band. Sie sind da. In deiner Stadt. Um für dich zu spielen. Um aus dem YouTube-Fenster hinauszutreten und dir Gänsehaut vor Ort zu verschaffen. Um dich tanzen zu sehen. Natürlich gehst du hin. Natürlich zahlst du Geld—was sonst. Du kennst mindestens drei Tracks und bei einem hast du fast geweint—natürlich hast du schon vor zwei Monaten auf Facebook zugesagt. Jede Feier bis dato war so unnötig, so eine Zeitverschwendung—aber das nicht. Natürlich nicht. Das ist kein Feiern, mein junger Jedi. Das ist Kultur-Konsum. Und du bist eben kein Banause.

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So denkst du, dass der Abend enden wird: Magische Dinge werden während des Auftrittes mit dir passieren. Du überdenkst dein Leben und hast eine emotionale, aber klärende Phase, als dein Lieblingssong kommt. Du tanzt und hast sonst viel Spaß. Dein Idol da oben zwinkert dir zu. Du fühlst dich befreit. Befreit vom Alltagsstress, befreit von jeglicher Last. Die Trackauswahl ist bombastisch, alle Menschen, die mit dir da sind, sind auf deiner Wellenlänge. Sie fühlen es auch. Du gehst erschöpft aber glücklich heim und schwörst dir, nur noch so wegzugehen.

So endet der Abend tatsächlich: Es ist gesteckt voll. Alle rempeln dich an. Du merkst, dass du offensichtlich entweder einen Basic-Bitch-Musikgeschmack hast oder die Menschheit aus Basic Bitches besteht. Die Veranstalter haben schon wieder alle reingelassen, die gekommen sind und eine viel zu kleine Location ausgewählt. Die Anlage knackst ein paar Mal. Vorne droht dir die maximale Atemnot dank Platzmangel. Tanzen kannst du sofort vergessen, glücklicherweise hast du vorgeglüht. Du säufst weiter überteuerte Getränke an der Bar. Du checkst erst 30 Minuten nach Anfang, dass dein Act spielt. Du kennst keinen der Tracks. Am Ende des Auftrittes haut er den einen Song raus, den du so feierst. Die anderen Tracks, die du magst, spielt er gar nicht. Du versuchst zu tanzen, bist aber bereits voll besoffen. Du gehst erschöpft und frustriert heim und schwörst dir, nie wieder so zu feiern.

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Motivation: Rauschgelüst befriedigen

Nenne es die Mondstellung, nenne es das "Alles nervt mich"-Saufen. Nenne es, wie du es nennen willst. Wenn du einfach nur weggehst, um deinen Rauschtrieb ruhig zu stellen, dann sind die verbalen Verpackungen eh egal und absolut durchschaubar. Aber es ist absolut egal, weil deine Freunde natürlich auch den Grund verspüren, den du ihnen lieblos hingefetzt hast. "Ja, mich nervt auch grad alles." Oder: "Ja, echt? Vollmond? Spüre ich extrem, auch, jaja. Wohin gehen wir?" Bitte schicke ihnen eine Schachtel Pralinen, nachdem du mit diesem Text fertig bist. Gute und gestörte Freunde sind wichtig im Leben. Sonst wäre man ja ein einsamer und asozialer Alkoholiker.

So denkst du wird der Abend enden: Du denkst gar nichts. Du stellst dir bloß die Frage, wie du nach 20:00 Uhr an Alkohol kommst.

So endet der Abend tatsächlich: Irgendwie wird er schon enden.

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