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Der Kriegsfotograf von Grand Theft Auto

Christopher Murrie liefert Bilder direkt aus der Kampfzone von Los Santos.
Ein Beispiel von der Kriegsfotografie von Grand Theft Auto: Grand Theft Auto Screenshots, von Christopher Murrie

In seinen Grundzügen erscheint Grand Theft Auto V wie eine endlose Einladung zur mutwilligen Zerstörung. Als ein Filmemacher und Fotograf jetzt in den Kampf der beliebten Web-Variante GTA Online einstieg, hatte er eine interessante Idee, für eine alternative Interpretation des Spiels: Anstatt sich der ganzen Aufregung um die nie endende Gewalt anzuschließen, begann er sie zu dokumentieren. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Porträt des Lebens in Los Santos, der GTA-Simulation von Los Angeles mit hinterhältigerem Charakter als ihr Vorbild.

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Im Leben außerhalb von GTA Online ist Christopher Murrie ein Filmemacher in Oregon im Studio Laika, der bereits an Animationsfilmen wie Coraline und ParaNorman gearbeitet hat. Im Spiel, wie er am Wochenende im r/gaming post erklärte, fing er an als „Kriegsfotograf" zu arbeiten. Es nutze den passiven Betrachtungsmodus von GTA Online, um anderen Spielern zu folgen und Fotos zu machen. Es hat sogar seine eigene Crew mit dem passenden Namen „Media Lens", damit andere gleichgesinnte GTA Spieler ihre eigenen „Bilder aus der Kriegszone San Andreas aus erster Hand" beisteuern können.

Bis jetzt bemüht sich sein Experiment wie die echte „Kriegsfotografie" zu funktionieren—inklusive ganz eigener (simulierter) Gefahren.

„Ich sollte erwähnen, dass mein Charakter Camo-Hosen, eine schwarze Jacke mit dem Aufdruck ‚MEDIA' auf dem Rücken und einen Helm trägt," schrieb Murrie auf Reddit. „Ich versuche immer den WEZL News Van [GTA Parodie von Fox News] zu finden und ihn zu nutzen, um zu den Hot Spots zu fahren und Bilder zu machen."

„Es macht Spaß zu sehen, wer es versteht und mich ganz nah ran lässt, während sie kämpfen," fügt er hinzu. „Die meisten Leute scheinen Spaß daran zu haben, aber es gibt immer einen Typen, der es nicht lassen kann, und versucht mich zu überfahren—meist in irgendeinem lächerlichen Clowns-Outfit."

Die Idee hat bei anderen GTA Online Spielern einen Nerv getroffen. Media Lens wurde erst letzten Freitag gründet und zählt schon jetzt an die 200 Mitglieder. Ein anderer Reddit Nutzer hat ein Subreddit /r/GTAVMEDIA/ gegründet, um mehr Bilder außerhalb von Rockstars eigenem Sozialen Netzwerk zu kuratieren.

Es ist verlockend, dies als eine Erweiterung des Selfie-Trends zu deuten, der die Gamer im letzten Jahr befallen hat. Die Videospiel-Selfies existieren dank Entwicklern wie Rockstar, die den Spielern inzwischen virtuelle iPhones gegeben haben, um Schnappschüsse von ihren Avataren zu machen. Aber es kommt noch etwas anderes ins Spiel, wenn Leute wie Murrie die Vorderseite ihrer iPhone-Kamera zu nutzen beginnen. Mit einem Sepia-Filter unterlegt und in der kastenförmigen Form einer Mittelformat-Kamera, nehmen die Bilder eine Ästhetik zwischen den berühmten Arbeiten des Kriegsfotografen Robert Capa und der makaberen Porträtkünstlerin Diane Arbus an.

Aber können wir aus den Bildern klare soziale oder politische Botschaften lesen, wie wir es vermutlich mit echter Kriegsfotografie tun, um bewaffnete Konflikte zu kritisieren? Millionen von Menschen empfinden GTA Online als harmloses Vergnügen und Murrie sagte der Gaming-Webseite Polygon kürzlich, dass er seine Fotografie als einen weiteren Weg zu Erkundung und Interaktion innerhalb des Spiels versteht. Der endlose Feed von hyper-gewalttätigen Bilder, von denen man jetzt aus dem Spiel erschüttert wird, liefern ein düsteres Wirklichkeitsporträt der virtuellen Welt—zumindest sind es Bilder, die sich deutlich von den Landschafts-Pornos und der seichten Sonnenuntergangsästhetik unterscheiden, die bisher das Gros solcher Art von Gamer-Fan-Kunst ausmachen.