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Noisey News

71 Prozent aller Musiker haben schon mal unter Angststörungen oder Panikattacken gelitten

Die größte Umfrage ihrer Art zeigt, wie schlecht es um die geistige Gesundheit von Menschen steht, die in der Musikindustrie beschäftigt sind.
Ryan Bassil
London, GB

Es ist wichtig, über psychische Gesundheit zu sprechen. Deswegen haben wir bereits darüber berichtet, was es heißt als psychisch Kranker in einer Band zu spielen, wie Künstler sich selbst behandeln, inwiefern auch andere in der Industrie davon betroffen sind, wie Ambient-Musik bei der Linderung der Symptome helfen kann und einen Haufen anderer fesselnder und anregender Berichte. Wir wollen nach und nach die Schichten entfernen, die das Thema mentale Gesundheit schon viel zu lange bedecken.

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Wir wollen die Thematik ins Gespräch bringen, sie von ihrem Stigma entfernen und die Tatsache normalisieren, dass es uns allen mal beschissen geht—und, dass das auch vollkommen OK ist. Zu wissen, dass auch andere Menschen die gleiche Erfahrung durchgemacht haben, kann tröstend sein. Im mindesten Fall fühlt man sich nicht mehr so alleine. In einem unserer größeren Artikel zu dem Thema forderten wir, dass die Musikindustrie endlich aufwachen und Künstler mit psychischen Problemen unterstützen muss. Bei den Recherchen unterstütze uns damals Help Musicians UK, die größte unabhängige Wohltätigkeitsorganisation für Musiker in Großbritannien.

In dem guten Jahr nach dem Artikel hat Help Musicians an der größten internationalen Umfrage unter Musikern zu diesem Thema gearbeitet. 2.200 Antworten wurden ausgewertet und die Ergebnisse sind erschreckend. In der Studie heißt es, dass 71 Prozent der Befragten der Meinung sind, Angststörungen und Panikattacken durchlebt zu haben. 67 Prozent gaben an, bereits unter Depressionen gelitten zu haben. Aufgrund der Ergebnisse kommt die Wohltätigkeitsorganisation zu dem Schluss, dass Musiker dreimal so wahrscheinlich psychische Krankheiten erleiden wie die breite Öffentlichkeit. Obendrein waren 54,8 Prozent der Befragten der Meinung, dass es zu wenig Angebote für Musiker gibt und 46,6 Prozent wünschen sich einen speziellen Beratungsservice für Musiker.

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„Leider sind die Ergebnisse dieser Umfrage keine große Überraschung und zeichnen ein bedenkliches Bild des Arbeitsklimas in der Musikindustrie", sagt Richard Robinson, Vorsitzender von Help Musicians UK.

Die große Frage ist dabei natürlich: Was passiert jetzt? Die Diskussion um psychische Gesundheit wird immer größere Kreise ziehen—einerseits durch solche Umfragen und andererseits durch weitere Artikel in den Medien. Es braucht allerdings positiv-progressive Taten, um den Dialog auch jenseits von Statistiken und Zeitungsartikeln weiter voranzutreiben. Und das ist die Aufgabe von Wohltätigkeitsorganisationen wie Help Musicians.

Robinson sagt: „Diese Umfrage ist ein wichtiger erster Schritt, um uns dabei zu helfen, die Ausmaße des Problems zu erfassen. Sie zeigt uns auch, wie wichtig die nächste Phase dieser Untersuchung ist, in der wir Empfehlungen zur Etablierung der ersten musikindustriespezifischen Beratungsangebote bekommen werden."

Die Studie ist Teil der wegweisenden MAD-Kampagne (Music And Depression), die im Mai dieses Jahres von der Wohltätigkeitsorganisation gestartet wurde. Der zweite Teil der Umfrageergebnisse wird Anfang 2017 öffentlich gemacht. Gleichzeitig soll eine Arbeitsgruppe aufgebaut werden, die sich auf Probleme der psychischen Gesundheit in der Musikindustrie spezialisiert. ​Die Help Musicians-Website kannst du hier besuchen.

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​Anmerkung: Dieser Artikel ist ursprünglich bei Noisey UK erschienen. Noisey Deutschland wird sich diesem Thema in Zukunft ebenfalls verstärkt widmen.​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

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