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Interviews

Fruchtmax hat uns gesagt, was er vom 1 Gönnungslife der Sparkasse hält

„Der 50-jährige Dude, der in der Sparkasse arbeitet, redet jetzt also auch so.“ - Fruchtmax.

Die Berliner Rapper Fruchtmax und Hugo Nameless hatten im Januar 2016 mit "Wie kann man sich nur so hart gönnen" aus dem Nichts einen Szene-Hit gelandet. Money Boy packte den Track einen Monat später nebst Gastpart auf sein Mixtape, im April folgte ein Remix mit Juicy Gay und einen Monat später ein weiterer Remix mit Trettmann und Haiyti. Man könnte fast sagen, dass der Track seine Runden machte. Parallel feuerte die Facebook-Seite "Wie kann man sich nur so hart gönnen?" regelmäßig Memes mit dem Spruch ab, die für die weitere Verbreitung des Spruchs sorgten. Kein Wunder, dass sich die Hook-Line schnell in den Jugend-Sprachgebrauch einbrannte. Dein Kumpel kauft sich am Späti ein Heineken statt das gewohnte Sternburg? Wie kann man sich nur so hart gönnen? Simpel.

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Doch 2016 wird nicht nur gegönnt, 2016 wird auch mit "Was ist das für 1 Life" nach dem Sinn des Ausschreibens des unbestimmten Artikels "ein" gefragt und der umgangssprachliche Nachschub "vong … her" glorifiziert. Überhaupt gibt man sich rechtschreibmäßig und grammatikalisch ungebildeter als ein lieblos gecracktes Microsoft Word. Doch Szene-Jugendsprache macht nur so lange Spaß, bis sie zu große Kreise zieht und irgendwann auch von Bankangestellten gesprochen wird. Also genau dann, wenn die Sparkasse sie offiziell benutzt, um für ihre Produkte zu werben. Und genau das ist passiert. Mit "Gönn Dir ist einfach. Wenn man 1 gute Bank hat vong Vorsorge her", biederte sich das Kreditinstitut nun schamlos an.

Die Antwort kam schnell. Die "Wie kann man sich nur so hart gönnen?"-Seite gab ein wütendes Statement ab, dass es für sie vorbei mit der Gönnung wäre und auch @smoothandboring zeigte sich genervt und verzichtet seitdem auf seinen üblichen Slang. Und was ist mit den Botschaftern des Gönnens, Fruchtmax und Hugo Nameless? Wir haben Fruchtmax mal angerufen, um nachzufragen, was er von der ganzen Sache hält.

Noisey: Hast du mitbekommen, dass die Facebook-Seite "Wie kann man sich nur so hart gönnen?" nach der Sparkasse-Werbung das Statement abgegeben hat, nicht mehr weitermachen zu wollen?
Fruchtmax: Nein, arg.

Hast du die Sparkassen-Werbung gesehen?
Ja, da wurde diese "Twitter-Lingo"—oder wie auch immer man sie nennen mag—benutzt. Die Sparkasse hat versucht, ein junges Publikum anzusprechen und zu zeigen, dass die Sparkasse voll cool ist und Kapitalanlagen oder irgend so ein Scheiß mega geil sind.

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Das alles hat sich arg verselbstständigt. Wie kamt ihr damals eigentlich auf den "Wie kann man sich nur so hart gönnen"-Spruch?
Wir haben den nicht erfunden, den Spruch habe ich einfach auf Twitter gelesen. Ich habe "Aww Men" von Future und Lil Bibby gehört, mir das Instrumental gezogen und eine Hook mit "Wie kann man sich nur so hart gönnen" ausgedacht". Das hat ziemlich gut gepasst und wir haben den Song gemacht.

Habt ihr den Spruch damit groß gemacht?
Wir machten den dadurch fame.

Was denkst du darüber, wenn Leute, die weder euch, noch den Song kennen, mit dem Spruch um sich werfen?
Wir haben es ja nicht erfunden, deswegen ist es eigentlich egal. Da kann ich nicht sagen, dass die meine Idee übernommen haben oder was benutzen, was ich erfunden habe. Ich bin ja nicht der Urheber, deswegen mache ich denen keinen Vorwurf. Soll sich jeder frei fühlen und benutzen, was er möchte.

Die Sparkasse hat das mit dem "1 Life" gemischt, was mittlerweile auch jeder schreibt. Benutzt du das jetzt auch noch, nachdem es jeder macht oder hat sich das für dich erledigt?
Hat sich eigentlich erledigt. Ich war eh nie so, dass ich das oft benutzt habe. Wir haben diese Sprache und viele dieser Begriffe ja nicht erfunden.

Das "1 Life" kam eher aus dem Money Boy-Umfeld, oder?
Das ist eh alles so verschwommen. Wir wurden da auch schon von deren Fans gefrontet, dass wir da angeblich was abgeschaut haben oder biten. Ist Quatsch.

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Kann dann ja jetzt wieder normal reden.

Und bewerbe mich hiermit als Vollidiot um eine Stelle als Vollidiot in einer Medienagentur.

— Paul Rippé (@smoothandboring) 1. September 2016

Selbst der Twitteraccount @smoothandboring, der für seine "von … her"-Tweets bekannt war, hat nach der Sparkasse-Werbung gesagt, dass er keine Lust mehr darauf hat.
Weil die Sparkasse gezeigt hat, dass das jetzt endgültig im Mainstream angekommen ist. Der 50-jährige Dude, der in der Sparkasse arbeitet, redet jetzt also auch so. In den Augen der Meisten ist es jetzt nicht mehr cool. Diese Twitter-Sprache wurde ja viel von denen benutzt, die unbedingt cool sein wollten und die Sparkasse hat das einfach zu Larry-haft benutzt. Was soll’s, werden die halt neue Begriffe erfinden.

Hast du schon neuen Shit, der aufgekommen ist?
Letztens hat unser Kumpel Achim [Anm.: Kulturerbe Achim] bei einem Song über MDMA gesagt, dass er den Berg erklimmt. Wir wussten nicht, was für ein Berg und haben uns totgelacht. Seitdem benutzen wir für Party machen "den Berg erklimmen".

Bin gespannt, ob das auch irgendwann im Mainstream ankommt.
Ja, wir müssen das pushen, dann verwenden es vielleicht unsere Follower und irgendwann wird die Sparkasse dann auch den Berg erklimmen.

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