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Das Internet explodiert vor angeblichen Zitaten von Melania Trump

"Österreich ist frei." – Melania Trump.

— SirHenry,K.K. (@SirHenryKK)July 19, 2016

Wie sagte schon Melania Trump so schön: "Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert." Ob sie den Satz vor oder nach ihrem anderen berühmten Ausspruch "Österreich ist frei" getätigt hat, lässt sich heute nicht mehr einwandfrei rekonstruieren. Das liegt vor allem daran, dass das Internet seit Dienstagvormittag vor lauter Melania-Trump-Zitaten explodiert, die natürlich alle genauso wenig von ihr stammen wie die beiden obigen.

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Begonnen hat alles mit Melania Trumps Rede beim Parteitag der Republikaner, wo sie über mehrere Absätze sehr offensichtlich Michelle Obama aus dem Jahr 2008 kopierte:

So that's pretty blatant, right? — Mike Hearn (@mikehearn)July 19, 2016

Seither eskaliert die Lage auf Twitter mit exponentiell steigender Schönheit unter dem Hashtag #FamousMelaniaTrumpQuotes, wo der Trump-Angetrauten alles von Martin Luther King bis Rihanna in den Mund gelegt wird.

— Fat Ⓥegan Commie (@FatVeganCommie)July 19, 2016

— Todd Lusk (@wizardoftodd)July 19, 2016

Natürlich könnte man Melania auch gegen den wilden Mob in Schutz nehmen und anmerken, dass sie selbst weniger Schuld trifft als zum Beispiel ihren Redenschreiber, der sich offensichtlich von seinen guten Freunden Copy und Paste inspirieren lassen hat. Dumm nur, dass Melania in einem NBC-Interview kurz vor der Rede selbst explizit behauptete, diese großteils selbst und mit nur "sehr wenig Hilfe" verfasst zu haben:

Inzwischen hat die Sache wie so oft im Internet längst eine Eigendynamik entwickelt und zu Copy und Paste gesellen sich mittlerweile auch die beiden Internet-Lieblinge Fake und Hoax.

Zum Beispiel kursiert ein Tweet von Donald Trump, in dem er bei seiner Frau für ihre Worte bedankt—und zwar angeblich im exakt selben Wortlaut wie damals Barack Obama in seinem Tweet über Michelle. Der Trump-Tweet ist echt, der Obama-Tweet aber nicht mehr auffindbar (und vermutlich nie gesendet worden).

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And it continues… — Sthembiso Sithole (@SITHOLEEXPRESS)July 19, 2016

Ob es sich bei der kopierten Rede von Melania Trump tatsächlich um ein Plagiat handelt, gilt es juristisch zu klären. In Österreich wird Plagiat laut Universitätsgesetz 2002 (§ 51 Abs. 2 Ziffer 31 UG) jedenfalls so definiert:

"Ein Plagiat liegt eindeutig vor, wenn Texte, Inhalte oder Ideen übernommen und als eigene ausgegeben werden. Dies umfasst insbesondere die Aneignung und Verwendung von Textpassagen, Theorien, Hypothesen, Erkenntnissen oder Daten durch direkte, paraphrasierte oder übersetzte Übernahme ohne entsprechende Kenntlichmachung und Zitierung der Quelle und der Urheberin oder des Urhebers."

Man kann also mit einigermaßen Gewissheit behaupten, dass Melania Trump bei einer Seminararbeit an der Uni Wien nicht mit diesem Trick durchgekommen wäre; ob das für den Posten der First Lady der Vereinigten Staaten genauso gilt, bleibt abzuwarten (und hängt auch davon ab, wie viele Leute ihr Ehemann davon überzeugen kann, dass Amerika gerade "alles verliert"—also auch abgesehen vom Respekt vor den guten Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens).

Der Comedian Stephen Colbert—der übrigens ebenfalls am republikanischen Parteitag auftrat, und zwar im Outfit des Hunger Games-Hosts—meinte dazu schon bei seinem legendären Auftritt in der konservativen Fox-Show von Bill O'Reilly, dass es einen feinen Unterschied zwischen Imitation und Emulation gäbe: "In dem einen Fall schuldest du dem anderen Tantiemen, im anderen nicht." Obwohl; jetzt, wo wir das so lesen, sind wir uns eigentlich gar nicht mehr so sicher, ob das Zitat nicht vielleicht doch eher von Melania Trump stammt.