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Alle mal abregen: Die 'Horror-Clown-Messerattacke' in Essen war wohl eine einfache Prügelei

Die Panik vor bewaffneten Grusel-Clowns kocht über. Dabei sind Körperverletzungen die Ausnahme.

Die Schlagzeilen über sogenannte Horror-Clowns liefen in der Woche vor Halloween heiß. "Gibt es heute Polizeischutz für die Halloween-Kids?" fragte die Bild."Polizei ist gegen Horrorclowns erfolglos", schrieb Zeit Online. Horror-Clowns, ein "perfides Phänomen", vor dem die Polizei hilflos sei, stand in derSZ.

Alle schrieben auf ein großes Drama zu Halloween hin. Und als gestern in Essen ein kostümierter Mann einen 16-Jährigen verletzte, stürzten sich die Medien drauf. Die Clown-Panikmache erreichte ihren Gipfel: "Horror-Clown stach beim Zombiewalk zu", titelte die Bild,derFocus schrieb: "Horror-Clown verletzt in Essen 16-Jährigen mit Messer".

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Dabei passierte am Montagabend Folgendes: Drei Jugendliche zwischen 15 und 16 gerieten mit zwei Männern zwischen 30 und 40 in Streit. Einer der älteren Männern war als Clown geschminkt. Die Älteren verteilten Kopfnüsse, die Jugendlichen wehrten sich mit einem Schlagstock. Dann verletzte einer der Männer einen 16-Jährigen "oberflächlich mit einem Messer", er fügte ihm also eine Schnittwunde zu. "Es war keine Horror-Clown-Attacke, wie man sie sich vorstellt, in der ein Clown Menschen aus dem Nichts erschreckt hat", sagt uns der Sprecher der Polizei in Essen. Das heißt: Was als die Eskalation der Horror-Clown-Epidemie durch die Medien ging, war vermutlich eine einfache Prügelei, und zufällig war einer der beteiligten als Clown verkleidet.

Zu Halloween wurde allein in Essen 13 Mal die Polizei gerufen, weil es eine Horror-Clown-Attacke gegeben haben soll. Ein Notruf war definitiv eine Falschmeldung, sagte der Sprecher: es gab weder Geschädigte, noch Clowns. Und was die restlichen Fälle angeht: Abgesehen von dem 16-Jährigen mit der Schnittwunde, habe niemand körperliche Verletzungen davongetragen.

Wir haben mit echten Horror-Clowns gesprochen, die seit dem Auftreten des Phänomens ein Problem haben. Hier gehts zur Fotostrecke und zum Interview.

"Die Vorfälle dürfen nicht heruntergespielt werden", sagt der Sprecher. "Heftiges Erschrecken hat körperliche Folgen und wird als Körperverletzung gewertet. In jedem Fall werden Strafverfahren eingeleitet." Klar: Wenn jemand von einem Clown mit einer Axt bedroht wird, kann er ein Trauma davontragen. Und trotzdem gilt: Keine Panik, es lauert nicht hinter jeder Hausecke ein Gruselclown, der einen aufschlitzen will. Der einzige "Horror-Clown", der an Halloween zugestochen hat, war höchstwahrscheinlich einfach ein Kerl mit Clown-Schminke, der in Streit geriet.

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