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Die Sido & Savas-Konzertreview des Berliner Kuriers könnte direkt aus dem Jahr 2003 stammen

"Für Trash-Formate sollte man euch casten" – Die Boulevard-Zeitung hat zum Leidwesen der beiden das 'Royal Bunker'-Nostalgie-Motto ein bisschen zu ernst genommen.
imago | Hartenfelser

Wenn Zeitungen über Deutschrap berichten, haben sich in den letzten zehn bis zwanzig Jahren vor allem zwei Dinge verändert. Erstens die Dichte, in der Rap seinen Platz in sämtlichen Feuilletons und Dossiers findet und zweitens die Haltung, aus der heraus Rap analysiert, interpretiert und hinterfragt wird. Auch wenn nicht immer geliebt, wird er inzwischen als leitende Jugendkultur wenigstens mehr oder weniger ernst genommen. Meistens. Eine Review des Berliner Kuriers über das Konzert von Sidos und Kool Savas' "Royal Bunker Tour" in Berlin lieferte am vergangenen Donnerstag jedoch mal wieder feinste frühe-2000er Vibes – so, wie es die beiden mit Royal Bunker ja eigentlich beabsichtigt hatten. Nur halt nicht so.

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Gerade mal zwei Absätze war dem Kurier die Konzertreview wert, in der der Autor den Auftritt der beiden Rapper verriss. Das oldschool Flavour der Review wurde jedoch weniger vom Was, sondern eher vom Wie verliehen. Sexistisch sei es gewesen, obszön und gewaltverherrlichend – wenn man denn überhaupt was von dem "Buchstabensalat" verstehen konnte. Und die Fans von solcher Musik? Alles der "Unterwelt Entsprungene" potenzielle Trash-TV-Darsteller. Kein Klischee wurde ausgelassen.

Man kann natürlich Sido & Savas' Musik nicht mögen und hat jedes Recht dazu, das auch zu sagen. Aber dann soll man sich wenigstens Mühe dabei geben und nicht etwas schreiben, was sich wie ein "Generation Bushido"-Artikel aus dem Jahr 2004 liest. Und man sollte sich andererseits auch nicht von so einer halbherzigen und uninspirierten Review triggern lassen – vor allem, wenn man zu den zwei erfolgreichsten Rappern der Nation gehört. Aber wie Tupac einst sagte: Manche Dinge ändern sich wohl nie.

Man muss es aber immer positiv betrachten: Immerhin hat das Konzert in Berlin so für die ultimativen Throwback-Gefühle bei Deutschrapfans gesorgt – seien sie nun Sido- und Savas-Fans oder auch nicht.

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