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Wie ein schwedisches Kartenspiel vom Berghain plattgemacht wurde

"Die Begründungen des Clubs sind absurd." – Bergnein-Erfinder Alexander Kandiloros
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Foto: imago | Eibner || Bearbeitung: Noisey

Reinlassen oder abweisen? Endlich haben wir mal die Macht über das Berghain, den bekanntesten House- und Techno-Club der Welt. Zumindest im Kartenspiel Bergnein. Das Spiel der schwedischen Spiel-Firma Beware Of Ninja kommt jedoch nicht überall ganz so gut an, wie bei den schadenfrohen Spielenden selbst. Wer nämlich was dagegen hat, ist der legendäre Türsteher des Berghains selbst.

Die Macher bildeten neben den Berghain-Ravern und -Raverinnen auch Sven Marquardt im Cartoon-Stil auf einer Karte ab, ohne ihn um Erlaubnis zu fragen. Marquardt verlangt jetzt 15.000 Euro Schadenersatz – und die bekommt er wohl auch. Dies habe das schwedische Bezirksgericht Gothenburg so entschieden, wie schwedische Medien Anfang der Woche berichten. Die Firma müsse nun die Gerichtskosten und eine Strafzahlung übernehmen und alle noch nicht verkauften Spiele zerstören. Das dürften ziemlich viele sein, da das Spiel 2016 lanciert und seither in über 30 Ländern verkauft wurde.

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Foto: Mattias Diesel

Bergnein-Erfinder Alexander Kandiloros äussert sich gegenüber VICE Schweden zum Vorfall: "Die Begründungen des Clubs sind absurd. Zum einen sei es illegal, die Gäste auf Karten zu zeichnen, zum anderen sei das Berghain ein geschütztes Gebäude, welches man nicht einfach so abbilden dürfe." Weiter sagt er: "Es ist aber irgendwie auch schmeichelnd, dass sie sich über ein solch albernes Karten-Spiel so dermassen aufregen." Kandiloros hat einen Masterabschluss in geistigem Eigentumsrecht und weiss, dass sie sich in einer Grauzone des Rechts bewegen. Dennoch sagt er VICE Schweden gegenüber: "Ich bin überzeugt, dass wir uns auf der richtigen Seite des Gesetzes stehen." Das Gericht sieht das wohl anders.

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Foto: Bergnein

Aber was steckt eigentlich hinter Bergnein?

Wie der Name schon verrät, geht's um den weltberühmten Berliner Technoclub Berghain. Es kann von zwei bis sechs Leute gespielt werden. Da das Spiel auch Drogen- und Party-Themen beinhaltet, sollen laut Hersteller die Eltern minderjähriger Spielender festgelegt, wer schon zocken darf und wer nicht.

Die Rolle des Türstehers Marquardt wird in der Runde weitergegeben. Die Spielkarten zeigen Karikaturen verschiedener Raver, die entweder in den Club reingelassen, oder, wie in den meisten Fällen vor dem Berghain, abgewiesen werden. Das Brett ist wie die lange Schlange vor dem Club designed. Die anderen Spieler und Spielerinnen wählen aus ihren Karten die passendsten Raver aus und stellen diese in die Schlange. Wer am meisten Leute in den Club reinbringt, hat gewonnen.

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Foto: Bergnein

Einerseits zittern die Raver vor dem Club, ob sie reindürfen, andererseits spielt der Laien-Türsteher seine Macht aus, die ihm hier ausnahmsweise mal zusteht. Ob es Marquardt dabei tatsächlich nur um sein eigenen Cartoon ging? Vielleicht wurde dem berühmten Bouncer das Ganze auch einfach zu heiss. Was, wenn nun Tausende von Ravern die Einlass-Regeln mithilfe dieses Games durchschauen? Der Status des Berghains wäre gefährdet und Marquardt seiner Macht entrissen. Anders ist der Zirkus wohl kaum zu erklären.

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