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Noisey News

Wegen "Hassrede": YouTube hat Sookees Anti-Homophobie-Song gesperrt

Trotz Lines wie "Wie kann man nur hassen, dass Menschen sich lieben" wurde Sookees Song "Zusammenhänge" entfernt. Was ist bloß los bei dir, YouTube?
Fotos: imago | Future Image ; Screenshot via Facebook von Spezial-K

YouTube hat zurzeit gewaltig Probleme. Das fängt damit an, dass immer mehr Videos aufgrund ihrer womöglich anstößigen Inhalte nicht mehr mit Werbung geschaltet, also monetarisiert werden können. Davon ist dann beispielsweise auch der YouTuber LeFloid betroffen, der einfach nur über tagesaktuelle Nachrichten informiert. Also auch bei Themen wie Krieg oder Terror fällt bei YouTube jetzt die Axt auf die nach dem Werbegeld greifende Hand. Problematisch auch, dass sich das Unternehmen nicht an den Verhaltenskodex hält, den es selbst unterzeichnet hat. Demnach sollten gemeldete Hasskommentare eigentlich binnen 24 Stunden überprüft und gegebenenfalls gelöscht werden. Tatsächlich haben unsere Kollegen von Motherboard genau das gerade getestet. Das Ergebnis: Von den 100 gemeldeten Kommentaren wurden nach acht Wochen gerade mal 12 gelöscht.

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Das vielleicht größte Problem ist jedoch die Willkür, mit der Videos aufgrund von "Hass" entfernt werden. Aktuelles und wohl bezeichnendstes Beispiel: Der Song "Zusammenhänge" der Rapperin Sookee wurde jetzt nach vier Jahren plötzlich gelöscht – wenn auch glücklicherweise nur für ein paar Tage. Und das alles, obwohl der Track explizit ein Statement GEGEN Rassismus, Homophobie und Sexismus ist. Lines wie "Wie kann man nur hassen, dass Menschen sich lieben" sollen also "Hassrede" sein? Come on, YouTube, das geht auch klüger.


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Auf ihrer Facebook-Seite betonte Sookee, wie wichtig ihr der Track ist, den sie damals zusammen mit Spezial-K für die Aktion "Spuck Auf Rechts" veröffentlicht hatte. Warum es gerade jetzt zur Sperrung kam, wisse sie auch nicht. Ihr Feature-Partner vermutete in seinem Post vom Samstag, dass "Nazibots" hinter der Sperrung stecken. Doch selbst wenn ein Video aufgrund "hasserfüllter oder beleidigender Inhalte" massenhaft gemeldet wird, müsste YouTube doch erstmal selbst überprüfen können, ob die Beschwerden berechtigt sind? Nun, dazu ein kleiner Fakt: Laut einer Statistik von 2016 werden minütlich (!) 300 Stunden (!) Videomaterial auf die Plattform geladen. Dagegen wirkt Netflix so groß wie eure aktuelle HD-DVD-Sammlung – praktisch nicht vorhanden.

Bei dieser schieren Masse an Content ist es schon nachvollziehbar, dass YouTube mit dem Überprüfen von Videoinhalten, Kommentaren und Meldungen nicht mehr schnell genug hinterherkommt. In diesem Fall hat die Plattform wenigstens noch auf den eigenen Fehler reagiert und das Video am Dienstag (24.10.207) wieder online gestellt. Trotzdem: Warum wird ein Anti-Hass-Musikvideo gesperrt, während Fans einschlägig bekannter Neonazi-Bands wie etwa Sleipnir dort gleichzeitig weiter fröhlich ihre menschenverachtende Musik hören können? Kann man schon mal fragen, finden wir.

SPUCK AUF RECHTS hat das Video jetzt übrigens auch auf Facebook hochgeladen. Hier könnt ihr es auch anschauen:

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