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Berlin

Die NPD kann nicht aufhören, nach Fußballfans zu fischen

Berlins NPD-Spitzenkandidat Schmidtke wurde vor paar Monaten von Union-Fans aus dem ICE gejagt. Trotzdem geht er bei Fußballfans auf Stimmenfang. Das ist nicht der erste Versuch der NPD.
Foto: Facebook NPD Landesverband Berlin

In Mecklenburg-Vorpommern und Berlin wird im September gewählt. Und da gibt es noch eine Partei, die in letzter Zeit etwas unter die Räder gekommen ist: Die NPD. Weil die AfD einen beachtlichen Teil an Wählerpotenzial wegfischte, ist die NPD auf der Suche nach neuen Wählern. Fündig werden wollte Berlins NPD-Spitzenkandidat Sebastian Schmidtke offenbar bei Fans, die dem Abfackeln von Pyrotechnik nicht abgeneigt sind. Auf einem Wahlplakat wirbt er damit, Fankultur erhalten zu wollen, indem man Pyrotechnik legalisiere:

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Unter anderem fordert Schmidtke darin eine „schnelle Reaktion der Politik auf kulturelle Entwicklung bei Sportzuschauern". Damit meint der NPD-Politiker, dass die Politik mehr auf die Bedürfnisse von Fans eingehen sollte. Zu denen auch „die Verwendung von Pyrotechnik zur Begleitung der Freude über eine sportliche Leistung" zähle. Sofortiger Gegenwind gegen die Stimmenhascherei der NPD kam aus Richtung des Fan-Zusammenschlusses „BAFF" (Bündnis aktiver Fußballfans). BAFF kommentierte den Post des NPD Landesverbandes und spottete über deren Wortwahl:

Auf wundersame Art und Weise war der Kommentar innerhalb kürzester Zeit verschwunden. Wie man daraus ablesen kann, ist Schmidkte offenbar schon länger ein rotes Tuch für einige Fans. Im vergangenen September hatten Ultras von Union Berlin den Politiker auf dem Heimweg von einem Auswärtsspiel in Frankfurt im ICE erkannt und verbal attackiert. Dass bei Fußball-Fans eine missmutige Stimmung gegenüber der NPD herrscht, zeigt auch die Stellungnahme von BAFF zum jüngsten Plakat in Berlin:

Es war nicht das erste Mal, dass die NPD versucht hat, Fußballfans für ihre Zwecke zu gewinnen. Erst vor einem Monat hatte der Landesverband der NPD Hamburg mit einem Bild des Hamburger Volksparkstadions um Wähler geworben und sich Zustimmung von traditionsbewussten Fußballfans erhofft:

Die Aktion aber ging nach hinten los. Der HSV distanzierte sich in einer offiziellen Stellungnahme auf Facebook zu dem Plakat:

Die Fan-Seite „HSV1887tv" rief sogar dazu auf den Post der NPD zu „crashen". Zahlreiche Fans gingen diesem Aufruf nach und kommentierten unter dem Post ihre Abneigung gegenüber der Kampagne. Die NPD sieht nicht erst seit ihren aktuelleren Kampagnen im Fußball einen Nährboden. Schon seit einigen Jahren hält der Fußball her, um rechtsgesinnte Parolen zu dreschen:

2008 äußerte sich Holger Apfel, der NPD-Politiker, der die Partei in den sächsischen Landtag führte, in einem Interview dazu, wo man Stimmen holen kann:„Es geht mir darum die NPD in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren. Da ist Dynamo Dresden ein gutes Beispiel, auch Erzgebirge Aue und Lokomotive Leipzig. Das sind Vereine mit einem großen Potenzial, mit großer Akzeptanz im Volk. Deren Anhänger versuchen wir, an die Partei heranzuführen." In Sachsen hat man bei der letzten Landtagswahl allerdings den Einzug verpasst. Vielleicht sind die gemeinsamen Schnittmengen doch nicht so groß.