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Razzia bei Pirate Bay: Schwedische Behörden schalten Torrent-Börse ab

„The Pirate Bay down, forever?“
Das Logo von Pirate Bay
imago | imagebroker

Pirate Bay ist offline. Eine der ältesten und berüchtigsten Torrent-Seiten fiel gestern den schwedischen Behörden zum Opfer. Nach einer Razzia, bei der mehrere Server und Computer beschlagnahmt wurden, wurde die Torrent-Plattform inklusive ihrer Such- und der Download-Funktion abgeschaltet. Nach Angaben des File-Sharing News Blog Torrent Freak wurden dabei von den Behörden auch zahlreiche interne Berichte beschlagnahmt.

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Die schwedische Polizei führte die Aktion aufgrund einer Beschwerde der Rights Alliance durch, einer schwedischen Vereinigung die sich dem Kampf gegen Piraterie verschrieben hat.

„Heute morgen brach die Polizei bei Pirate Bay in Stockholm ein", gab die Rights Alliance gestern zufrieden auf ihrer Webseite bekannt. „Pirate Bay ist ein illegaler, kommerzieller Dienst, der viel Geld mit den Filmen und der Musik anderer Menschen verdient."

„Wir hatten eine Menge Polizeibeamter und Experten für digitale Kriminalistik vor Ort", berichtete Fredrik Inglabad, leitender Ermittler der Razzia, der schwedischen Tageszeitung Metro. „Die Aktion dauerte bis in den Nachmittag und es wurden verschiedene Server und Computer beschlagnahmt. Wie viele möchte ich hier nicht sagen."

Auch TorrentFreak, eine verlässliche Quelle für Filesharing-News, schreibt, dass seine Kontakte bei Pirate Bay die Razzia bestätigt haben. Nicht nur die Pirate Bay-Seite selbst, sondern auch zahlreiche Mirrors (alternative Hosts der Hauptseite) scheinen seit der Razzia offline zu sein. So sind zum Beispiel die mit Pirate Bay verbundenen Seiten Suprbay.org, Bayimg.co oder Pastebay.net betroffen.

Laut TorrentFreak sind aber noch weitere Torrent-Seiten down. Zu den Betroffenen gehören EZTV, Zoink, Torrage und Istole, bisher ist jedoch unklar, ob diese ebenfalls Opfern der Razzia sind. Auch von Festnahmen ist bis jetzt noch nichts bekannt.

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Zweifellos stellt die umfassende gestrige Polizeiaktion eine überraschende Meldung dar, doch ein allgemeines Ende von Pirate Bay war durchaus abzusehen. Die Torrent-Börse ist mit elf Jahren Online-Zeit eine der ältesten und definitiv beliebtesten Tauschplattformen des Internets.

Peter Sunde, der Gründer von Pirate Bay, veröffentlichte in seinem Blog gestern einen Eintrag unter dem Titel The Pirate Bay down, forever? Darin schreibt er, er hätte sich eigentlich gewünscht, dass die Seite bereits zu ihrem zehnten Geburtstag abgeschaltet worden wäre. Sunde kritisierte auch die aktuellen Betreiber, die Pirate Bay nicht mehr auf einer Linie mit den usprünglichen politischen Zielen betrieben. Vom Filesharing selbst distanzierte er sich jedoch nicht.

Wird das Pirate Bay wohl wieder auferstehen? Nach einer vorherigen Razzia, benutzte Pirate Bay dieses Logo der Hydra.

Die Webseite hat bereits mehrere frühere Aktionen der Ermittlungsbehörden überstanden (insbesondere die große Pirate Bay Raid aus dem Jahr 2006) und ist anschließend stets wieder ohne jeglichen Datenverlust online gegangen. Diese erfolgreichen Comebacks liegen unter anderem auch daran, dass es nicht besonders aufwendig ist Torrent Files auf einer Festplatte zu sichern. So umfassten alle Torrent-Dateien der Seite im Jahr 2012 nicht mehr als 90 MB.

Pirate Bay ist dafür bekannt, den Behörden die Stilllegung der Seite möglichst schwer zu machen: Angeblich hat die Plattform in der Vergangenheit ihre Server in Höhlenanlagen verlegt, ihre Infrastruktur auf zahlreiche Computer weltweit aufgeteilt und sogar darüber nachgedacht, fliegende Drohnen-Server einzurichten (wobei unklar ist, wie ernst diese Idee tatsächlich gemeint war).

Momentan scheinen immerhin noch die Homepages einiger Mirror-Seiten von Pirate Bay weiterhin online zu sein (unter anderem der costa-ricanische Mirror). Die Suchfunktionen und der Download von Dateien scheinen jedoch vollständig deaktiviert zu sein.

Vorgestern hat Google bereits alle Apps, die Pirate Bay erwähnen, aus dem Android-Store gelöscht und schon im November wurde der letzte der drei Gründer in Thailand festgenommen.

Auch wenn uns die Seite und das Prinzip Torrent wohl in der ein oder anderen Form erhalten bleiben werden, markiert die aktuelle Razzia dennoch eine gravierende Entwicklung. Pirate Bay hat in der jüngeren Vergangenheit keine längeren Downtimes erlebt und musste im Ursprungsland Schweden seit 2006 keine Razzien mehr hinnehmen. Angesichts des Ausmaßes der Probleme scheinen die schwedischen Behörden diesmal tatsächlich einen der wichtigsten Server der Seite abgeschaltet zu haben.

Sollten sich neue Entwicklungen im Zuge der aktuellen Pirate Bay-Razzia ergeben, werden wir den Artikel entsprechend aktualisieren.