FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Diese Tracks dürfte es eigentlich gar nicht geben – wie sie trotzdem funktionieren

In den letzten Wochen ging der von einem Einhorn produzierte Song viral. Das steckt hinter dem MIDI-Trend.
Screenshot: Youtube

Die MIDI-Arrangements vom musikalischen Einhorn und Super Mario haben in den letzten Wochen das Netz erobert. Was auf den ersten Blick einfach nach einer netten Zeichenübung aussieht, scheint jeder Logik zu trotzen: Die Werke sehen nicht nur cool aus – sie klingen auch noch verdammt gut.

Ein besonders schönes Beispiel liefert hier die norwegische Künstlerin Mari Lesteberg. Sie hat ein Super Mario-Level im MIDI-Programm gezeichnet, das sofort Kindheitserinnerungen wach ruft.

Anzeige

Hinter der faszinierenden Lautmalerei steckt kein Hexenwerk sondern das MIDI-Protokoll: Das Musical Instrument Digital Interface (MIDI) ist dazu da, Geräte wie Keyboards, Synthesizern und Computern miteinander zu verbinden und zu synchronisieren. Das Protokoll wurde bereits in den 80ern entwickelt und prägte jegliche am Computer produzierte Musik für mehrere Jahrzehnte.

Folgt Motherboard auf Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter

Doch auch heute ist das MIDI-Protokoll noch für nette Spielereien gut. Vor allem in den letzten Wochen ist es zu einem Trend geworden, dass YouTube-User Musik erschaffen, indem sie ein Bild aus MIDI-Noten „malen". Das Ganze funktioniert ähnlich wie bei Notenblättern: Die Positionshöhe der „Noten" korrespondiert mit der Tonhöhe: Jede Linie und jeder Punkt stehen für einen Ton im Lied.

Dieser Clip von 2010 hält einen der frühesten Youtube-Versuche der MIDI-Malerei fest: Drei Typen erstellen mit der Musiksoftware Logic erfolgreich ein Smiley und können ihr Glück kaum fassen. Das Smiley sieht vielleicht nicht so schön aus wie Super Mario oder das Einhorn, dafür entsteht es aber vor unseren Augen am Keyboard.

Seit ihrem ersten MIDI-Hit, einem Frank-Zappa-Tribut, hat sich Lesteberg künstlerisch weiter entwickelt und nimmt ihr Publikum auf fesselnde audiovisuelle Reisen mit:

Und Lesteberg ist bei Weitem nicht die einzige MIDI-Künstlerin. In diesem Video erklärt der Musiker Andrew Huang, wie er sein MIDI-Einhorn in aufwendiger Kleinstarbeit erstellt hat:

Andere Werke sind vielleicht weniger kunstvoll, doch nicht minder ausdrucksstark. Wie diese Ode an Donald Trump beweist:

Der besondere Charme der MIDI-Bilder liegt in ihrer bildhaften Darstellung von Musik. Es sind beinahe synästhetische Erlebnisse, wenn eine trällernde Melodie wie ein Vogel aussieht, die Super Mario-Landschaft eine unschuldige Melodie erklingen lässt oder der Kopf des amtierenden amerikanischen Präsidenten nach einem musikalischen Wutanfall klingt. Es ist fast schon unheimlich, wie uns das Visuelle und das Akustische gemeinsam auf eine wunderschöne Reise mit echten Emotionen mitnehmen.