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Wenn man den Team- und Medienmanager Gerhard Blagusz anruft, scheint die Sache von Vereinsseite aus recht klar zu sein: „Wir wollen auf unserer Vereinsseite keine politischen Aussagen. Der Text peckte—wie man in Wien so schön sagt—auf Jesus, dem Bundeskanzler und vielem Weiteren herum. Der Präsident und ich waren uns einig, dass das geschmacklos ist. Darum haben wir ihn gelöscht und das Redaktionsteam informiert. Wir sind ein Fußballverein, der für alle Seiten offen ist. Bei uns darf sich auch jeder politisch äußern, solange es im demokratischen Rahmen bleibt. Aber bitte nicht auf unserer Webseite."Wenn man sich ein bisschen weiter reingräbt und herumtelefoniert, bekommt man allerdings eher das Bild, dass dem Ganzen ein Konflikt zwischen der Clubführung und einem Teil der Supporter zugrunde liegt. Das Verhältnis zwischen Blagusz, der die Vienna-Geschicke Anfang 2014 von Niko Ostermann übernahm, und den Vienna-Fans ist seit längerem kein völlig konfliktfreies. Nicht alles ist zitierbar, aber es gab zum Beispiel eine Menge Unmut darüber, wie Blagusz den Facebook-Account der Vienna im ersten Halbjahr 2014 führte. Viele der behaupteten Shitstorm-Anlässe sind mittlerweile in den Annalen des Algorithmus verschwunden und lassen sich nicht mehr nachprüfen. Die Reaktionen auf die Übernahme der Netzangelegenheiten durch ein freiwilliges Team zeigen aber deutlich, wie zerrüttet das Verhältnis von Blagusz und einem Kern der Vienna-Fans zu dem Zeitpunkt bereits war.
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Wie sehen das eigentlich die Autoren des Textes? Eher entspannt, auch wenn das Herunternehmen des Textes für die Gebrüder Moped eine Premiere war. Als ich mit Martin Moped, dem Sportklub-Fan des Duos, telefoniere, ärgert er sich vor allem, „dass man es sich auf Seiten des Vereins mit einem Team verscherzt, das sich so engagiert eingesetzt hat". Wir kommen schnell auf Sport und Politik zu sprechen. „Natürlich war die Kolumne politisch. Aber wenn man die Gebrüder Moped bittet, etwas zu schreiben, weiß man halt, was man bekommt." Es sei falsch, eine scharfe Trennlinie zwischen Politik und Sport ziehen zu wollen: „Das Argument, man solle Sport und Politik nicht vermischen, taucht immer dann auf, wenn die Politik von der Basis kommt. Dass zum Beispiel die FIFA hochpolitisch ist, stört niemanden."Politik—beziehungsweise die Frage, inwieweit sie vom Fußball zu trennen ist—scheint bei der Vienna ein größeres Thema zu sein als anderswo. In Foren wirft man Blagusz eine Nähe zu bestimmten, unliebsamen Parteien vor, die Belege dafür sind eher dünn. Einige Fans nahmen ihm allerdings übel, dass er sich in seiner offiziellen Vienna-Funktion mit einem Artikel in der Kronen Zeitung in die Diskussion um die Mariahilfer Straße einmischt habe. Der Eindruck, dass sich zwischen einigen Supportern des Vereins und dem Teammanager ein politischer Graben auftut, kommt sicher nicht von ungefähr. Auch in unserem Gespräch äußert sich Blagusz nicht unbedingt nur freundlich über den Islam.Die Unterstützungsbekunden für das zurückgetretene Redaktionsteam sind groß. Wie hoch der Anteil an Fans ist, die dafür wirklich einstehen und auch mit Blagusz ein Problem haben, ist schwer einzuschätzen. Ebenso wie der Anteil derer, die sich mit den politischen Aussagen identifizieren. Der Team- und Medienmanager schätzt ihn naturgemäß eher klein ein. „Dass die Zurückgetretenen jetzt auf eine bestimmte Art Support suchen und bekommen, ist klar. Der Verein wird es aber überleben." Die Netzagenden werden erst mal wieder in die Hände des gelernten Journalisten Blagusz wandern. Wie reibungsfrei das funktionieren wird, bleibt abzuwarten.Folgt Jonas auf Twitter: @L4ndvogtWenn man die Gebrüder Moped bittet, etwas zu schreiben, weiß man, was man bekommt.