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Die kulinArische Weinbruderschaft

Die Arische Weinbruderschaft ist kein schlechter Scherz, es gibt sie tatsächlich. Hier sammeln sich Studierte und Freunde von Wein und Unterhaltung.

Die Arische Weinbruderschaft ist kein schlechter Scherz, es gibt sie tatsächlich. Hier sammeln sich Akademiker und Freunde von Wein und Unterhaltung. („Wir sind keine Asketen, sondern Hedonisten."). Wenn man anrufen möchte, um zu fragen, was das alles soll, dann landet man erst einmal auf dem Anrufbeantworter der Arztpraxis eines der Vorsitzenden. Auf der Handynummer erreicht man dann das andere auf der Seite aufgelistete Mitglied der Bruderschaft, Johann Weinzettel. Auf Anfrage von Rechtsextremismusforscher Bernhard Weidinger, bestätigt die Burschenschaft Albia, dass Weinzettel Mitglied der Burschenschaft war, vor 20 Jahren aber ausgeschlossen wurde.

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Die Mitglieder sind zu einem großen Teil Korporierte—an einer Veranstaltung im Juni, bei der es Wein und Schießwettkämpfe geben wird, muss in Coleur teilgenommen werden. Außerdem herrscht Burgfrieden. Für alle, die im Jahr 2015 leben: Das kommt aus dem Mittelalter und will sagen, dass Feindeshandlungen unter Privatpersonen unter Androhung der Ächtung verboten sind. Das heißt, dass sich die Besucher nicht gegenseitig über den Haufen schießen dürfen—was auf einer Veranstaltung, auf der es Wein und Schusswaffen gibt, vielleicht auch wichtig zu betonen ist.

Wappen der kulinArischen Weinbruderschaft.

Der Verein habe sich „kulinarische Weinbruderschaft" nennen wollen, dass man das „A" groß machen könne, wäre ihnen dann erst aufgefallen, erklärt Weinzettel. Das Credo der „kulinArischen Weinbruderschaft" ist „die Aufrechterhaltung althergebracher Werte und Traditionen, die Beschäftigung auch mit tagesaktuellen Geschehnissen, vor allem aber die Pflege der Gemeinschaft und Geselligkeit." Laut Weinzettel wolle man hauptsächlich gehobenen Genuss pflegen. Gut trinken, gut rauchen und gute Musik hören. Auf die Frage, weshalb im Wappen dann nur „Arische Weinbruderschaft" stünde, antwortet Johann Weinzettel Freiherr von Lindgau (!), dass es sich da um einen Fehler handle.

Man habe mit Nationalsozialismus nichts zu tun. Im Gegenteil, fast alle Vereinsmitglieder wären ja Akademiker und die hätten beim Nationalsozialismus nicht mitgemacht. Das große „A", das kulinarisch zu arisch macht, sei nur ein Scherz gewesen und es könne schon sein, dass man das in die falsche Kehle bekommt. Auf die Frage, ob zum Beispiel auch ein Türke Mitglied der Bruderschaft sein dürfe, antwortet Weinzettel: „Ja, aber ein Hilfsarbeiter darf nicht dabei sein. Wir wollen uns auf einem gehobenen Niveau bewegen."

Hanna auf Twitter: @hhumorlos.