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Diese Woche ist so schwul

Und ich liebe es.

Foto: DSC_0148 via photopin (license)

Nach dem Life Ball ist vor dem Song Contest, und der erfreut sich bekanntermaßen auch eines großen LGBTIQ-Publikums. Mit Aussicht auf das große Finale am kommenden Samstag hat Wien nun eine ziemlich starke Regenbogenwoche vor sich.

Wie super diese Woche eigentlich werden muss, wurde mir erst am Samstag Abend bewusst, als bei der Life Ball-Eröffnung am Rathausplatz die gesamte schwule Energie einer Großstadt zu einem großen, pinken Haufen Liebe gebündelt wurde. Und wenn das passiert, dann erscheint automatisch Sophie Ellis Bextor und singt „Murder On The Dancefloor". Das ist sowas wie ein schwules Naturgesetz.

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Passend dazu auf Noisey: Wiens schwule Partyszene

Wien nimmt diese ganze Toleranz-Geschichte richtig ernst—in der Eurovisions-Woche werden täglich Führungen durch die Wiener Innenstadt mit LGBTIQ-Schwerpunkt angeboten, Conchita Wurst tönt aus Kanaldeckeln und die Ampelmännchen bleiben. Friss das, FPÖ.

Und die Bemühungen Wiens, als schwule Hauptstadt Europas wahrgenommen zu werden, scheinen sich zu lohnen. Woran man das merkt? Dating-Apps. Grindr quillt förmlich über, PlanetRomeo platzt aus allen Nähten und endlich, endlich ist auf meinem Tinder auch mal richtig was los. Es ist wie ein einziges, riesiges Cher-Konzert, das eine ganze Woche andauert und mit jedem Tag nur noch besser wird.

Ungefähr jeder zweite Typ in meiner GPS-Nähe ist entweder Volunteer, Fan oder Mitglied irgendeiner Länder-Delegation. Die Profile lesen sich in etwa wie folgt: „Visiting Vienna for Eurovision…wanna show me around?;))". „Wanna show me around" ist in dem Fall ein Code für „Wanna fuck".

Manchmal tindern mich auch tatsächlich ESC-Teilnehmer. Zumindest, sofern Background-Tänzer und Make Up-Artists noch als Teilnehmer durchgehen. Und wenn man morgens halbschlafend in der U-Bahn ein Auge offen hält, wird man darüber hinaus schnell merken, dass Mitarbeiter der Eurovision (man erkennt die an ihren unauffälligen Shirts) tendenziell gutaussehend sind.

Foto: Amanda Hinault | Flickr | CC by SA-2.0

Seid allerdings auf der Hut—es sind gar so viele Fremde hier, dass man mit Grindr eher vorsichtig umgehen sollte. Es ist quasi wie russisches Dating-Roulette. Beim ersten Mal erwischt du vielleicht noch einen süßen Spanier, und ehe du dich versiehst, wirst du von einer Horde notgeiler Briten Ü50 belästigt. Dickpics inklusive. Und ich meine nicht die guten.

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Als gestern das Eurovision-Village am Rathausplatz eröffnet wurde, hat sich das ein bisschen angefühlt wie ein Oktoberfest, nur mit besser angezogenen Leuten und schlechterer Stimmung. Ich schämte mich fast ein bisschen für die überenthusiastische Moderatorin, als sie einen kurzen Stimmungstest ( „Seid's ihr gut draaauf?") machen wollte und dafür leider nur Grillenzirpen erntete.

Auf den ersten Blick wirkte das wie eine Familienveranstaltung—eine langwierige Modenschau hat das Publikum dann allerdings verraten. Von den gefühlten 30 Models waren nämlich 2 männlich. Und ziemlich heiß. Als die ihren zweiminütigen oberkörperfreien Auftritt hatten, wurde aus dem Grillenzirpen schlagartig ekstatisches Gebrüll und ich wusste, dass ich am richtigen Ort war.

Wien schreibt an einem Gleichberechtigungs-Aufsatz, der Life Ball war eine okaye bis gute Einleitung, und die Regenbogenparade am 20. Juni verspricht einen würdigen Abschluss—der Song Contest als feierlicher Hauptteil macht die Stadt jedoch einmalig zu einem schwulen Mekka, bevölkert von Männern mit einer Schwäche für billige Popmusik. Hach. Das süße Leben.

Aber mal ganz im ernst: Benutzt verdammt noch mal Kondome. Die werden am Rathausplatz sogar gratis verteilt.

Franz wird ins Eurovision Village zurückkehren und von dort twittern: @FranzLicht