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Worst of Noisey

Unser persönlicher Spotify-Jahresrückblick ist ein einziger Walk of Shame

Ihr und eure Oma haben 2018 coolere Sachen gehört als die komplette Noisey-Redaktion. Glaubt ihr nicht? Dann vergleicht mal euren Spotify-Jahresrückblick mit unseren Katastrophen.
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Wenn ihr Spotify nicht nutzt, ist das nicht schlimm. Musik kann man auch woanders hören. Wenn doch, dann habt ihr es vielleicht schon gesehen: 2018 ist fast geschafft und Spotify lädt zum fröhlichen personalisierten Musik-Jahresrückblick für all seine Nutzerinnen und Nutzer. Mit bunten Animationen und ganz viel Kurzzeit-Nostalgie beamt euch der Streamingdienst durch euer musikalisches Jahr und beantwortet die lichterloh brennenden Fragen zum Jahresende: Wer war mein Lieblingskünstler? Wie viel Musik habe ich gehört? Und vor allem: Wie gut kann ich mit meinem Musikgeschmack dieses Jahr vor meinen Freunden und auf Instagram angeben?

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Wir von der Noisey-Redaktion lassen das mit der Angeberei aber lieber bleiben. Unser Jahresrückblick offenbart nämlich keine musikalischen Lichtblicke, sondern eher die tiefsten Abgründe unseres Hörverhaltens. Wir haben mal versucht zu interpretieren, was uns das Algorithmus-Monster da unter die Nase hält.

Claus Schwartau (Noisey Deutschland)

Das Leben ist Cardi, Sinclair, Eierlikör

Nun, was soll ich zu dieser komischen Kombi sagen? Das hier vielleicht: Im kalten Januar 2018 ging bei mir nichts über eine Tasse lauwarmen Eierlikör im Ohrensessel, während die Heizung in der Bude auf 50 Grad bollert. Dazu an die Wand starren und im Wechsel "Kapitel 02" von John Sinclair und "Bodak Yellow" von Cardi B auf 90 Dezibel. Ist das würdevoll? Nein, aber ich habe laut Spotify "entdeckt" – was ich mir hier mal als Leistung gutschreibe. Es kann also nicht alles so unsinnig gewesen sein, wie es sich hier liest.

49.000.000 Fragezeichen

Die Lüge dazu: Ich habe das Jahr über für Noisey recherchiert, wer eigentlich die affengeile Musik verbrochen hat, die man in den Die Drei ???-Hörspielen hört. Ich weiß es immer noch nicht, aber bis hierhin waren das schonmal gut angelegte 5.000 Euro aus dem Redaktionsbudget.

Die Wahrheit dazu: Ich hör den Kram zum Einpennen und es gibt keinen Grund, das nicht zu tun.

Airmax vorm Kopp à la Junge, du verlierst die Kontrolle

"Lieblingskünstler" – kann ich so unterschreiben. Und wenn man mal kurz eine Stunde überlegt, haben Die drei ???, John Sinclair, Jan Tenner, Heinz Strunk und Gzuz auch enorme Gemeinsamkeiten. Alle machen hart ihr Ding und sind kompromisslose Abenteurer. Wie ich! Spaß, ich nicht.

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Zu den Lieblingssongs und Lieblingsgenres sag ich mal nix, fällt mir nichts zu ein. Hab gerade Airmax vorm Kopf.

Hört mehr Jazz oder lasst es, versteh euch eh nicht

Genau, Spotify! Trotz "all der neumodischen Musik"! Die kann mir eh gestohlen bleiben mit ihrem ganzen neumodischen … Dings. Ich weiß nicht, wie man das alles nennt. Es ist so kompliziert alles, die ganze neumodische Welt mit ihren … Dings. Ich versteh nichts mehr. Hört mal lieber bisschen Jazz, Kinder! Dann kommt ihr auch nicht ins Gefängnis.

Julius Wußmann (Noisey Deutschland)

Mein erstes Mal mit … 6ix9ine

Geht es besser, als das Jahr mit Trippie Redds und 6ix9ines "Poles 1469" zu beginnen? Auf keinen Fall! Immerhin gibt es wohl kaum einen Rapper, der symbolischer für 2018 steht als der Typ mit den Regenbogen-Haaren und der 69er-Obsession.

Anfang des Jahres war Tekashi69 dank Songs wie "Gummo" ein kurioser Internethype und wurde dann in den folgenden Monaten auch in Deutschland zum sehr realen und noch sehr viel anstrengenderen Promi. Dank weiterer Hits, dank Features mit Nicki Minaj und deutschen Rappern wie Gringo oder Farid Bang und natürlich dank eines Fotos mit den Geissens. Schade nur für 6ix9ine, dass er jetzt vielleicht lebenslänglich in den Knast muss. Eine Geschichte vom Aufstieg und Fall, die in eine einzige Instagram-Story passt – und die ich inzwischen trotzdem genervt wegwischen würde.

Das Udo-Jürgens-Mysterium

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Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wann ich "Immer wieder geht die Sonne auf" von Udo Jürgens gehört haben soll. Oder warum. Vielleicht einfach nur im Halbschlaf vertippt und eigentlich Jugo Ürdens gemeint. Dessen Album YUGO und vor allem das zurückgelehnte "Ich verstehs nicht" tröpfelte nämlich öfters mal in den Gehörgang, um dann im Gehirn entspannte "Fickt euch doch bitte alle kurz mal, OK"-Feelings auszulösen. Da ging also auch immer die Sonne auf. Innerlich.

Alexander Brust (Noisey Social Media)

Mit Sex ins neue Jahr

Ihr feiert mit einer 100er-Packung Böller ins neue Jahr, ich schmeiße "Sex Bomb" an. Aus Gründen. Immerhin geht's beim Jahreswechsel ja auch immer um Vorsätze.

Von Milo habe ich noch nie gehört. Warum der da trotzdem auftaucht: Ich teile den Account mit meiner Freundin, aber pssst.

Musikgeschmack: Indie-R'n'B-Maus

Mein liebstes Subgenre ist laut Auswertung also Indie R'n'B gewesen. Wessen Party ich damit zum Überkochen bringen werde: keine. Dafür lesen sich meine Top-Acts und -Songs wie die Einkaufsliste eines Musiknerds, der zum Plattenladen seines Vertrauens schlendert, den Jutebeutel fröhlich vor sich hinwippend. Wem ich damit in der Reaktion beeindrucke: keinen. Dabei habe ich doch dieses Jahr extra viel Dardan gehört.

Julian Riegel (Noisey Schweiz)

Mein Abenteuer, euer Lärm

Endlich habe ich die Erklärung dafür, wieso mich an Partys keiner mehr an die Anlage lässt: Niemand versteht meinen Musikgeschmack. Für Mainstream-Ohren ist es nur komischer Lärm, den noch nie jemand zu hören bekommen hat. So steh ich an Partys mürrisch in der Ecke, streichel mein Smartphone und rede mir ein, dass niemand meine göttliche Indieness zu schätzen weiss.

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Hier, nimm 0.06 Rappen für den Song

72.455 Minuten sind satte 3 Stunden und 18 Minuten pro Tag. Bei einer Songlänge von drei Minuten sind das 66 Songs pro Tag. Knapp 2.000 Songs pro Monat, die sich meine 12.50 Franken Abogebühr teilen. Jeder Play von mir ist somit 0.6 Rappen wert. Es ist schon deprimierend, wie wenig Wert Musik heute hat.

Nina Damsch (Noisey Deutschland)

Goldener Geschmack

Auch wenn das Leben und besonders ein Artikel über irgendeinen komischen Spotify-Algorithmus keine Wettkämpfe sind, möchte ich an dieser Stelle mal anmerken, wer von Noisey hier offensichtlich den exquisitesten und diversesten Musikgeschmack hat … Just saying.

Was war mein Passwort schon wieder?

Um direkt meine Aussage zu relativieren: vielleicht ergab mein Spotify-Jahresrückblick nur deswegen so wenige Ausreißer in die Täler der Peinlichkeit und Whackness, weil ich einfach keine Musik höre. Nicht mal 10.000 Stunden? Peinlich für eine Musikredakteurin, aber ich kann es erklären!

Erstens: Ich benutze zwei Spotify-Accounts. Den von Noisey und meinen persönlichen. Ich habe keine Ahnung, auf welchen Geräten ich mit welchem verbunden bin, da ich mein Leben und meine Passwörter nicht unter Kontrolle habe. Mein persönlicher muss also eindeutig der sein, der als einziger noch mit meinem iPod Nano verbunden ist.

Zweitens: Ich höre sehr viel Harry Potter, seit es draußen und in den Herzen wieder kühler geworden ist. Es beruhigt mich einfach. Ist wie Therapie. Und Harry gibt's leider nicht auf Spotify, sondern auf YouTube. Ihr seid also komplett selber an meiner Abwesenheit auf euer Plattform schuld, Spotify!

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Lügenfy!

Eine dritte Erklärung könnte sein, dass Spotify einfach lügt. Lügenfy! Denn ich schwöre auf meine ungeborenen Kinder, dass ich nie, nie, nie Bibi und Tina angehört habe. Schon gar nicht freiwillig. Ich hasste Bibi, Tina, Amadeus und auch Sabrina schon als Kind. Was ist denn Sabrina überhaupt bitte für ein Name für ein Pferd?

Direkt wieder eine Runde '"Halbblutprinz'" einlegen, um wieder runterzukommen. Pech gehabt, Spotify.

Christoph Benkeser (Noisey Österreich)

Ich hab kein Spotify (nur Apple Music).

Claire Braun (Noisey Schweiz)

Nein, ich mag Oasis nicht! Vielleicht …

Dass Chamber Pop mein absolut liebstes Lieblings-Subgenre ist, kann ich durchaus bestätigen. Nachdem ich Chamber Pop gegoogelt hab. Ich bin ja auch eine der wenigen 314.031 Streamerinnen des Genres. So einzigartig! Ich gebe ja zu, unter der Dusche auch schon "Wonderwall" von Oasis in den Duschkopf gebrüllt zu haben. Früher. Gestern.

Ich hab jemanden entdeckt, den ich nicht entdeckt hab!

Wer zur Hölle ist Enno Aare, den ich scheinbar entdeckt haben soll?! Wie ich soeben herausfinden durfte, macht der schnulzigen Piano-Sound. Entweder hat sich mein kleiner Trapper-Bruder an meinem Spotify-Account zu schaffen gemacht. Oder ich buddelte, von meinen jährlichen Winterdepressionen befallen, mein Elendsloch mit Enno Aare noch ein bisschen tiefer. In diesem Fall hoffe ich, dass ich 2018 etwas coolere Heul-Musik entdeckt hab, um den Winter zu überstehen. Und die hör ich mir dann auf meinem iPod an. Ohne Internet. In meinem Bett und fernab von Menschen, die mich judgen, Spotify!

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Patricia Bartos (Noisey Österreich)

Erste Male sind oft scheiße, hier ist der Beweis

Hier habe ich mich beim Durchschauen der Slides mit dem Bild von Döll schon darüber gefreut, dass das hier für mich nicht ganz so peinlich wird. Tja, da habe ich die Rechnung ohne "House Every Weekend" gemacht. Das hat meine Freude wieder zerschmettert, so wie David Zowie unsere Ohren mit dieser Trash-Party-Hymne. Dafür gibt es tatsächlich keine Entschuldigung. In Zukunft werde ich meine musikalischen Geschmacksverirrungen aber auf YouTube ausleben, da haut man mir wenigstens keinen Jahresrückblick ins Gesicht!

Spotify verursacht meine erste Existenzkrise. Danke für nichts!

Wenn bei deinem personalisierten Jahresrückblick plötzlich "Do-Re-Mi" vom Sound of Music-Soundtrack auftaucht, dann fragst du dich, wo im Leben du eigentlich falsch abgebogen bist. Dass US-Amerikaner bei ihren Vorstellungen von Blumenwiesen und süßen Kühen bei Sound of Music dahinschmelzen, ist nichts Neues. Dass sich ein Lied dieses Musicals in meine Favorites eingeschlichen hat, aber schon. Liebes Spotify-Team, wenn ihr mir jetzt noch mitteilen könntet, bei welchem Anfall von Bergsehnsucht das passiert ist, wäre ich euch sehr verbunden. Mit einem schlechten "Bum Bum Tam Tam"-Remix aus euren "Das kannst du besser!"-Vorschlägen helft ihr mir nämlich auch nicht weiter!

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