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Beef um Killer-Roboter: Musk und Zuckerberg zanken sich um KI-Skills

Der eine beschwört den Weltuntergang, der andere sagt “Mach dich locker” und grillt sich nebenher ein Steak: So albern der neue Streit der beiden Tech-Milliardäre scheint, so wichtig ist das Thema.
Bild: FB Live / imago Montage: Motherboard

Streiten sich zwei Tech-Milliardäre um Killerroboter. Sagt der eine zum anderen: 'Du bist so negativ'; daraufhin der andere: 'Du bist so dumm'. End of Story. So oder so ähnlich lief die aktuelle Episode des öffentlichen Dauer-Beefs zwischen Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Tesla-Chef Elon Musk.

Vom Zaun gebrochen hatte den jüngsten Zank Zuckerberg. Lässig vor seinem Smoker abhängend beantwortete er während eines Facebook-Live-Videos in seinem Garten eine Zuschauerfrage zu Musk. Der hatte vor wenigen Tagen mal wieder vor dem Ende der Menschheit durch wildgewordene Künstliche Intelligenzen gewarnt. Wie sich das für einen guten Diss gehört, stichelte Zuckerberg gegen Musk, ohne dessen Namen zu nennen: „Leute, die Neinsager sind und versuchen Untergangsszenarien aufzubauschen – ich verstehe das einfach nicht. Es ist wirklich negativ und in gewisser Hinsicht halte ich es für ziemlich unverantwortlich. Ich sehe nicht, wie man das guten Gewissens tun kann." (Minute 32:45)

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Vorausgegangen war ein Auftritt Musks auf dem Sommertreffen der US-Gouverneure, auf dem der Tech-Visionär intelligente Maschinen als „existentielle Bedrohung für die menschliche Zivilisation" bezeichnete. Er forderte daher, KI „proaktiv" zu regulieren – also bevor die Maschinen irgendwelche Superfähigkeiten entwickelt haben, die nicht mehr rückgängig zu machen sind – statt erst zu reagieren, wenn „eine Reihe schlimmer Dinge" passiert sind.

Elon Musk disst zurück: "Marks Verständnis des Themas ist beschränkt."

Eigentlich ein valider Punkt, könnte man meinen, doch nicht für den KI-Freund Zuckerberg. Er halte wenig von derlei präventiver Regulierung, gab er in der Garten-Live-Übertragung zu verstehen, die er immer wieder unterbrechen musste, weil er sich parallel um den Grill im Hintergrund kümmern musste. Zuckerberg bezeichnete sich außerdem als Optimisten („Ich denke, man kann Dinge bauen und die Welt damit verbessern"), der vor allem die Chancen Künstlicher Intelligenzen sieht, etwa im Verkehr oder im Gesundheitsbereich. Doch bevor man weitere Vorzüge denkender Maschinen aus Zuckerbergscher Sicht erfahren durfte, wird der KI-Prophet von seiner Frau jäh unterbrochen, die im Hintergrund am Grill herumfuhrwerkt und die zu niedrige Brutzeltemperatur beklagt. Die Ode an die Maschine endet abrupt.

Doch da waren die Worte schon in der Welt. Keine 24 Stunden später folgte die vernichtende Replik des Tesla-/SpaceX-/OpenAI-Chefs via Twitter mit einer Ansage, wer in Sachen KI die Hosen anhabe: "Ich habe mit Mark darüber gesprochen. Sein Verständnis des Themas ist begrenzt."

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Pragmatiker vs. Visionär: Wer hat Recht?

Wer hat nun Recht? Ist Musk ein Angstmacher, dessen Regulierungswut weltverbessernde Innovationen abwürgt, oder ist Zuckerberg in Sachen KI ein Halbgebildeter, für den kluge Computer nur eine vorübergehende „fun intellectual challenge" ist, die jedes Jahr wechselt (zuvor: "zwei Bücher pro Monat lesen" oder "täglich jemand neues kennenlernen")?

Wenn es um die Credits auf dem Feld der KI-Entwicklung geht, kann Zuckerberg nur mit Not mit Musk mithalten: Musk steht als Tesla-Chef an der Speerspitze der Entwicklung autonomer Autos, hat schon früh in so vielversprechende KI-Projekte wie DeepMind und Vicarious investiert und er ist Co-Gründer von OpenAI, die KI auf Open-Source-Basis entwickeln will.

Zuckerberg ließ Chat-Bots für Facebook entwickeln, kaufte das Forscher-Startup Meta und entwickelte Jarvis, einen Hausroboter, der ihm beim Müll entsorgen hilft. Zuckerberg ist nicht nur Optimist, sondern auch Pragmatiker – mit apokalyptischen Szenarien in der fernen Zukunft kann er wenig anfangen.

Doch auch in der Wissenschaft gibt es viele Forscher, etwa die Physiker-Koryphäe Stephen Hawkings, die Musks Bedenken teilen. In einem Offenen Brief über Künstliche Intelligenz warnten Hawkings und andere vor einem Entwicklungspunkt, an dem intelligente Maschinen sich selbst verändern können. Wenn dieser Punkt erreicht wird, könnte es zu einer 'Intelligenz-Explosion' kommen: KI würden sich in einer Geschwindigkeit selbst verbessern, die der Mensch nicht mehr verstehen könnte – mögliche Folge: die Ausrottung der Menschheit.

Doch auch trotz Musks prominenter Forscher-Freunde sowie seiner Verdienste im KI-Bereich, sind seine Kassandra-Rufe nicht bei allen Mitgliedern seiner Zunft beliebt. Mit Larry Page, Chef der Google-Mutter Alphabet und ein Freund Musks, gab es schon mehrmals Spannungen wegen des KI-Themas, wie Musk selbst zugab. Auch Googles Ex-Chef Eric Schmidt, KI-Forscher wie Oren Etzioni und Thomas Dietterich sehen Musks Alarmglocken kritisch. Oder in den Worten von Robotik-Forscher Rodney Brooke vom Massachusetts Institute of Technology (MIT): „Eine Regulierung bezieht sich entweder auf etwas, was schon da ist, oder es bezieht sich auf nichts. Wenn es sich auf nichts bezieht, warum zur Hölle braucht man dann eine Regulierung? Sag' mir Elon, welches Verhalten möchtest du verändern?"

Es ist tatsächlich eine gute Frage, die für die Entwicklung und Risikoabschätzung bei zukünftigen KI-Helfern entscheidend werden könnte. Doch selbst wer sich gar nicht für Killerroboter der Zukunft, sondern eigentlich nur um den Beef zweier eitler Pfauen aus dem Silicon Valley interessiert, den können wir beruhigen: Die nächste Runde kommt bestimmt.