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Throwback Thursday am Donnerstag

Dieses lang verschollene Video zeigt die ganze besoffene Schönheit des 90er-Metal

Nach Grunge und vor Nu-Metal sind in den Neunzigern viele genial-komische Sachen im Metal passiert. Dieses Video vom Dynamo-Festival 1995 bringt den Wahnsinn perfekt auf den Punkt.

Nachdem Grunge Anfang der 1990er Thrash Metal, Gitarrensoli und alles, was "Show" war, per Rundumschlag gekillt hatte, wurde vor allem von diversen Metal-Medien die große Katerstimmung ausgerufen. Ist Metal tot? Braucht es noch Gitarrenhelden? Sollen wir unser Magazin umbenennen, weil wir plötzlich auch über The Prodigys "Firestarter" schreiben? Müssen wir jetzt auch über HipHop berichten, weil er gerade als "Crossover" die Metalfestivals infiltriert? Da konnte man es kaum erwarten, dass die nächste Ausgabe des Metal Hammer einen darüber informiert, wie man sich denn nun als Metal-Fan verhalten und was man auf welche Weise hören sollte. Aus heutiger Sicht wirken die damaligen Probleme einer Szene zwischen den Stühlen fast schon so putzig wie die eigenen Problemchen zwischen der Doppelstunde Mathe und Frühpubertät.

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Doch während die Alten, also die großen Geschwister und die Metalheads in den Redaktionen, scheinbar weder ein noch aus wussten, wurde man als wesentlich jüngerer Teen einfach mitgerissen. Von neuen, ungemein experimentierfreudigen, manchmal wirren, aber auch extrem coolen Bands, die ein Vakuum füllten, das es eigentlich nur in den Köpfen gab. Crossover, Groove-Metal, Post-Industrial, Funk-Metal, der Tribal-Sound von Sepultura oder auch die perfekt zu jugendlichen Depriphasen passende Musik von Life of Agony oder Type O Negative: Es gab alles auf einmal. Das führte dazu, dass der Alltag als Fan harter Gitarren sehr viel bunter und abenteuerlicher war als zur Grunge- oder der noch viel eintönigeren Nu-Metal-Zeit.

Ein nahezu perfektes Spiegelbild dieser kurzen Jahre, in denen irgendwie jeder machen konnte, was er wollte, liefert dieser Beitrag vom legendären Dynamo Festival im holländischen Eindhoven aus dem Jahr 1995. MTVs Headbangers Ball war damals vor Ort, die "Moderation" des Festival-Specials hat man kurzerhand den Rap-Metal-Schwergewichten von Biohazard überlassen. Und so tun Evan, Billy, Danny und Bobby auch ihr Bestes, irgendwie sowas wie Interviews mit Bands wie Paradise Lost, Machine Head oder Warrior Soul zustande zu kriegen. Bands, die teilweise stilistisch nicht weiter von ihnen entfernt hätten sein können. Dass es zu dieser Zeit noch kein Internet gab, wird abschnittsweise besonders deutlich, wenn man merkt, dass die Musiker höchstens schon mal voneinander gehört hatten und darin, dass zwischen "Europe" und "We're from the USA" buchstäblich noch Welten lagen.

Bisher gab es online lediglich Ausschnitte aus dieser einstündigen MTV-Sondersendung von damals. Es ist wahrscheinlich einer kürzlich digitalisierten VHS-Kassette des Users jupit ng. zu verdanken, dass es dieses unterhaltsame, meistens besoffene, vor allem aber herzlich ehrliche Dokument einer im besten Sinne komischen Zeit im Metal jetzt in voller Länger zu feiern gibt.

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